Glückskekse
Augenbrauen.
„Wir möchten dieses Mal das Finale mit zwei männlichen Models laufen. Also, wenn du willst, bist du der Eine“, meint Ma und wartet gespannt auf meine Antwort. Aber so schnell wird sie die nicht kriegen. Erst einmal bin ich am Zug.
„Meint ihr nicht, dass das ein bisschen schwul rüberkommt?“
„Und? Wäre das ein Problem für dich? Wer könnte einen Schwulen besser verkörpern als ein Schwuler“, kommt es ziemlich belustigt von meinem Vater.
„Hast recht. Das sollte ich eigentlich hinkriegen. Aber etwas kommt noch erschwerend hinzu. Während mein ganzer Körper fast nahtlos braun geworden ist, so hat mein Arm die Zeit über doch sehr wenig Sonne abgekriegt. Was machen wir denn da?“, frage ich meine Eltern. Doch die beiden scheinen für alles eine Lösung zu haben.
„Alles halb so wild, Schatz. Du wirst die meiste Zeit lang tragen. Und wenn du doch einmal verwegen den Ärmel hochschieben willst, dann nimmst du halt die linke Seite.“
„Okay, okay, ihr habt ja doch auf jeden meiner Einwände eine Antwort. Wer ist denn mein Laufpartner?“, möchte ich gern wissen und gehe im Kopf schon einmal die Männer durch, die mal für uns gelaufen sind. Vielleicht ja der Braunhaarige, der mit seinem Drei-Tage-Bart einfach zum Anbeißen aussieht. Oder der schwarze Panther. Gespannt blicke ich die beiden an.
„Ist noch nicht ganz raus“, meint Pa, „ich bin da an einem dran, weiß aber noch nicht, ob er Zeit hat.“
„Kenn ich ihn? Hat er schon eine Karte bei uns?“
„Nein, ist ein ganz neues, unverbrauchtes Gesicht“, antwortet Pa ein bisschen ausweichend.
„Gut, dann lass ich mich halt überraschen. Ich werd mir jetzt erst einmal Nettie vorknöpfen. Ich bin dann oben.“
„Halt, warte noch kurz“, ruft Ma hinter mir her, „der Brief ist heute morgen für dich abgegeben worden. Nimm ihn doch gleich mit rauf.“ Lächelnd hält sie mir den Umschlag entgegen. Und mit gerunzelter Stirn gehe ich in mein Zimmer. Die leise Unterhaltung meiner Eltern kriege ich natürlich nicht mehr mit.
„Du hast doch jemand ganz Bestimmten im Auge, oder?“, fragt Ma ihren Mann und kuschelt sich in seine Arme.
„Aber sicher doch. Ich hoffe nur, dass Gabriel zusagt. Wenn die beiden das nicht alleine schaffen, dann muss ich wohl ein bisschen nachhelfen.“
„Du willst Amor spielen?“
Mit großen Augen sieht er sie an und beginnt zu strahlen. „Schatz, du bist einfach genial. Das wird der krönende Abschluss der Show. Wir werden zwischendurch immer wieder Liebespfeile auf die Models schießen lassen von … ehm … einem Engel, der auf einem Trapez über denen schwebt. Und ganz zum Schluss, wenn unser Sohn läuft, kriegt er den letzten Pfeil und hinter ihm erscheint Gabriel mit einer roten Rose in der Hand. Beide in einem klassischen Anzug, den man auch zu einer Hochzeit tragen könnte. Und, was hältst du davon?“
„Du bist ein hoffnungsloser Romantiker und kannst nur von Glück sagen, dass die Show eh „Honeymoon“ heißt. Wird zwar noch eine Menge Arbeit, aber für das Glück unseres Sohnes würde ich auch Tag und Nacht schaffen. Jetzt musst du nur noch die Sache mit Gabriel regeln.“
„Wenn ihm tatsächlich soviel an Leo liegt, dann wird er sofort zusagen“, meint er zuversichtlich.
Die erste Tat in meinem Zimmer ist, den Umschlag zu öffnen. Heraus purzelt eine Eintrittskarte für den neuen Harry Potter Film, der am nächsten Mittwoch Premiere feiert. Als kleiner Vermerk wird mir noch viel Spaß gewünscht.
Ich zücke mein Handy und schicke eine Nachricht an Nettie.
*Hey, Süße, ich bin wieder im Lande. Wenn du Lust hast, komm doch vorbei. Leo*
Ich komme noch nicht einmal dazu, mir bequeme Sachen anzuziehen, da piept es auch schon.
*Bin schon unterwegs. Erwarte einen ausführlichen Bericht. Nettie*
Na, dass nenn ich doch mal eine zügige Antwort. Vor mich hinlächelnd tausche ich Jeans gegen Jogginghose und die Jacke mit Hemd macht einem Sweater Platz. Nebenbei nehme ich mir vor, meiner besten Freundin gründlich den Kopf zu waschen. Als ich meine dreckigen Klamotten zur Waschmaschine bringe, klingelt es auch schon. Kaum hab ich die Tür geöffnet, fällt mir eine glücklich strahlende Nettie um den Hals, zuckt aber sogleich zurück. Betroffen sieht sie mich an.
„Wie geht es dir? Was macht dein Arm?“
„Nettie“, seufze ich genervt und schiebe sie bestimmt in mein Zimmer, „fang jetzt nicht wieder mit dem entschuldigen an. Ich denke, mit den Blumen, der CD und
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