Glücksgriff
Schultern hoben und senkten sich. »Nicht, dass es mir etwas gebracht hat. Selbst wenn es mir gelänge, ihn vor Gericht zu zerren … na ja, das könnte Jahre dauern.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Außerdem bin ich nicht der Typ, der jemanden vor Gericht zerrt.«
Darauf, dachte Florence, setzt Bruce wahrscheinlich auch.
Chloe, die ihren nachdenklichen Blick auffing, streckte den Rücken und warf ihr Haar aus dem Gesicht.
»Ich weiß, es wirkt unwahrscheinlich, wenn man mich jetzt sieht, aber ich habe tatsächlich meinen Stolz. Wenn mein Mann unbedingt keinen Kontakt mit uns haben will« – ihre Hand berührte in einer unbewusst beschützenden Geste ihren Bauch – »nun, dann will ich sein Geld nicht. Ich komme lieber ohne aus, schaffe es allein.«
Die kobaltblauen Augen waren klar, das Kinn entschlossen gehoben. Wenn sie vorhin geweint hatte – und Florence war sich dessen ziemlich sicher –, so gab es jetzt keine Spur mehr davon.
Am Boden, aber nicht k.o., bemerkte Florence anerkennend. Der Funken war gut verborgen gewesen, aber er war noch da.
»Sie arbeiten seit mehr als drei Jahren für meinen Sohn, und er hat öfter ein Loblied auf Sie gesungen, als ich denken kann. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Job«, beruhigte sie Chloe. »Ich stelle sicher, dass er Sie nicht feuert.«
Chloe atmete langsam aus. »Das ist wirklich nett. Sie wissen nicht, was das für eine Erleichterung ist.« Sie spürte, dass das Treffen sich seinem Ende näherte, und blickte auf die Uhr. Halb sieben. Sie hatte den ersten Termin verpasst. Doch wenn sie sich beeilte, konnte sie den zweiten gerade noch schaffen.
»Wohin gehen Sie?« Florence hob die Augenbrauen.
Chloe griff nach ihrer Tasche, stand auf und sagte entschuldigend: »Florence, ich bin Ihnen so dankbar. Aber ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich gehe. Wissen Sie, ich muss …«
»Deshalb habe ich Sie nicht herkommen lassen. Das hätte ich Ihnen am Telefon sagen können. Na ja, nun, da Sie aufgestanden sind«, seufzte Florence, »können Sie es genauso gut anschauen, bevor Sie gehen.«
Chloe war verwirrt.
»Was anschauen?«
»Sie müssen allein nach oben gehen.« Florence zeigte auf ihren Rollstuhl. »Oben an der Treppe, dritte Tür links.«
Was war wohl darin?, fragte sich Chloe. Bruce’ altes Kinderbett?
»Okay. Hm, was soll ich mir ansehen?«
Wenn es ein Kinderbett war, hoffte sie, dass Florence nicht erwartete, dass sie es jetzt mitnähme – es sich vielleicht unter den Arm klemmte und im Bus nach Haus schleppte.
»Ich bitte Sie, sich das Zimmer anzuschauen, mein Kind.« Florence klang plötzlich brüsk. »Es steht leer. Wenn Sie es wollen, ist es Ihres.«
»Ehrlich, es ist schrecklich, als ob man ein Doppelagent wäre!« Miranda musste schreien, um sich über dem Lärm des Staubsaugers verständlich zu machen, während sie in Florence’ Wohnzimmer umherschoss und Kekskrümel aufsaugte. »Ich sage mir dauernd, ich werde warten, bis Bev einen ganzen Tag lang nicht mehr Gregs Namen erwähnt. Wenn das passiert, heißt das, dass sie über ihn weg ist und ich ein Geständnis ablegen kann. Sie redet praktisch ohne Pause von ihm. Und wenn sie nicht von Greg redet, fragt sie mich, wie es mit meinem neuen Freund steht. Ich sage dir, es ist schlimm. Ein Versprecher, und ich bin tot.«
Sie kniete nun auf dem Boden, den Hintern in der Luft, und saugte energisch unter dem Sofa. Florence fragte von ihrem sicheren Sessel aus: »Wie nennst du ihn denn dann?«
»Gar nicht!« Sie setzte sich auf die Hacken und schob ihre stachelige Strähne aus den Augen. Dann schaltete Miranda den Staubsauger aus. »Nur ›mein Freund‹ oder ›mein Typ‹. Natürlich ist Bev überzeugt, dass der Grund, warum ich ihr nicht seinen Namen sage, der ist, dass er einen furchtbaren Namen hat, wie Horace oder Percy. Oder Engelbert.«
»Wäre es nicht leichter, ihn Engelbert zu nennen?«
Miranda sah sie strafend an.
»Nein, das wäre es nicht.«
Es war halb acht, und Greg – der Freund ohne Namen – sollte um acht Uhr kommen. Miranda blickte zwanghaft zur Uhr auf dem Kamin.
»Los, lauf rauf und mach dich fertig.« Florence schob sie zur Tür.
»Was ist das?« Miranda bückte sich und zog ein rosafarbenes zerknittertes Haarband unter den Sofakissen hervor.
»Ich hatte heute Nachmittag Besuch.« Das Haarband muss aus Chloes Tasche gefallen sein, dachte Florence. »Ich erzähle es dir später. Du gehst und nimmst ein Bad.«
Die Türglocke klingelte um
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