Gluecksklee Und Koboldkuesse
packte Grandma unter den Achseln, zog sie hoch und stellte sie auf die Füße.
»Wenn ich groß bin, will ich so werden wie Sie«, erklärte Lula meiner Großmutter.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den kleinen Mann, aber er war mir entwischt. Die Tür seines Wagens schlug zu, der Motor sprang an, und der Wagen raste die Straße hinunter.
»Ein hinterhältiger kleiner Mistkerl«, stellte Lula fest. »Gerade noch hattest du ihn fest im Griff, und jetzt fährt er einfach davon.«
»Er hatte es auf meine Tasche abgesehen«, erklärte Grandma. »Könnt ihr euch das vorstellen? Er hat behauptet, dass sie ihm gehört, also forderte ich ihn auf, das zu beweisen. Da versuchte er, damit abzuhauen.«
Ich warf einen Blick auf die Tasche. »Was ist da drin?«
»Das geht dich nichts an.«
»Was ist in der Tüte von der Bäckerei?«
»Gefüllte Donuts.«
»Gegen einen gefüllten Donut hätte ich nichts einzuwenden«, sagte Lula rasch. »Ein Donut würde sehr gut zu einem Lucky-Clucky-Milchshake passen.«
»Ich liebe diese Milchshakes«, erklärte Grandma. »Ich teile meine Donuts mit euch, wenn ihr mich auf einen Milchshake einladet, aber Finger weg von meiner Reisetasche. Niemand darf in meiner Reisetasche herumschnüffeln.«
»Sie haben doch keine Leiche dort drin versteckt, oder?«, wollte Lula wissen. »Ich transportiere in meinem Firebird nicht gern Leichen. Das widerspricht dem Feng-Shui-Prinzip.«
»Eine Leiche könnte ich hier nicht unterbringen«, entgegnete Grandma. »Die Tasche ist viel zu klein dafür.«
»Es könnte sich um einen Kobold handeln, einen kleinen grünen Leprechaun«, meinte Lula. »Schließlich ist heute St. Patrick’s Day. Wenn Sie einen Kobold entführt hätten, könnten Sie ihn dazu bringen, Sie zu seinem Goldtopf zu führen.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe gehört, dass man sich vor diesen Kobolden in Acht nehmen sollte. Sie scheinen recht durchtrieben zu sein«, erwiderte Grandma. »Wie auch immer, ich habe keinen Kobold in der Tasche.«
Am Tag nach dem St. Patrick’s Day wachte ich neben Joe Morelli auf, meinem fast festen Freund. Morelli ist Polizist in Trenton, und wenn es um unreine Gedanken geht, sehe ich neben ihm wie eine Amateurin aus. Nicht, dass er pervers oder sonderbar wäre. Er ist einfach nur im Vollbesitz seiner Manneskräfte. Morelli hat welliges schwarzes Haar, ausdrucksvolle braune Augen, einen ständigen Anflug von Bartstoppeln, ein Adlertattoo aus seiner Zeit bei der Navy und einen durchtrainierten, muskulösen Körper, der schlichtweg zum Anbeißen ist. Vor Kurzem erst hatte er ein kleines Häuschen von seiner Tante Rose geerbt und war einigermaßen häuslich geworden. Unsere beruflichen Verpflichtungen und ein starker Selbsterhaltungstrieb halten uns davon ab, ständig zusammenzuleben. Aufrichtige Zuneigung und unreine Gedanken treiben Morelli in mein Bett, wenn unser Terminkalender es zulässt. An den grellen Sonnenstrahlen, die in mein Schlafzimmer fielen, konnte ich erkennen, dass Morelli verschlafen hatte. Ich drehte mich um, um einen Blick auf den Wecker zu werfen, und Morelli schlug die Augen auf.
»Ich bin spät dran«, stellte er fest.
»Wie schade«, erwiderte ich. »Ich hatte große Pläne für diesen Morgen.«
»Und die wären?«
»Ich wollte Dinge mit dir anstellen, für die es noch nicht einmal einen Namen gibt. Wirklich heiße Sachen.«
Morelli lächelte mich an. »Vielleicht könnte ich noch ein paar Minuten erübrigen …«
»Für das, was ich vorhabe, bräuchtest du mehr als ein paar Minuten. Es könnte Stunden dauern.«
Morelli stieß einen tiefen Seufzer aus und rollte sich aus dem Bett. »So viel Zeit habe ich nicht. Und ich bin lange genug mit dir zusammen, um zu wissen, wann du mich auf den Arm nimmst.«
»Zweifelst du an meinen Absichten?«
»Schätzchen, manchmal lege ich mich echt ins Zeug und versuche, dich zum Sex wachzukitzeln. Aber wenn du dann wach bist, kannst du nur noch an Kaffee denken.«
»Das stimmt nicht.« Manchmal dachte ich an Pfannkuchen und Donuts.
Morellis großer, hellbrauner struppiger Hund kletterte auf das Bett und legte sich in die Kuhle, die Morelli zurückgelassen hatte.
»Ich sollte bereits vor zehn Minuten bei einer Einsatzbesprechung gewesen sein«, erklärte Morelli. »Wenn du Bob rausbringst, damit er sein Geschäft machen kann, springe ich rasch unter die Dusche. Dann treffen wir uns auf dem Parkplatz, und ich versäume nur die erste Hälfte der Besprechung.«
Fünf
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