Gluecksklee Und Koboldkuesse
können wir ein Rollenspiel aufführen.« Er wandte sich an Snuggy. »Sie werden dieses Zimmer nicht verlassen. Wenn Sie es wagen, hetze ich Ihnen Lula auf den Hals. Und Sie haben gesehen, was sie mit dem Kerl im Casino gemacht hat.«
Snuggy rang nach Luft und ihn schauderte unwillkürlich.
»Ja«, bestätigte Lula. »Ich würde Sie zerquetschen wie eine Wanze, wenn ich dazu gezwungen wäre.«
Diesel, Briggs und ich fuhren mit dem Aufzug hinunter und gingen quer durch das Casino zur Rezeption. Briggs legte seinen Ausweis vor und bat um Zugang zu seinem Schließfach. Er wurde in ein Hinterzimmer geführt, und die Tür schloss sich hinter ihm.
Mein Handy summte in meiner Tasche. Ich zog es heraus und warf einen Blick auf das Display. Eine unterdrückte Rufnummer. Höchstwahrscheinlich Morelli oder Ranger.
»Ja?«, meldete ich mich.
»Dein Auto steht vor dem Kautionsbüro, und der elektronische Chip in deiner Handtasche verrät mir, dass du dich in Atlantic City aufhältst. Alles in Ordnung?«
Es war Ranger. Ranger war früher bei den Special Forces gewesen und arbeitete jetzt als Sicherheitsexperte. Unsere gemeinsame Geschichte ist noch nicht allzu lang, und es ist schwer zu sagen, in welche Richtung sich unsere Beziehung in Zukunft entwickeln wird. Rangers Persönlichkeit und die Farbe seiner Haut sind einige Nuancen dunkler als Morellis. Er ist ein wenig größer und etwas muskulöser. Sein braunes Haar ist zurzeit kurz geschnitten, und seine Augen sind schwarz. Und er ist ein richtiger Hingucker – mit oder ohne Kleidung.
In der Vergangenheit habe ich mich in einige heikle Situationen gebracht, und Ranger fühlt sich nun verpflichtet, mich zu bewachen. Da ich keinen Einfluss auf Ranger habe, und weil es mir manchmal sogar gefällt, dass er auf mich aufpasst, lasse ich ihn gewähren.
»Ich bin hier mit Grandma und Lula und Randy Briggs, einem Kerl, der sich für einen Kobold hält … und Diesel.«
»Babe«, sagte Ranger.
»Und es geht mir gut.«
»Weiter so.« Ranger legte auf.
Diesel hatte seine Daumen in die Hosentaschen gesteckt. »Ich nehme an, das war nicht deine Mutter.«
»Es war Ranger.«
»Wollte er kontrollieren, ob du brav im Bettchen liegst?«
»Er vergewissert sich eben gern, ob es seinen Leuten gut geht.«
»Und was ist mit deinem Freund Morelli?«
»Den habe ich vorher schon angerufen.«
Joe Morelli kenne ich schon mein ganzes Leben lang. Ich kenne seine Familie, seine Freunde, seine Lebensgeschichte. Und seine sexuellen Vorlieben, seine Lieblingsteams und seine Lieblingspizza, seine Schuhgröße und die Musikliste seines iPods.
Ranger und Diesel lassen sich eher anhand der Art, wie sie einen berühren, beschreiben. Rangers Berührungen sind fest. Er hat verdammt gern das Sagen. Diesels Berührungen sind erstaunlich sanft. Ich glaube, Diesel befürchtet, er könnte blaue Flecken hinterlassen.
»Kannst du bei diesem Spiel eine Viertelmillion gewinnen?«, fragte ich ihn.
Diesel zuckte die Schultern. »Es lässt sich schwer vorhersagen, wie ein Spiel laufen wird. Ich hätte höhere Einsätze bevorzugt, aber Snuggy hat diese Runde für mich ausfindig gemacht, also werde ich mein Bestes geben.«
Die Tür hinter der Rezeption ging auf, und Briggs kam mit einem Briefkuvert in der Hand auf uns zu. Er reichte Diesel das Kuvert und nahm einen Anruf auf seinem Handy entgegen.
»Ich bin unterwegs«, sagte er. Dann lauschte er der Stimme am anderen Ende und kicherte. »Ich muss los«, ließ er uns wissen. »Wartet nicht auf mich.«
Caesar’s Hotel und Casino befand sich einige Blocks weiter nördlich. Der Boardwalk war hell erleuchtet, aber das Meer und der Himmel glänzten schwarz. Die Wellen schlugen ungesehen an den Strand und zogen sich rauschend wieder zurück. Um die Lampen über unseren Köpfen wirbelte Sprühnebel. Ich kramte einen Haargummi aus meiner Tasche und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor es kraus wurde und nicht mehr zu bändigen war.
»Das Spiel findet in einer der Glücksspielersuiten statt«, informierte mich Diesel. »Die Suite war leider am Nachmittag schon belegt, deshalb konnte ich nicht hinein, aber wahrscheinlich gibt es ein Wohnzimmer, in dem du dich aufhalten kannst. Bleib weg vom Pokertisch und schlaf nicht ein. Ich werde mich als John Diesel vorstellen, also denk daran, mich John zu nennen.«
»Ich dachte, dein Name sei einfach nur Diesel.«
»Nicht jeder fühlt sich wohl dabei, mit einem Kerl Karten zu spielen, der nur einen Namen
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