Glücksgriff
bemühte sich fair zu sein. Greg schien nett zu sein und charmant; es hatte mit ihm nur nicht automatisch klick bei ihr gemacht wie mit dem anderen, mit Danny. Sie wusste, wer von den beiden ihr lieber war.
Doch das war nicht der Punkt; Greg war derjenige, von dem Miranda wollte, dass sie ihn mochte, und wie konnte sie ihn tadeln? Er sah gut aus, war gut gekleidet, höflich … und eindeutig genau so angetan von Miranda wie umgekehrt.
Und wenn der Charme auch ein wenig gezwungen wirkte, einen Hauch übertrieben … nun, Florence gestand zu, dass er wahrscheinlich nichts dafür konnte. Das war zweifellos ein unglücklicher Nebeneffekt, weil er jahrelang Versicherungen verkauft hatte.
»Er scheint sehr nett zu sein«, wiederholte sie, griff nach ihren Zigaretten und wechselte geschickt das Thema. »Übrigens, bevor du gehst, lass mich dir noch von meinem Besuch heute Nachmittag erzählen.«
Miranda verbarg ihre Enttäuschung. Sie wollte nichts über einen langweiligen Besuch hören, sie wollte, dass Florence ein Loblied auf Greg sang – am liebsten mit wahnsinniger Begeisterung – und ihr wieder und wieder sagte, wie vollkommen er war. Bis jetzt hatte sie nur
sehr nett
gehört, in einem Ton, den Erwachsene für Fünfjährige reservierten, wenn man ihnen ein Bild überreichte – Ist das ein Traktor? Ist es ein Flugzeug? –, das sie bewundern sollten.
Miranda schluckte ihre Ungeduld herunter, zwang sich, interessiert zu klingen und sagte: »Besuch. Okay, schieß los.«
»Ich habe Chloe gebeten, vorbeizukommen. Die schwangere Chloe, die für Bruce arbeitet«, ergänzte Florence, als Miranda verständnislos dreinblickte.
»Ach ja.«
»Sie musste ihre Wohnung aufgeben. Der Ehemann weigert sich, finanziell zu helfen. Sie ist ein liebes Mädchen.«
Nur nicht sehr helle, dachte Miranda, wenn das die Art Mann war, die sie geheiratet hatte.
Sie vermutete, dass Florence dem Mädchen Geld zugesteckt hatte.
»Ich habe ihr gesagt, dass sie bei uns einziehen kann.«
»Was!«
»Nicht für immer«, erklärte Florence. »Nur bis sie alles geklärt hat.«
»Aber das könnte Jahre dauern! Sie hat noch nicht mal das Baby.« Miranda war beunruhigt. »Du meinst, du hast ihr das Zimmer neben meinem angeboten?«
Ach toll, vielen Dank.
»Sie ist verzweifelt«, sagte Florence ruhig.
»Ehrlich, und mich nennst du weichherzig! Ich habe nur meine Sandwiches mit einem Unglücksraben geteilt«, protestierte Miranda. Na ja, einem falschen Unglücksraben. »Du aber nimmst jemanden in dein Haus auf.«
»Es ist groß genug. Außerdem«, fügte Florence hinzu, »langweile ich mich alleine hier. Ich genieße die Gesellschaft.«
»Die Gesellschaft eines schreienden Babys?«, sagte Miranda aufgebracht. »Es wird nicht wissen, wie man Poker spielt, falls du darauf aus bist. Und was ist mit all den schlaflosen Nächten? Die wirst du kaum genießen.«
»Ich bin sicher, Chloe wird bis dahin etwas zum Wohnen gefunden haben. Wie ich schon sagte, es ist nur übergangsweise.«
»Nun, ich denke trotzdem, du bist verrückt.«
»Nicht verrückt, nur gelangweilt. Und sieh es mal positiv«, sagte Florence fröhlich. »Es wird Bruce und Verity ohne Ende ärgern.«
Bruce und Verity waren nicht die Einzigen. Miranda war erleichtert, Gregs Schritte auf der Treppe zu hören.
»Du bist nicht begeistert«, stellte Florence fest, als Greg in der Tür erschien. »Tut mir Leid, Liebes. Vielleicht hätte ich dich erst fragen sollen.«
Sie klang enttäuscht. Miranda kaute auf ihrer Lippe, als Schuldgefühle sie überkamen. Es sah ihr wirklich nicht ähnlich, so kalt zu sein.
Gut, so egoistisch, widerborstig und gemein.
Schließlich war das hier Florence’ Haus. Sie konnte aufnehmen, wen immer sie mochte.
»Keine Sorge, ist schon in Ordnung.« Miranda wandte sich an Greg. »Florence sammelt Obdachlose und Streuner«, erklärte sie. »Ein obdachloses schwangeres Mädchen wird bei uns einziehen.«
»Besser bei euch als bei mir«, gab Greg zurück. Ungeduldig spielte er mit den Autoschlüsseln; schwangere Frauen waren nicht sein bevorzugtes Gesprächsthema.
»Die Sache ist die, das Zimmer muss renoviert werden.« Florence sah Miranda an. »Ich habe mich gefragt, ob du es nicht ausmalen könntest, bevor sie einzieht.«
»Kein Problem.« Miranda nickte heftig, begierig, ihre Schroffheit von vorhin wieder gutzumachen. Sie berührte Gregs Ärmel. »Wir könnten es am Sonntag machen, oder? Sodass es richtig schön aussieht.«
»Ich würde gerne«, log
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