Glücksklee
dass sie nach Hollywood zurückkehrte. Troy sah aus, als käme er gerade aus einem Nachtclub. Er war ganz offensichtlich betrunken.
«Ach, du grüne Neune!», rief Ruth. «Das darf nicht wahr sein!»
«Ruth, wann kommst du zurück?», fragte Chloe.
«Ich … ich weiß noch nicht. Ich habe keine konkreten Pläne.» Was sie auf dem Bildschirm sah, erschreckte sie. Charlie tätschelte ihr beruhigend den Rücken. «Ich bin hier einfach … glücklich.»
«Nimmst du Medikamente oder so was?»
«Wie kommst du darauf?»
«Sorry, du klingst einfach so komisch. Und du hast meine Anrufe nicht angenommen – ich habe kaum was von dir gehört.»
«Das verstehst du nicht», stammelte Ruth. «Ich weiß gar nicht richtig, ob ich überhaupt wieder nach Hollywood will … ich weiß nicht, ob ich da glücklich war.»
«Warum solltest du denn hier bei uns nicht glücklich sein? Die Presse ist ganz wild auf deine Geschichte! Ernsthaft, komm zurück und gründe eine Familie mit Troy – ihr könntet die neue Angelina Jolie und der neue Brad Pitt werden.»
Ruth fand es unglaublich, was ihre Assistentin da von sich gab. Es klang alles so widerlich und zynisch.
Erwartete Chloe wirklich, dass sie zurück nach LA kam, zum Vater ihres Kindes, obwohl sie den Mann nicht liebte und er sich so eindeutig von seinem Kind distanziert hatte? Und das alles bloß, weil es gute Werbung war? War sie selbst auch einmal so abgebrüht gewesen, fragte Ruth sich jetzt.
«Chloe, so einfach ist das nicht. Ich liebe Troy nicht, und ich will das Baby nicht in diesen Medienrummel reinziehen.»
«Aber du verpasst hier eine unglaubliche Gelegenheit», schimpfte Chloe. «Das Telefon klingelt schon den ganzen Morgen. Ich hatte
Variety, Newsweek
und
People
am Apparat.»
«Die verdammte Presse ist mir völlig egal, Chloe.»
«Okay, schön, dann vergiss die Presse, aber was ist mit den Angeboten?»
Ruth spitzte die Ohren. «Mit welchen Angeboten? Was meinst du damit?»
Ein lautes Stöhnen. «Jetzt erzähl mir nur nicht, du hättest Eriks Anrufe auch nicht angenommen!»
Doch, ja, in der letzten Woche hatte Ruth ein paar Anrufe von ihrem Agenten verpasst, aber sie hatte vermutet, dass er sie nur ermahnen wollte, schleunigst zurück nach Hollywood zu kommen. Alle Gespräche, die ihren gegenwärtigen Seelenfrieden stören konnten, hatte sie immer wieder aufgeschoben. Doch jetzt konnte sie ihnen offenbar nicht mehr ausweichen.
«Mensch, hier tobt der Bär. Wie gesagt, die Presseleute rufen ununterbrochen an. Heute geht es hauptsächlich um das Baby, aber sie reden eben auch von einem Angebot, du sollst anscheinend irgendwas für Peter Jackson machen.»
Ruth wurde flau. «Wie bitte?»
«Davon weißt du noch nichts? Wirklich nicht? Mensch, Ruth, jetzt rufe aber bitte ganz schnell Erik an. Das ist wirklich der helle
Wahnsinn
!»
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Kapitel 27
«Was guckst du dir da an?»
Nina schrak zusammen. Rasch schloss sie die Website, die sie geöffnet hatte, während sie in der Bibliothek auf Trish wartete.
Ihre Freundin hatte sie angerufen, um sich für ihr Verhalten bei ihrem letzten Treffen zu entschuldigen. «Es tut mir so leid, dass ich so auf dich losgegangen bin», hatte Trish am Telefon gesagt. «Du hattest recht in Bezug auf Dave, und ich weiß ja selbst, dass ich nichts mit einem Mann anfangen sollte, der Familie hat, aber es ist einfach so passiert.»
Früher hätte Nina bezweifelt, dass eine Affäre «einfach so passieren» konnte, aber inzwischen war ihr klar geworden, dass das Leben sich nicht immer in Schwarz und Weiß einteilen ließ. Auch sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Trish Vorhaltungen gemacht hatte. Es ging sie ja nichts an, und ihre Freundin war schließlich erwachsen. Und außerdem schien dieser Dave ein ziemlicher Schürzenjäger zu sein, denn obwohl er eine Frau und eine Geliebte hatte, hatte er vor noch gar nicht langer Zeit auch mit
ihr
geflirtet!
«Liebst du ihn?», fragte Nina.
Trish stieß einen Seufzer aus. «Es ist schwer, und ich wünschte, ich könnte meine Gefühle abstellen. Ich habe erst gedacht, es wäre bloß ein kleines Abenteuer, aber nein, ich liebe ihn wirklich. Deswegen hat es mich so getroffen, als du von seinem neuen Baby erzählt hast.»
«Das tut mir leid – ich wollte dir wirklich nicht weh tun. Aber als du gesagt hast, die Ehe bestünde nur noch auf dem Papier …»
«Ich weiß, ich bin auf diese uralte Lüge reingefallen.» Der Schmerz in Trishs Stimme war nicht zu
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