Glückskekse
Sorgen um dich gemacht“, flüstert er erleichtert und will mich gar nicht loslassen.
Einerseits gefällt es mir sehr gut in seinem Arm, andererseits bin ich etwas verwundert. „Wieso Sorgen? Ich hab doch gesagt, dass ich mit Hans rausgehe. Was soll mir denn da passieren?“
„Na ja, so wie du aussiehst, hättest du einem Sittenstrolch in die Arme fallen können.“
Alleine der Gedanke, dass das ja auch fast passiert ist, lässt mich zittern. „Ich … ich hab doch Hans dabei gehabt“, hauche ich und plötzlich greift die Angst um mich. Ich kralle mich an Gabriel fest, als würde es kein Morgen mehr geben.
Besorgt versucht er, mich ein Stückchen weg zu schieben. Aber ich lasse es nicht zu, dass auch nur ein Blatt Papier zwischen uns passt.
„Was ist passiert, Leo?“, fragt er ganz sanft. Und auf einmal höre ich nicht seine Stimme, sondern die von seinem Bruder. Erschrocken weiche ich von ihm weg, starre ihn mit großen Augen an und renne wie besessen die Treppe hoch in mein Zimmer, wo ich mich sofort auf mein Bett schmeiße. Was wäre, wenn ich Hans nicht dabei gehabt hätte? Wäre er dann über mich hergefallen? Oder hätte er mich verschleppt, um seinen Spaß zu haben?
Leises Klopfen an meiner Tür lässt mich wieder in die Gegenwart zurückkommen. Als ich nicht darauf antworte, öffnet sich ganz langsam die Tür und Gabriel steckt seinen Kopf durch den Spalt.
„Darf ich reinkommen?“, fragt er und auf mein Nicken tritt er ein. Setzt sich mit Abstand zu mir auf mein Bett. „Hey … was ist vorhin im Park geschehen, dass du so reagierst?“
„Dein Bruder“, ist das Einzige, was ich sagen kann, denn mir schnürt sich die Kehle vor Ekel zu.
„Mein Bruder? Was ist mit dem?“
„Du … du hast ihm erzählt, dass ich gar keinen Freund habe und da meinte er, er kann sein Angebot wiederholen. Ich weiß nicht … hätte ich Hans nicht dabei … Scheiß Gabriel, warum hast du ihm das auch erzählt. Weiß er auch, dass du jeden Tag hier bei uns verbringst?“
„Dieses miese Schwein hat es noch einmal gewagt, dich überhaupt anzusprechen? Den werde ich mir nachher gleich vorknöpfen“, regt Gabriel sich furchtbar auf und man kann ein bisschen Angst vor ihm kriegen. „Du musst mir glauben, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich hab ihm auch nichts von dir erzählt. Auch nicht, dass ich jeden Abend bei dir bin. Glaubst du mir?“, fragt er und sein Blick und auch seine Stimme drücken etwas Verzweifeltes aus, so dass ich an seiner Aufrichtigkeit nicht zweifeln brauch.“
Überlegend sehe ich ihn an. „Ich glaube dir. Er ist zwar dein Bruder, aber du bist ganz anders als er. Sicherlich hast du das ganze Gute deiner Mutter mitgekriegt. Ich möchte aber trotzdem nicht, dass du dich meinetwegen mit deinem Bruder streitest. Ich kann das schon alleine regeln. Hab ich schon … hoffe ich auf jeden Fall. Vielleicht hört er ja auf das, was ich ihm gesagt habe. Wenn nicht, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn wegen Belästigung anzuzeigen. Und das wird er sich sicherlich überlegen. Würde seinem Ruf und Ansehen als Geschäftsmann sicherlich nicht gut tun.“
„Gut“, nickt Gabriel ergeben, „trotzdem werde ich heute Abend noch einmal mit ihm reden. Und wenn du einen Zeugen brauchst, dann kannst du auf mich zählen, Leo“, meint Gabriel mit einer jetzt schon viel ruhigeren Stimme.
Auch wenn sein Angebot lieb gemeint ist, kann ich es doch nicht annehmen. „Das geht nicht. Du verlierst womöglich deinen Job und deine Wohnung. Dafür will ich nicht verantwortlich sein.“
Er lächelt mich so warm an, dass sich bei mir eine Gänsehaut bildet. „Ach, kleiner Leo, denk doch nicht immer nur an die anderen. Ich wollte sowieso demnächst mit dem Tanzen aufhören. Spätestens wenn ich mein Studium beendet habe. Dann wird es jetzt halt ein bisschen früher sein. Ich hab einen großen Batzen auf die hohe Kante gelegt. Damit könnte ich auch die nächsten zwei Jahre gut über die Runden kommen. Außerdem habe ich schon eine andere Arbeit in Aussicht“, berichtet er grinsend und wischt somit einen meiner Einwände weg.
„Aber deine Wohnung?“, lasse ich nicht locker.
„Also, wenn alle Stricke reißen, dann werde ich eben solange bei dir schlafen. Dein Bett ist ja groß genug für uns beide.“ Als er mein entsetztes Gesicht sieht, fängt er an zu lachen. „Keine Angst, ich werde dir schon nicht so dicht auf die Pelle rücken. Die Wohnung gehört längst mir. Du hast ja keine Ahnung, was man mit
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