Glücksgriff
»Nein, nein, nein!«
»Er wird einen Profi anheuern«, erklärte Chloe besänftigend. So etwas machten reiche Leute.
»Das werde ich nicht«, widersprach Fenn schaudernd. »Sie übertreiben immer maßlos, und man darf nie etwas Normales verlangen.«
Miranda, die das Interesse verlor, weil sie eindeutig nicht mitmachen durfte, sagte: »Ich bin am Verhungern. Will noch jemand ein Sandwich?«
Sobald sie verschwunden war, lehnte sich Fenn vor und fragte: »Wie ist sie hier bei Ihnen gewesen?«
»Heiter und fröhlich nach außen und ruhig innerlich.« Florence blies eine Reihe Rauchringe in die Luft.
Fenn nickte. »Wie in der Arbeit.«
»Sie bleibt jeden Abend zu Hause«, bemerkte Chloe.
»Tut so, als sei alles in Ordnung.« Florence drückte ihre Zigarette aus. »Wo sie doch eigentlich ausgehen und sich amüsieren sollte. Das braucht Miranda natürlich wirklich. Einen neuen Mann, der sie vom alten ablenkt.«
Die Art, wie sich Florence’ Lippen bei der Anspielung auf Greg kräuselten, erinnerte Fenn an etwas anderes, das ihn verwirrt hatte.
»Warum hat Danny ihr noch nicht das Hochzeitsvideo gezeigt? Ich habe Miranda gefragt, und sie sagte, sie habe es noch nicht gesehen.«
»Sie wollte nicht«, erklärte Chloe. »Er hat es hergebracht, und Miranda ist rausgegangen. Wir haben es angeschaut«, fuhr sie fröhlich fort. »Es war toll.«
»Die Frage ist, wen konnte Miranda nicht aushalten?« Florence klang schelmisch. »Das Video oder Danny Delancey?«
Fenn war mit seinem Guiness fertig. Er sah auf die Uhr.
»Ich geh besser. Je schneller ich die Kisten aus meinem Wohnzimmer räume, desto schneller kann ich den Zebrateppich rausreißen.« Er sah Chloe an. »Wie bist du im Aussuchen von dem, was zusammenpasst und was nicht? Ich habe das Wochenende mit Farbtabellen und Tapetenmustern verbracht. Ich könnte eine zweite Meinung brauchen«, sagte er locker. »Solange es nicht Mirandas ist.«
Erschreckt meinte Chloe: »Ich bin keine Expertin.«
»Ich habe dir doch gesagt, ich will keinen Experten. Ein Experte würde auf magentaroten Decken, türkisfarbenen Wänden aus Marmorimitat und Girlandenrolläden mit Rüschen dran bestehen. Ich will nur etwas Normales.« Fenn zuckte die Achseln. »Wovon ich keine Kopfschmerzen bekomme.«
Beruhigt nickte Chloe.
»Nun, mit etwas Normalem komme ich sicher klar. Wenn du …«
»Da bin ich!« Triumphierend knallte Miranda zwei Teller mit tropfenden Sandwiches auf den Tisch. »Räucherspeck mit Barbecuesauce, Brathuhn und Mayonnaise, Käse und Zwiebel mit Ketchup.« Sie strahlte. »Esst sie, bevor sie durchweichen.«
»Und da fragt sie sich, warum ich meine Wohnung nicht von ihr renovieren lasse«, meinte Fenn. Er stand auf und beäugte Miranda streng. »Acht Uhr morgen früh. Pünktlich.«
Miranda nickte, sie hatte den Mund voll mit einem wunderbar knusprigen Sandwich. Aus irgendeinem Grund aß sie als Einzige. Ehrlich, manche Leute hatten keinen Sinn für Experimente.
»Wie ist es mit dir?« Fenn wandte sich an Chloe. »Gegen sechs morgen Abend?«
»Gut.«
He, he, dachte Miranda, geheime Verabredungen hinter meinem Rücken – was soll das denn?
»Das ist diskriminierend«, protestierte sie. »Warum heißt es bei ihr gegen sechs und ich muss pünktlich sein?«
»Weil Chloe mir einen Gefallen tut und ich dir einen tue.«
Blitzartig wusste Miranda, was der andere Gefallen war.
»Och, das ist so gemein«, jammerte sie. »Du hast Chloe gebeten, dir zu helfen, neue Sachen für deine Wohnung auszusuchen.«
»Vielleicht könnten wir beide helfen«, schlug Chloe verlegen vor.
»Nein, könntet ihr verdammt nochmal nicht.« Fenn blieb fest. »Es ist meine Wohnung, und ich bitte, wen ich will.«
»Aber …«
»Kein Betteln und keine emotionale Erpressung«, ermahnte er Miranda.
Sie grummelte.
»Schau, ich weiß, du hast im Augenblick die Nase voll«, fuhr Fenn freundlicher fort. »Du langweilst dich und willst Spaß. Ich will nur nicht, dass du dich in meiner Wohnung austobst.«
Mirandas Schultern fielen herab. Natürlich hatte er Recht – tief drinnen wusste sie, dass ihre Geschmäcker weit auseinander gingen.
Oh, aber wie lange sollte sie sich noch so fühlen, elend leer und so einsam, dass sie weinen könnte?
Müde griff Miranda nach einem weiteren Sandwich. Schon durchweicht wie ihr Leben. Spaß, hatte Fenn gesagt?
So wie es im Moment lief, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals wieder Spaß zu haben.
41
Es war noch deprimierender, zu beschließen,
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