Glücksgriff
mit Miles Harper?«
»Natürlich nicht. Das ist nur Bevs traurige Vorstellung von einem Witz.«
»Aber sie ist scharf auf ihn«, neckte Bev.
Fenn hob die Augenbrauen, und Miranda tat ihr Möglichstes, um nicht zu erröten.
»Also wirklich nicht.«
Miranda war noch hochrot, was immer unterhaltsam war, doch Fenn war bereits damit beschäftigt, im Kopf mit seinen Morgenterminen zu jonglieren. Sie mochten ausgebucht sein, aber Geschäft war Geschäft, und Daisy Schofield – zurzeit eines der am meisten fotografierten Gesichter Englands – wäre eine wunderbare Werbung für den Salon.
»Also wenn sie Schneiden und Föhnen will«, er warf Miranda einen strengen Blick zu, »kann ich doch darauf vertrauen, dass du ihr Haar wäschst, ohne ihren Kopf ins Becken zu tauchen.«
Miranda hatte schon viele schweigsame Kundinnen bedient, doch Daisy Schofield war wohl die verschwiegenste.
»Hat Ihnen jemand Fenn empfohlen?« Sie versuchte es wieder, während sie Shampoo in Daisys Haar einmassierte. Für jemanden, der berühmt dafür war zu behaupten, dass ihr langes aschblondes Haar echt sei, hatte sie erstaunlich dunkle Wurzeln.
Gähnend schüttelte Daisy den Kopf.
»Hab ihn im Fernsehen gesehen.«
»Oh, ich habe mich gefragt, ob Tabitha Lester …«
»Nein.« Daisy gähnte wieder und enthüllte ihren beneidenswerten Mangel an Füllungen.
Hasse sie, hasse sie.
»Es ist nur, wir waren neulich bei Tabitha und haben sie frisiert, und da haben wir Ihren Freund getroffen«, platzte Miranda heraus. Himmel, dafür würde Fenn sie umbringen, wenn er das hörte, aber es war wie ein Zwang, sie wollte von Miles hören. Sie fragte sich auch, ob Miles zufällig ihr improvisiertes Melonenspiel im Pool erwähnt hatte.
»Ich habe Tabitha Lester noch nie getroffen«, sagte Daisy und schloss die Augen.
Sie war nicht zickig oder absichtlich unfreundlich, erkannte Miranda verlegen. Sie wollte nur nicht reden.
Nun ja, das geschieht mir recht, dachte sie. Was habe ich erwartet, dass Daisy ausrufen würde: »Sagen Sie bloß, dass Sie es sind, die mit Miles im Wasser landete? Seitdem redet er nur noch von Ihnen!«
Ich habe Miles Harper zehn Minuten lang gesehen, sagte sich Miranda, und jetzt bin ich in ihn verknallt.
Ehrlich, es war so schlimm wie Bevs hoffnungslose Vernarrtheit in Greg. Schlimmer noch, denn zumindest war Bev Single. Ich habe schon einen Freund, dachte Miranda, und bin es trotzdem.
Dann wieder war es schließlich ein völlig harmloses Hobby. War die Welt nicht voll von glücklich verheirateten Frauen, die harmlose Phantasien über George Clooney hegten?
»Könnten Sie mir meine Tasche geben?« Daisys Stimme unterbrach ihren Tagtraum.
Miranda hörte abrupt mit dem Shampoonieren auf.
»Bitte?«
»Mein Telefon klingelt.« Ruhig stieß Daisy an die schwarze Prada-Tasche zu ihren Füßen. »Ich komme nicht hin. Ich erwarte einen wichtigen Anruf.«
Von Miles!
Miranda stürzte sich auf die Tasche und schlug sich an dem Becken fast bewusstlos, als sie sich wieder aufrichtete. Ihre Phantasie galoppierte durch den folgenden Anruf von Miles:
»Du bist wo? Im Fenn-Lomax-Salon? He, arbeitet da ein hübsches Mädchen … tolle Augen, stachliges blaues Haar? Du machst Witze, das ist ja phantastisch! Gib sie mir, ja, lass mich mit ihr sprechen!«
Das Ärgerliche an echten Telefongesprächen war, dass sie immer eine große Enttäuschung waren im Vergleich zu den eingebildeten.
»O hi, Suze.« Daisy machte ein Zeichen, Miranda solle das Wasser abstellen und ihr ein Handtuch reichen. »Nein, nicht viel, lass mir nur mein Haar machen, dann bin ich heute Abend auf irgendeiner Musikpreisverleihung mit Ritchie.«
Ritchie?
Miranda, die angelegentlich das Becken scheuerte, fragte sich, wer zum Teufel wohl Ritchie war.
Glücklicherweise tat Suze das auch.
Daisy kicherte ins Telefon.
»Ritchie Capstick, er ist ein Videotyp bei MTV . Mein Agent hat es arrangiert … Gott, du machst Witze, er ist wirklich hässlich und wirklich schwul … kein Vergleich mit Miles!«
Wer immer Suze war, sie hatte eine wahrhaft wunderbare Wirkung auf Daisy. Ihr ganzes Gesicht erstrahlte, und sie lachte und scherzte wie ein wirklicher Mensch. Miranda, die energisch die aufgereihten Flaschen mit Shampoo und Conditioner polierte, hörte blechernes Quieken aus dem Telefon, konnte aber – leider – nicht erkennen, was gesagt wurde.
»Nein, er ist immer noch in Montreal und trainiert für den Großen Preis von Kanada. Verdammt langweilig.« Daisy
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