Glückskekse
es bei einem einfachen „Danke“.
Torbens „Dann sind wir hier jetzt fertig. Bis in drei Wochen,“ hört sich fast wie ein Rausschmiss an.
Mein „Ja, bis dann … Tschüss“, wird nur durch ein Nicken kommentiert. Als ich auf dem Flur bin, hole ich erst einmal tief Luft. Was war denn das jetzt? Hat der gute Doc versucht, mich anzubaggern?
Tief in Gedanken verlasse ich langsam das Krankenhaus.
Ich entscheide mich erst einmal gegen ein Taxi. In der vagen Hoffnung, dass die frische Luft auch meine konfusen Gedanken etwas aufklärt. Ein bisschen scheint es zu wirken. Denn als ich nach fast achtzig Minuten Fußweg auf unser Haus zugehe, bin ich wenigstens soweit, Torben eine Nachricht zu schicken. Doch jetzt muss ich erst einmal meinen Eltern das mit der Hand beibringen.
Sie waren am Wochenende nicht da und ich wollte es ihnen auch nicht am Telefon sagen. Sie hätten sich nur gesorgt und womöglich den Termin abgebrochen. Und das wollte ich nicht. Schließlich geht es mir ja soweit gut.
Noch einmal tief durchatmend gehe ich ins Haus und gleich weiter in die Küche, aus der ich die Stimmen von Ma und Pa höre.
Okay, noch einmal kräftig Luft holen und sich dann dem „Feind“ stellen.
„Guten Morgen, ihr beiden. Wie war euer Wochenende? Hat es sich gelohnt? Wie wird die neuste Kollektion?“, bombardiere ich sie mit Fragen, in der Hoffnung, dass sie mein neustes Handicap nicht so beachten. Aber weit gefehlt. Als Ma sich umdreht und ihr Blick auf meine Hand fällt, fällt sie buchstäblich aus allen Wolken. Entsetzt springt sie so schnell auf, dass ihr Stuhl nach hinten kracht. Zwei schnelle Schritte und sie steht vor mir. Und ich kann sehen, wie schwer es ihr fällt, mich nicht sofort in die Arme zu schließen.
„Leo“, haucht sie mit Tränen in den Augen, „wie ist das denn passiert? Und warum hast du dich nicht gleich bei uns gemeldet? Wir wären doch sofort nach Hause gekommen, Junge.“
Sanft wische ich ihr die Tränen, die ihr jetzt doch über die Wangen rollen, weg. „Eben deshalb hab ich ja auch nicht angerufen. Weil ich euch kenne und wusste, dass ihr sofort in den nächsten Flieger steigen würdet.“
Pa, der sich wie immer dezent im Hintergrund hält, stellt sich nun zu uns. „Und wie hast du das denn nun gemacht?“
„Können wir uns nicht setzen? Mir tun die Füße weh. Ich bin nämlich vom Krankenhaus hierher gelaufen.“
„Aber warum …“, beginnt meine Mutter schon wieder, wird jedoch von mir leicht unterbrochen. „Ma, ich bin schon groß und ich kann ganz alleine auf mich aufpassen. Wenn du mir jetzt allerdings eine große Tasse Kaffee und zwei Brötchen machen würdest, wäre ich dir sehr dankbar“, grinse ich sie an und seufzend geht sie zum Schrank, um einen Becher rauszunehmen. Gießt mir von dem schwarzen Gebräu ein. Am Tisch schneidet sie die Brötchen auf und bestreicht sie mit Butter.
„Was möchtest du drauf haben, Schatz?“
„Käse und Nutella bitte.“
Die fertig belegten Hälften schiebt sie zu mir rüber. Genussvoll beiße ich in die erste Hälfte mit der Schokocreme. Lecker! Als ich in die erwartungsvollen Gesichter meiner Eltern blicke, nehme ich noch einen großen Schluck von dem Kaffee.
„Ihr wollt sicher wissen, wie es dazu gekommen ist, oder?“, frage ich seufzend und hebe meine Hand so gut es geht. Als die beiden synchron nicken, seufze ich erneut und erzähle den beiden, was an dem Abend passiert ist.
„Sag mal, Sohn, kann es sein, dass du jedes Mal, wenn du auf diesen Gabriel triffst, nicht ganz der Alte bist?“, fragt mein Vater mich und sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten kann.
Meine einzige Antwort darauf ist ein „Hm“ und ein leises Schlürfen aus meiner Kaffeetasse.
„Du hast immer noch nicht losgelassen, oder? Er bedeutet dir noch etwas, oder?“, will er weiterhin wissen.
Mit gesenktem Kopf sitze ich am Tisch und finde meine Brötchen plötzlich sehr interessant. Seit wann gibt es denn so viele Löcher in dem Käse und waren die schon immer so rund? Faszinierend!
„Keine Antwort ist auch eine Antwort“, meint Pa leise und belässt es dabei.
Ma sieht schweigend von einem zum anderen.
Mir geht so vieles durch den Kopf und langsam macht sich bei mir auch die Müdigkeit bemerkbar.
„Seid mir nicht böse, aber ich werde mich ein bisschen hinlegen.“
Schweigend lasse ich die beiden sitzen und gehe hoch in mein Zimmer. Es dauert etwas, bis ich die richtige Position mit meinem Arm gefunden habe, aber dann
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