Glücksgriff
Nachmittagssonne auf. Als sie spürte, wie ein Insekt sie an der Nase kitzelte, schlug sie es lässig weg, ohne die Augen zu öffnen.
Dann kam es wieder. Chloe sah auf und erblickte Miranda.
»Bsss, bss.« Miranda wackelte mit dem Grashalm in ihrer Hand. »Wach auf, wir haben Besuch.«
»Wen?«
»Meinen neuen Chauffeur.«
»Wer?« Während sie sich aufsetzte, spürte Chloe, wie die Träger ihres Bikinioberteils ihr in die Schultern schnitten. Es war der Bikini vom letzten Jahr, geschaffen für eine viel weniger aufgeblasene Figur. Nun ergossen sich ihre Brüste wie riesige Eiskugeln, die in zu kleinen Tüten steckten, über die Cups.
Und ihr Bikinihöschen, das sich tapfer an den Säumen dehnte … nun, Chloe vertraute dem Lycra-Wunder und der Tatsache, dass man in Florence’ Garten nicht reinschauen konnte.
»Mein neuer persönlicher Chauffeur«, verkündete Miranda selbstgefällig. »Fenn.«
»Was? O mein Gott …«
»Keine Panik. Ich bin sicher, er hat schon spärlich bekleidete Frauen gesehen.«
O ja, spärlich bekleidete Frauen, die so viel wiegen wie eine meiner Nieren, dachte Chloe panisch.
»Hol meinen Sarong«, jammerte sie. Iiih, ihr Sarong war durchsichtig. »Nein, bring mir Handtücher, viele Handtücher!«
»Du bist blöd, du siehst gut aus.« Miranda blickte auf zum Haus. »Ist sowieso zu spät. Er ist hier.«
Fenn rollte Florence die Rampe herunter. Chloe wand sich und fragte sich, ob sie sich unter der Liege verstecken konnte. Ihr Gesicht brannte: Wie konnten alle nur so unsensibel sein?
Miranda neckte: »Man könnte denken, du seist in Fenn verknallt.«
»Handtücher.« Chloe funkelte sie so Furcht einflößend wie möglich an. Lächerlich – sie war in keiner Weise in Fenn verknallt. Sie wollte nur nicht, dass er sie
so
sah.
Fenn hörte den gezischten Befehl über den Rasen und erriet sofort den Grund von Chloes Sorge.
»Nur eine Sekunde«, sagte er zu Florence und eilte zurück in die Küche; kurz darauf kam er mit dem smaragdgrünen Sarong zurück, den er über der Lehne eines Stuhls entdeckt hatte.
Dankbar für Fenns Takt, aber immer noch kaum in der Lage, ihn anzusehen, wickelte sich Chloe den Sarong um. O Himmel, es war besser als nichts, doch ihr wäre ein Badehandtuch trotzdem lieber gewesen. Oder eine riesige Decke.
»Fenn ist in eine neue Wohnung gezogen«, erklärte Florence, die Guiness-Flaschen verteilte. »Nach Holland Park.«
Chloes Augenbrauen schossen hoch. »Was hat mit dem Haus in Hampstead nicht gestimmt?«
Fenn zuckte die Achseln. Abgesehen davon, dass es in Hampstead lag, hatte alles daran gestimmt.
»Ich kam zu spät. Jemand hat es mir weggeschnappt.«
»Ist das nicht schade? Also musste er sich für etwas anderes entscheiden«, krähte Miranda. »Und nun muss ich nicht mehr die U-Bahn erwischen«, sie tanzte vor Freude, »weil Fenn mich in die Arbeit mitnimmt.«
Florence tätschelte seinen Arm.
»Wenn Sie mich fragen, hätten Sie bei Hampstead bleiben sollen.« Sie senkte die Stimme. »Sie singt, wissen Sie, morgens.«
Fenn fragte sich allmählich, ob er einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
»Aber nicht in meinem Auto.«
»Trotzdem ist es nett, wir werden mehr von Ihnen sehen«, fuhr Florence fröhlich fort.
Vielleicht doch kein so furchtbarer Fehler.
Solange er nicht mehr von mir sieht, dachte Chloe und grämte sich. Dabei versuchte sie, die dünne Baumwolle ihres Sarongs weiter über ihre Brüste zu ziehen.
»Wie ist denn die Wohnung?« Florence nahm einen Schluck Guiness. »Alles in Ordnung?«
»Denken Sie an Peter Stringfellow vor zwanzig Jahren«, bemerkte Fenn. »Mit Knöpfen dran.«
»Hah!«, kicherte Florence. »Ein Bumspolster.«
Miranda grinste. Chloe, die noch leicht zu schockieren war, prustete in ihren Drink.
Fenn antwortete ernst: »Mehr ein Bumspalast.«
»Nicht Ihr Ding?«
»Das kann man sagen. Jedes Mal, wenn ich einen Schrank aufmache, erwarte ich fast, ein vergessenes Bunny-Häschen herauspurzeln zu sehen.«
»Ich kann dir helfen, was Neues auszusuchen«, rief Miranda aus. »Ehrlich, ich bin toll darin. Ich hätte Innenarchitektin werden sollen.«
»O ja, meine neue Tapete aussuchen lassen von jemandem mit grünem und blauem Haar. Tolle Idee«, meinte Fenn. Er hob die Augenbrauen und sah Chloe an. »Willst du mir nicht helfen? Lass dir eine Möglichkeit einfallen, nein zu sagen, ohne ihre Gefühle zu verletzen.«
»Aber ich wäre toll«, protestierte Miranda. »Wirklich!«
»Nein«, ahmte Fenn ihr Flehen nach.
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