Glücksklee
aber sie stellte fest, dass sie kein Wort herausbrachte.
«Sieh mal, Jess, ich möchte dich nicht traurig machen, nicht jetzt, wo du … schwanger bist.» Das Wort schien ihm kaum über die Lippen zu kommen. «Du solltest dich ausruhen und … ich muss arbeiten.» Er nahm seine Kleidung und verließ das Zimmer.
Jess konnte nur reglos auf dem Bett liegen bleiben und lauschen, wie seine Schritte sich entfernten, die Treppe hinunter und fort von ihr.
Als sie tief in der Nacht erwachte, streckte sie die Hand nach Brian aus. Sie hoffte, er würde sie an sich ziehen und in die Arme nehmen. Doch ihre Hand griff ins Leere. Sie öffnete die Augen und brauchte einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Brian war nicht da.
Jess spürte, wie ihre Brust sich zusammenzog. War er gestern Abend nicht ins Bett gekommen? Warum nicht? Und wo schlief er stattdessen?
Langsam stand sie auf, verließ das Schlafzimmer und ging auf Zehenspitzen nach unten. Im Haus war es stockfinster. War Brian einfach am Schreibtisch über seiner Arbeit eingenickt?
Jess ging an seinem Arbeitszimmer vorbei. Alle Lichter waren gelöscht, und der Computer war ausgeschaltet. Ihr wurde das Herz schwer.
Leise öffnete sie die Tür zu dem Raum neben Brians Arbeitszimmer. Auch hier war es dunkel, aber sie konnte tiefe Atemzüge hören. Brian schlief. Jess blieb stehen. Es war unfassbar für sie, dass er hier im Gästezimmer lag. Sie versuchte sich einzureden, dass er sich aus Rücksicht hier schlafen gelegt hatte, weil er sie nicht aufwecken wollte. Aber das gelang ihr nicht.
Das hatte Brian noch nie getan. Sonst kam er immer hoch, auch wenn er noch so lange gearbeitet hatte. Er schlüpfte dann neben ihr ins Bett und gab ihr einen Gutenachtkuss, egal, ob sie noch wach war oder schon fest schlief.
Aber jetzt war alles anders. Seit ihrer großen Ankündigung wollte Brian nicht mehr mit ihr zusammen sein.
Jess senkte den Kopf, als sie an ihr Verhalten in den vergangenen Monaten dachte. Es war fast, als hätte jemand anders ihre Gedanken unter Kontrolle gehabt, jemand mit einem irrsinnigen Kinderwunsch.
Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie den Nebel abschütteln, in dem sie in den letzten Monaten gelebt hatte. Warum hatte sie das nicht früher erkannt? Glaubte sie wirklich, sie sei für die Mutterschaft geschaffen? Was hatte sie da bloß angerichtet …
Und wie konnte sie es wiedergutmachen? Jess ging ihre Möglichkeiten durch. Sie gab sich größte Mühe, um ruhig und konzentriert zu bleiben, so wie bei der Arbeit, wenn etwas schiefgelaufen war.
Als Erstes musste sie die Frage klären, wo sie beginnen sollte: bei den gegenwärtigen Problemen in ihrer Ehe oder bei den Problemen, die mit dem Baby auf sie zukommen würden?
Tausend Gedanken gingen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Aber als sie auf ihren flachen Bauch hinunterschaute, wurde ihr klar, dass sie ganz bald aktiv werden musste.
Charlie und Ruth schlenderten durch die Geschäfte in Lakeview. In den vergangenen Wochen hatten sie es beide genossen, langsam wieder in ihre Beziehung hineinzufinden. Sie hatten sich viel Zeit genommen, um wieder miteinander vertraut zu werden.
Ruths Eltern waren überglücklich gewesen, als sie von ihrer neu entflammten Liebe hörten. «Ach, das ist ja fast wie im Film!», hatte ihre Mutter ausgerufen, und Ruth und Charlie hatten sich einen amüsierten Blick zugeworfen.
«Dann ist das womöglich meine bisher beste Rolle», hatte Ruth scherzend geantwortet und vor lauter Glück gelacht.
«Heißt das, dass Charlie mit dir nach Los Angeles zurückgeht?», fragte Breda daraufhin.
Ollie schüttelte Charlie die Hand. «Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da einlässt, mein Freund», warnte er.
«Bevor wir das entscheiden, müssen wir noch über etwas anderes nachdenken», erklärte Ruth. Behutsam brachte sie ihren Eltern die zweite große Neuigkeit bei.
Beeindruckt sah Ollie Charlie an. «Mann, du bist ja wahrhaftig einer von der schnellen Truppe!», erklärte er. Beide Eltern wirkten so erfreut, dass es Ruth schwerfiel, ihnen die Stimmung zu verderben. Doch sie sah keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit zu bekennen.
«Troy Valentine? Dieser Kotzbrocken?», sagte Breda ungläubig.
«Ich habe nicht gewusst, dass du so über ihn denkst», sagte Ruth etwas erschrocken, «aber du sagst es, er ist wirklich ein Kotzbrocken.»
Charlie grinste. Er legte den Arm um Ruth. «Und noch dazu ein ganz schöner Idiot, dass er sich diesen Schatz hier entgehen
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