Glücksgriff
Florence, die durch die Küche gerollt war und aus dem Fenster schaute. »Es ist dein gut aussehender Boss. Aber langes Haar«, mahnte sie. »Bist du sicher, dass er nicht schwul ist?«
Miranda erstickte fast an ihrem Bagel.
»Warum hast du es dann nie bei ihm versucht?« Florence’ Augen blitzten vor Boshaftigkeit. »So ein reicher, erfolgreicher Kerl – du könntest es viel schlechter treffen.«
Miranda fand diesen Gedanken äußerst komisch. Es war ihr einfach nie in den Sinn gekommen, Fenn attraktiv zu finden oder sich in ihn zu verknallen. Er war ihr Arbeitgeber, und sie war die niedere junge Auszubildende, die von Fenn – unfairerweise – als hoffnungsloser Fall angesehen wurde.
Abgesehen von allem anderen war es schwer, sich nach jemandem zu sehnen, der sein Leben damit verbrachte, einen zu tadeln.
»Wie ich schon sagte, er steht auf Supermodels«, informierte sie Florence geduldig. »Wenn ich fast zwei Meter groß wäre und weniger als vierzig Kilo wöge, hätte ich vielleicht eine Chance. Im Moment«, fügte sie erklärend hinzu, »geht er mit Leila Monzani aus.«
Florence hob eine Augenbraue, während sie durch den Flur rollte, um zu öffnen.
»Ah, aber was wäre, wenn nicht?«
»Wenn nicht«, hob sie die Stimme, damit Florence sie auch hörte, »würde ich immer noch Greg sehen.«
29
Als Chloe vom Einkaufen zurückkam, war eine spontane Champagner-und-Bagels-Party in Florence’ Wohnzimmer in vollem Gange. Bev war da, ebenso Fenn Lomax, den sie natürlich erkannte, doch nie kennen gelernt hatte.
»Komm, trink was, ein kleines Glas wird dir nicht schaden«, drängte Miranda, die ihr einschenkte und stolz mit ihrem neuen Top angab. »Was meinst du, ist es nicht toll? Bev hat es mir geschenkt!« Sie hob die Arme, wirbelte herum und verschüttete dabei ziemlich viel Moët.
Chloe bewunderte das Top, das schwarz, aus Stretch und halb durchsichtig war, mit strategisch angebrachten roten Satinschmetterlingen auf der Brust.
»Passt genau zu dir«, sagte sie zu Miranda, zutiefst neidisch auf deren schlanke Figur.
»Dünn«, krähte Florence, »und spannt ein bisschen.«
Miranda schwenkte selig ihr Glas.
»Mir ist sexy lieber«, erklärte sie, »und exotisch.«
In der Ecke lief der Fernseher. Florence zappte auf der Suche nach der Wettervorhersage durch die Kanäle.
»Ich sage trotzdem, du solltest eine Jacke mitnehmen, sie haben für heute Nachmittag Gewitter vorausgesagt. Warte, ich bekomme es auf Ceefax …«
»O schau, schalte nicht weiter!«, japste Miranda. »Da ist Miles!«
Der Große Preis von Kanada sollte in ein paar Stunden in Montreal starten, und ein informelles Interview mit Miles Harper, der großen britischen Hoffnung, wurde gezeigt. Alle drehten sich um, um zuzuschauen.
»Er ist so toll«, seufzte Miranda. Hastig fügte sie hinzu: »Nicht, dass ich in ihn verknallt wäre.«
»Nicht sehr«, sagte Bev grinsend.
»Also alles, alles Gute. Miles, für das Rennen heute Nachmittag«, schloss der joviale Rennkommentator, »von deinen Millionen britischen Fans …«
»Oh, Schande.« Bev tätschelte Mirandas Arm. »Und du dachtest, du wärst die Einzige.«
»… fahr sicher …«
»Pass auf, dass du dich nicht umbringst«, sagte Miranda. »Ehrlich, könnt ihr glauben, was Daisy Schofield letzte Woche gesagt hat?« Voller Abscheu schüttelte sie den Kopf. »Ich komme immer noch nicht darüber weg.«
»Totale Zicke«, stimmte Bev zu, während der Kommentator das Interview beendete.
Florence sagte mit der Fernbedienung in der Hand: »Okay, wenn ich nun auf Ceefax gehe? Wenn es schüttet und deine Schmetterlinge eingehen, wird man dich verhaften.«
»Das wirklich Ärgerliche ist, ich war sicher, dass sie mir kein Trinkgeld geben würde. Doch sie tat es. Und zwar einen Zehner«, wunderte sich Miranda.
Die Erwähnung von Geld erinnerte Chloe daran, dass in ihrer Handtasche die Karte und das Geschenk für Miranda lagen, die sie heute Morgen gekauft hatte. Es war nicht viel – sie konnte sich nicht viel leisten –, doch sie hoffte, Miranda würde den Fotorahmen aus Milchglas mögen.
Handtasche, Handtasche – da war sie, wo sie sie gelassen hatte, auf dem Tisch neben dem Fenster.
»Suchst du nach etwas?« Fenn hatte ihren Blick aufgefangen, doch Chloe streckte sich bereits wieder.
Ein beiläufiger Blick aus dem Fenster genügte, dass ihr die Luft aus den Lungen gesogen wurde und sich in ihrem Kopf alles drehte.
Draußen stieg gerade Greg aus seinem Auto.
Okay, dachte Chloe,
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