Glücksgriff
Anblick der zwei falschen Menschen, die so gut miteinander auskamen – nun ja, richtige Frau, falscher Mann –, blieb sie wie erstarrt in der Tür stehen.
20
»Hallo.« Miranda sah erst auf Danny Delancey, dann auf ihre Uhr, dann auf Florence. »Wo ist Greg?«
»Psst.« Florence hob die Augenbrauen. »Feind hört mit. Vergessen Sie, dass Sie das gehört haben«, riet sie Danny. »Mirandas Freund ist offiziell Der Mann Ohne Namen. Ehrlich, Liebes«, sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Miranda zu, »als Geheimagentin musst du aber noch viel dazulernen.«
Miranda warf einen Blick auf die fast leere Weinflasche auf dem Tisch, auf die entspannte Art, in der Danny Delanceys Arme auf dem Sofarücken lagen, und auf das kaum unterdrückte Grinsen der beiden. Fast als ob sie sich verbündet hätten.
»Wo ist er?«
Florence sah unschuldig drein.
»Wer?«
»Greg.«
»Psst!«
»Es wird nie funktionieren.« Danny schüttelte den Kopf. »Sie müssen ihn anders nennen. Wie wäre es mit Percy?«
Sie machten sich eindeutig lustig über sie. Miranda seufzte. Und es war zehn nach acht, wo blieb also Greg?
»Wir dürfen sie nicht necken. Armer Liebling, sie hat den Jungen gerade erst kennen gelernt«, erklärte Florence. »Es ist etwas Traumatisches, dieses Sich-Verlieben. Noch nichts von ihm zu sehen.« Unbekümmert winkte sie Miranda zum Sofa hinüber. »Aber keine Sorge, ich bin sicher, er wird bald hier sein.«
Dass sie sich gegen sie verbündeten, war schlimm genug. Gepaart mit dem ersten nagenden Zweifel, »O Gott, sag nicht, dass ich versetzt werde«, war der Effekt furchtbar.
»Was machen Sie eigentlich hier?« Miranda wusste, dass sie erzürnt klang, doch das war ihr egal. Greg war noch nie zu spät gekommen. Er würde sie doch nicht versetzen?
Daniel Delancey klopfte auf den Platz neben sich auf dem Sofa.
»Ich kam gerade vorbei, ganz zufällig. Wir müssen ein paar Termine fürs Filmen festlegen. Diese Woche, wenn Sie es einrichten können.«
Miranda hockte sich bewusst auf die Sofalehne, so weit weg von ihm wie möglich.
»Ich bin diese Woche sehr beschäftigt. Ich kann mir nicht frei nehmen.«
»Okay, aber wir könnten Sie auch hier interviewen. Donnerstagabend würde uns gut passen.« Er sah in sein abgenutztes Filofax und blickte dann auf. »Übrigens, gibt es eine Möglichkeit, dass ich mir jetzt Ihr Zimmer ansehe?«
Kommt gar nicht in Frage, dachte Miranda schaudernd. Ihr Zimmer war ein heilloses Durcheinander, weil sie all ihre Kleider anprobiert, aussortiert und zu Boden geworfen hatte.
»Nein. Und Donnerstagabend habe ich auch etwas vor«, fügte sie noch hinzu. Ehrlich, was für eine Frechheit. Sah sie etwa aus wie ein Mauerblümchen?
»Sie treffen Ihren Freund, meinen Sie?« Danny sah auf seine Uhr und seufzte entsetzt. »O nein, zwanzig nach.«
Miranda biss die Zähne zusammen, bis ihr der Kiefer wehtat.
»Danny, Ihr Glas ist leer«, protestierte Florence. »Kommen Sie, trinken Sie noch etwas.«
Es läutete, bevor er antworten konnte. Miranda flog zur Haustür.
»Da bist du ja! Du bist spät dran!«
»Unfall auf der Bayswater Road.«
»O nein …«
»Nicht ich«, sagte Greg. »Ein Bus und ein Fiat Uno. Die Feuerwehr versucht immer noch, den Fahrer aus dem Fiat zu schneiden.«
»Dann ist es gut.« Miranda warf die Arme um ihn. »Solange es dir gut geht.«
Lächelnd meinte Greg: »Vielleicht sollte ich öfter zu spät kommen, wenn mich diese Art von Begrüßung erwartet.«
»Bloß nicht. Ich dachte schon, du versetzt mich.« Sie überschüttete sein Gesicht mit Küssen und war vor Erleichterung atemlos. »Komm, ich will dich Florence vorstellen.«
»Nun? Was denkst du?«, fragte Miranda zehn Minuten später begierig. Danny Delancey hatte sich entschuldigt und war gegangen, und bevor sie es ihm gleichtaten, ging Greg noch schnell ins Bad.
»Ich glaube, du solltest Danny anrufen, dass Donnerstagabend in Ordnung ist. Die Primadonna zu spielen klappt nur, wenn man Elizabeth Taylor ist«, erklärte Florence, »und du hast noch keinen Oscar gewonnen. Sie können diesen Dokumentarfilm auch immer noch ohne dich drehen.«
»Ich meinte, was denkst du über Greg?« Miranda wedelte mit dem Arm ungeduldig Richtung Tür. »Magst du ihn wirklich?«
»Oh. Nun ja, ja, natürlich mag ich ihn. Er scheint sehr nett zu sein, ziemlich … charmant.« »Ziemlich« war ein nützliches Wort. Es konnte vollkommen charmant oder leicht charmant bedeuten. Man konnte wählen.
Himmel. Florence
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