Glückskekse
rumlaufen, den Fernseher an- und ausmachen, dich im Bett herum wälzen. Und ich höre dich weinen, Schatz“, flüstert er und legt seine Hand auf meinen Arm.
Diese kleine Berührung bringt das Fass zum Überlaufen. Von einem Heulkrampf überwältigt, liege ich mal wieder in seinen Armen und kann mich kaum beruhigen.
„Ich … ich liebe ihn so sehr, Pa … so sehr“, stammle ich schluchzend, „du glaubst gar nicht, wie weh es tut, ihn neben mir zu haben und doch zu wissen, dass nicht ich es bin, den er haben will. Wenn er tatsächlich seinen Wunschpartner hat … ich weiß nicht, was ich dann machen soll. Dann hat doch alles keinen Sinn mehr“, flüstere ich ganz leise.
Doch leider hat Pa es gehört. Und das erste Mal in meinem Leben kriege ich eine Ohrfeige von ihm. Erschrocken halte ich mir die linke Wange und blicke in seine Augen, die mich wütend anfunkeln.
„Leonard Zacharias Samuel Schmidtke“, fährt er mich sauer an, „sollte ich noch einmal solch ein dummes Geschwätz von dir hören, dann werde ich andere Seiten aufziehen. Kein Mensch sollte dich jemals daran zweifeln lassen, wie schön das Leben ist. Ich weiß, dass das, was du durchmachst, ziemlich hart für dich ist. Doch egal was passiert, die Erde dreht sich weiter und somit auch das Leben. Hast du mich verstanden?“
„Habe ich“, flüstere ich und nicke bestätigend.
„Gut, dann jetzt raus aus den stinkenden Klamotten … oder halt, lass sie noch an. Wasch dein Gesicht, zieh dir die Laufschuhe an und dann gehen wir in den Park und laufen eine große Runde. Wird uns beiden gut tun und Hans wird sich auch freuen. Und bevor du protestieren willst … joggen kannst du auch mit deiner Hand. Also ab und mach dich fertig“, scheucht er mich weg. „Ach und Leo … das mit der Ohrfeige tut mir leid.“
„Schon okay, Pa“, antworte ich leicht grinsend und reibe mir noch einmal über die Wange, „ich glaube, sie kam grad zum richtigen Zeitpunkt.“
Nach gefühlten hundert Stunden laufen mit Pa, kommen wir beide ziemlich erledigt zu Hause an.
„So“, meine ich nach Luft jappend, „nun ist der Anzug auf jeden Fall reif für die Wäsche. Ich bin dann mal oben … duschen.“
„Geh nur. Geht es dir denn jetzt wenigstens besser?“, fragt Pa, der ebenfalls pumpt wie ein Maikäfer.
„Jep. Die frische Luft und die Anstrengung haben mir echt gut getan. Das sollten wir beide öfter machen“, meine ich, gebe ihm einen Klaps auf die Schulter und sprinte die Treppe hoch, direkt ins Bad.
Nach einer wohltuenden Dusche brauche ich heute besonders lange, um mich fertig zu machen. Nur mit einem Handtuch um die Hüften gehe ich ins Zimmer. Ganz in Gedanken trete ich vor meinen Kleiderschrank und überlege, was ich anziehen soll.
Ein leises Räuspern lässt mich zusammenzucken und als ich mich umdrehe, erstarre ich zur Salzsäule.
Auf meinem Bett sitzt ein dreckig grinsender Gabriel! Mit dem hab ich ja noch gar nicht gerechnet!
„Hallo, Leo“, begrüßt er mich und zwinkert mir frech zu, „wenn du mich nicht in Versuchung führen willst, dann solltest du dir schnellstens etwas überziehen.“
„Und was ist, wenn ich das will?“, frage ich lasziv lächelnd.
„Leo“, seufzt er schwer und steht auf, „ich geh jetzt runter, mit deiner Mutter noch einen Kaffee trinken. Wenn du fertig bist, komm doch einfach nach.“ Und schon ist er verschwunden.
Trocken schlucke ich auf. Das kann doch jetzt wohl nicht wahr sein. Bin ich für ihn so wenig anziehend, dass er sogar das Zimmer verlassen muss?
Na warte … eigentlich wollte ich mir nur Jeans und Hemd anziehen. Doch nun greife ich nach der schwarzen Lederhose und zieh sie mir über den nackten Hintern. Die sitzt so eng, dass man mehr als erahnen kann, dass ich nichts drunter trage. Dazu ein dunkelblaues Hemd, bei dem ich natürlich die obersten Knöpfe auflasse. Schwarze Sneaker und ich bin fertig.
Ich betrachte mich noch einmal im Spiegel und muss sagen, dass ich trotz des Gipses ziemlich gut aussehe.
Mit mir zufrieden schreite ich die Treppe runter und kann schon von weitem die angeregte Unterhaltung zwischen Ma und Gabriel hören. Pa scheint auch da zu sein.
Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich das Wohnzimmer betrete. Augenblicklich verstummt ihr Gespräch. Was mich vermuten lässt, dass sie über mich gesprochen haben. Ist mir aber, ganz ehrlich gesagt, ziemlich egal.
Mit gekonntem Hüftschwung setze ich mich neben Pa, der mich anerkennend mustert.
„Heiß, Leo. Habt ihr
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