Glücksgriff
Viertel vor acht. Mr. Ungeduld, dachte Florence belustigt, als sie durch den Flur rollte. Von oben hörte man, wie Miranda immer noch fröhlich in der Badewanne planschte.
»Er ist da«, schrie Florence die Treppe hoch. »Keine Sorge, ich gehe sanft mit ihm um.«
Sie machte die Haustür auf und stand Mirandas neuem Freund gegenüber. Schwarzes Haar und dunkelbraune Augen, bemerkte Florence anerkennend; sie hatte selbst immer ein Faible für Männer mit dunkelbraunen Augen gehabt. Die Kleidung – alte Jeans und ein verblichenes schwarzes Polo-Shirt – waren eine kleine Enttäuschung, in Florence’ Augen ein bisschen zu locker für ein heißes Date, aber so waren die jungen Leute heutzutage. Außerdem entschädigte einen der Körper unter den schäbigen Kleidern mehr als genug.
»Hallo, kommen Sie herein, schön, Sie endlich kennen zu lernen.« Er erinnerte sie an jemanden, sie nahm an, an einen Schauspieler aus dem Fernsehen. »Ich habe von Miranda schon viel von Ihnen gehört. Sie ist übrigens im Bad, deshalb kümmere ich mich um Sie, bis sie sich schön gemacht hat.«
»Oh, in Ordnung.« Er sah überrascht, aber erfreut aus. »Ist mir recht. Es ist auch schön, Sie kennen zu lernen.«
»Hier entlang.« Florence setzte zurück und führte ihn geschickt in das Wohnzimmer.
»Sie werden mich doch nicht mit dem Rollstuhl überfahren, oder?«, fragte er grinsend. »Miranda hat mich davor gewarnt.«
»Warum sollte ich Sie überfahren wollen? Nun sagen Sie mir, was Sie trinken möchten. Ich habe eine Flasche Weißwein offen, aber es ist auch Bier im Kühlschrank, falls Sie das lieber wollen.«
»Wein wäre super. Wir werden versuchen, diesmal nicht Ihre Gläser zu verlieren.«
»Meine Gläser?« Florence fragte sich, warum er so amüsiert klang. Sie hatte nicht den kleinsten Schimmer, wo ihre Augengläser waren – wahrscheinlich irgendwo in einer Schublade vergraben. »Um ehrlich zu sein, ich trage sie nie. Zu eitel.«
Als sie sich umdrehte, sah Mirandas Freund sie leicht seltsam an.
»Ich meine die Gläser, die Sie am Parliament Hill vergessen haben.«
»Ach die! Hat Miranda Ihnen davon erzählt?« Florence lachte, als sie sich an den abrupten Aufbruch erinnerte. »Ha, das war ein lustiger Tag.«
»Tatsächlich …«
»Wohin gehen Sie heute Abend mit ihr?«
»Hm, ich glaube, hier ist irgendwas durcheinander.«
Klick, klick, machte es in Florence’ Hirn. Sie stellte die Flasche ab, die sie gerade einschenken wollte, und blickte unverwandt ihren Besucher an.
Da war eindeutig etwas an den dunkelbraunen Augen …
Klick Klick Klick …
»O nein«, rief sie schließlich aus, »Sie müssen mich für völlig blöde halten. Sie sind gar nicht Greg, oder?«
Er lächelte.
»Nein, ich bin nicht Greg.«
Jetzt wusste Florence, warum er ihr so bekannt vorkam. Er sah nicht einem Schauspieler ähnlich; er war jemand, den sie schon mal in Fleisch und Blut gesehen hatte.
Zwar nur flüchtig. Und aus ziemlicher Entfernung. Ganz zu schweigen ohne die Brille, die sie nie trug, auch wenn sie vielleicht langsam daran denken sollte, sie aufzusetzen.
»Sie sind hungrig und obdachlos«, sagte Florence.
»Na ja, in gewisser Weise. Aber Sie können mich Danny nennen«, antwortete er.
Vielleicht war er nicht der, für den sie ihn gehalten hatte, aber Florence hatte sich schon entschieden. Sie mochte ihn.
»Sie sind also nicht Mirandas neuer Freund«, verkündete sie und streckte ihm ein Weinglas hin. »Schade. Egal, Sie können trotzdem etwas trinken.«
Als Miranda das schrille Läuten der Türglocke gehört hatte, wollte sie instinktiv sofort aus dem Bad springen und nach unten rasen. Na ja, vielleicht vorher ein paar Kleider überwerfen.
Aber Greg kam zu früh, sie hatte noch nicht mal Haare gewaschen, und sie hatte sich den ganzen Tag auf dieses Bad gefreut. Außerdem war Florence da, um ihn zu unterhalten.
Vielleicht sollte ich nicht runterrennen, dachte Miranda und ließ sich genüsslich in das dampfende, duftende Wasser sinken. Sollten sie doch etwas Zeit gemeinsam verbringen; auf diese Weise konnten sie sich in Ruhe kennen lernen.
»Da ist sie«, verkündete Florence zwanzig Minuten später. »Oh, sieh an, und sie trägt tatsächlich ein Kleid! Liebes, du siehst wunderbar aus.«
Miranda, die sich ermutigt fühlte von den Lachern, die die Treppe heraufdrangen – Florence und Greg kamen eindeutig gut miteinander aus –, hatte sich Zeit gelassen. Nun, da sie völlig aus der Fassung gebracht war vom
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