Glückskekse
packt.
„Guten Morgen“, krächze ich mit verschlafener Stimme. „Wie kann man um diese Uhrzeit schon so gut gelaunt sein?“
„Indem man ausgeschlafen hat, von seiner Freundin geträumt hat und sich nun auf ein paar erholsame Tage am Meer freut“, grient er mich breit an und wirft mir ein Handtuch zu. „So, und jetzt ab mit dir unter die Dusche. Ich will heute noch los.“
„Ist ja gut. Du bist ja schlimmer als meine Ma“, brumme ich, schnappe mir das Tuch und mit frischer Wäsche bewaffnet stapfe ich in das mehr als kleine Bad. Aber egal. Nach einer schnellen Dusche fühle ich mich auch gleich besser. Sogar ein kleines Lied schleicht sich auf meine Lippen und so betrete ich wieder unser kleines Zimmer.
„Na also“, freut sich Torben, „so gefällst du mir doch schon viel besser. Wenn du fertig bist, können wir auch gleich los. Alles was wir nicht brauchen, lassen wir einfach hier. Wir kommen ja noch einmal wieder. Also, pack nur das Nötigste ein. Frühstücken werden wir unterwegs … wenn du nichts dagegen hast.“
„Du bist hier der Boss“, erwidere ich, während ich schon fast gekonnt, einhändig, in meine Hose schlüpfe. Noch den Pulli und schon bin ich fertig. Auch das Packen erledigt sich fast wie von selbst, da ich gestern nicht meine ganzen Klamotten ausgeräumt hatte. So dauert es zehn Minuten und ich bin zur Abfahrt bereit.
Auf dem Weg zu unserem Feriendomizil zeigt mir Torben die Gegend und die Menschen, für die er während seiner Zeit hier zuständig ist. Ich habe noch nie solch ein Elend gesehen. Außer im Fernsehen vielleicht. Die Menschen wohnen hier in Baracken, die teilweise nur aus Brettern und Pappe bestehen. Dreckige und stinkende Rinnsale laufen an den Häusern vorbei und ich möchte nicht wissen, um welche Flüssigkeiten es sich da handelt. In alten Blechtonnen lodern Feuer, auf denen Frauen Essen kochen. Wenn man nicht weiß, dass wir das Jahr 2011 schreiben, könnte man denken, wir wären 70 Jahre zurück. Und trotz allem stehen die Leute lächelnd da und winken uns zu.
Sprachlos sitze ich neben Torben in dem alten Fiat. Aber selbst damit komme ich mir vor wie ein König.
„Kannst du dir jetzt vorstellen, warum ich hier ein wenig helfen will?“, fragt er mich und ich nicke wie wild mit dem Kopf.
„Auf jeden Fall. Wenn ich das hier alles so betrachte, wird es mir auch nicht schwer fallen, Ma und Pa noch ein bisschen mehr aus dem Kreuz zu leiern. Das ist ja einfach unfassbar. Ich dachte immer, wenn sie im Fernsehen davon berichten, dann sind die Sachen gestellt. Aber nun …“
„Ja, das hier sind wirklich die Ärmsten der Armen. Es heißt immer, spendet für Asien, Afrika oder Südamerika. Aber hier mitten in Europa, da denkt meist keiner dran.“
„Du hast recht. Und irgendwie bin ich verdammt stolz auf dich!“
„Danke“, lächelt Torben leise und konzentriert sich auf den jetzt doch etwas dichter werdenden Verkehr.
Es dauert gar nicht lange und wir sehen schon die ersten Strände inklusive der Hotelburgen, die davor stehen. Hotel reiht sich an Hotel. So etwas kennt man eigentlich nur von Malle. Irgendwie bereue ich es, mich vorher nicht ein wenig über das Land informiert zu haben. Aber zum Glück sitzt ja mein persönlicher Reiseführer neben mir und versorgt mich mit dem fehlenden Wissen.
„Weißt du, der ganze Touristentrubel fing damals weiter oben am Goldstrand an. Dann zogen sie weiter hier an den Sonnenstrand. Eine Bettenburg nach der anderen wurde gebaut. Man nennt diesen Abschnitt auch schon den Ballermann des Ostens. Und da hier auch schon so ziemlich alles bebaut ist, geht es unten in Obzor weiter. Irgendwann haben sie die ganze Schwarzmeerküste zubetoniert“, seufzt er bedauernd.
Und trotzdem finden wir beide ein stilles Plätzchen und eine kleine Pension, die noch von Privat vermietet wird. Zu unserem Glück sprechen die Vermieter wenigstens ein bisschen deutsch und ein ziemlich gutes englisch, sodass wir keine Probleme mit der Verständigung haben.
Zimmer mit Meerblick, Frühstück und Abendessen, wenn wir wollen, aber das Beste … keine 50 Meter bis zum wunderschönen Sandstrand, den wir ganz für uns alleine haben.
„Was für ein traumhaftes Plätzchen“, schwärme ich ganz verzückt, „da kann man alles andere einfach so vergessen.“
„Ja, hier kann man seinen Urlaub noch richtig genießen. Ich weiß ja nicht, was du gleich machen willst, aber ich gehe erst einmal an den Strand und werde mich in die Fluten
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