Glücksgriff
Unternehmerin zu werden und zu erleben, wie die eigenen brillanten neuen Ideen ausgelacht wurden.
»Miranda«, sagte Fenn, als sie sie ihm am nächsten Morgen in der Arbeit erklärt hatte, »das kannst du nicht machen.«
»Warum nicht? Anita Roddick wäre stolz auf mich.« Miranda zeigte mit ihrem Besen auf den Boden. »Du schneidest Haare, ich fege sie auf, sie werden in den Eimer gekehrt … siehst du nicht, was das für eine Verschwendung ist? Wir reden hier über berühmte Haare, Fenn. Die Leute würden gutes Geld für Haare zahlen, die ihren Lieblingspromis gehört haben. Wir könnten kleine Strähnen locken, sie in Perspex rahmen und sie als Schmuck verkaufen … zum Beispiel wenn jemand ein Barry-Manilow-Fan ist, könnte er eine Kette mit einem Stück von Barry Manilow tragen … stell dir das nur vor!«
Schweigen. Ihr war der Atem ausgegangen.
»Und Corinne macht unsere Pediküre«, ergänzte Fenn. »Sie könnte die ganzen Nägel sammeln. Wir könnten sie Zehennägel der ›oberen zehntausend‹ nennen.«
Miranda sah ihn an.
»Du machst dich lustig über mich.«
»Und dann gibt es noch das Wachsen, wir könnten das ›Beinhaare zum Bewahren‹ nennen.«
»Das ist die beste Idee, die ich je hatte«, klagte sie, »und du willst sie nicht mal ernst nehmen. Wir könnten reich werden!«
Fenn, der schon reich war, sah über Mirandas Schulter, als die Salontür aufgestoßen wurde.
»Miranda, glaube mir, die Zehennägel anderer Leute zu stehlen ist keine …«
»Oh, jetzt verdrehst du nur alles.« Miranda war außer sich und hätte ihn treten können. »Ich habe nur vom Haar gesprochen. Zehennägel zu stehlen war deine Idee.«
Nochmal verblüfftes Schweigen. O Gott, vielleicht war sie ein bisschen laut gewesen. Sie hatte nicht beabsichtigt …
»Ist das nicht super«, näselte eine amüsierte Stimme hinter ihr, »wenn man nur einen Teil eines Gesprächs mithört und sich einfach nicht vorstellen kann, worum es geht?«
Nicht nur eine amüsierte Stimme, sondern eine vertraute. Miranda spürte, wie sich alle Haare in ihrem Nacken sträubten. Sie fuhr herum, den Mund dümmlich offen, und stand Miles Harper gegenüber.
Er stand dort und lachte sie an; er trug ein schwarzes Poloshirt und schwarze Jeans und sah so wahnsinnig gut aus, dass ihr die Luft wegblieb. Himmel, war das peinlich, nun musste sie reden, und sie hatte Angst, ihn zu begrüßen für den Fall, dass es ganz anders herauskam.
Etwas Schauderhaftes wie: O Miles, warum vergeudest du deine Zeit mit dieser hirntoten Daisy Schofield, wenn du stattdessen mich haben könntest?
Der Name brachte Miranda mit einem dumpfen Knall zurück zur Erde. Verdammt, deshalb war er wohl in den Salon gekommen.
Wie durch Magie löste sich ihre Zunge.
»Sie ist nicht hier.«
»Wer?«
»Daisy.« Oh, diese boshaften grünen Augen – es war so unfair!
»Ich weiß, dass sie nicht hier ist.« Miles grinste. »Sie ist in Sydney.«
Miranda verhaspelte sich und fragte: »Also, ähem, willst du einen Termin haben?«
»Um Daisy in Sydney zu sehen? Nein, danke.« Miles amüsierte sich eindeutig.
»Okay, wenn ich sie mir kurz ausborge?« Er hob die Augenbrauen und sah Fenn an.
»Passen Sie auf Ihre Fingernägel auf«, mahnte Fenn.
Miles führte Miranda aus dem überfüllten Mittelbereich des Salons heraus. Als man sie nicht länger hören konnte, sagte er: »Ich wollte dich sehen.«
Miranda merkte, wie ihre Knie nachgaben. Sie lehnte sich an den Stuhl hinter sich und vergaß, dass es ein Drehstuhl war. Mit seinen legendären Reflexen packte Miles sie gerade noch rechtzeitig.
»Ich musste kommen.« Seine Stimme klang seelenvoll. »Du hast nie geschrieben, nie angerufen. Wir waren phantastisch zusammen, ich dachte, wir hätten eine echte Zukunft … aber du warst grausam, hast mich weggeworfen wie eine alte Wassermelone. Du hast mir das Herz gebrochen …«
»Wie eine alte Wassermelone?«, schlug Miranda vor. Das war besser, mit dieser Art Geplänkel konnte sie umgehen.
Miles lächelte leicht und schüttelte den Kopf. »Warum konnte ich einfach nicht aufhören, an dich zu denken?«
»Ein guter Wassermelonenpartner ist schwer zu finden.«
»Das Ärgerliche ist, du glaubst, ich mache Witze. Und das tue ich nicht.«
Doch, doch, doch.
O verdammt, oder etwa nicht?
»Alle sch-schauen uns an«, stammelte Miranda.
»Und?«
»Sie fragen sich, was los ist.«
»Ich auch. Ich habe dich eingeladen und du hast abgelehnt. Niemand hat das bis jetzt getan.«
»Du hast
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