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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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mich anzusehen.
Liebe Güte, ich kannte Bulldoggen, die hatten mehr Charme als sie!
    »Das werden
wir sehen«, antwortete der Banker. »Bis zu Ihrem Trainingslager in Kienbaum auf
jeden Fall. In vier Wochen setzen wir uns zusammen und beratschlagen, wie es weitergehen
soll. Es hängt ja auch von Ihnen ab und Ihrem Gefühl.«
    »Allerdings.«
Ein Wort nur, aber es klang wie eine Drohung. Mir lag schon eine Bemerkung, ach
was: eine Kaskade von Bemerkungen auf der Zunge, doch ich beschloss, sie mir für
später aufzuheben. Wenn die beiden Sponsorensäcke nicht dabei waren.
    Lieber ein
Bier bestellen. Gab es nicht im Rathaus? Ausschließlich Prosecco? Lauter Breitseiten
von meinem Schützling, und dann kein Bier, um sie hinunterzuspülen! So wird es nichts
mit der Wiederwahl, Bürgermeisterlein.
    »Nette Feier,
wirklich«, sagte ich, nachdem ich mich zu einer Apfelschorle durchgerungen hatte.
»Sehr nett. Wobei man sich unter solchen Topathleten verdammt unsportlich vorkommt.«
Mit den Augen folgte ich dem Superschwergewichtler, der eben durch den Saal trottete,
dass die Dielen ächzten.
    »Nun stellen
Sie Ihr Licht mal nicht unter den Scheffel«, erwiderte Dr. Eichelscheid. »Sie fahren
doch recht ambitioniert Fahrrad, oder?«
    »Das dachte
ich bis vorige Woche auch.«
    »Herr Harboth
hier war in seiner Jugend ein erstklassiger Mittelstreckler. Was haben Sie über
1500 Meter stehen?«
    Der Beißer
winkte ab. »Nicht der Rede wert, Dr. Eichelscheid. Zu nationalen Ehren wie bei Ihnen
hat es nie gereicht.«
    Eichelscheid
schüttelte lächelnd den Kopf. Vergeblich wartete ich auf eine Fortsetzung des Dialogs.
Um was für nationale Dingens ging es? Dann bemerkte ich, dass mich Harboth auffordernd
anschaute. Ach so, raten sollte ich!
    »Leichtathletik?«,
tat ich den beiden den Gefallen. Eichelscheid verneinte. »Fußball? Handball? Golf?
Rugby? Bogenschießen?«
    »Hockey«,
beendete er das alberne Spiel. »Bundesliga mit dem Heidelberger Hockeyclub, eine
Handvoll Länderspiele. Leider keine Teilnahme an Olympia. Wie es so läuft im Leben.«
    »Wie es
so läuft«, seufzte ich und schüttete die Schorle hinunter. Selbst der Geldmensch
mit der Halbglatze war also eine Sportskanone durch und durch. Was für ein Privileg,
Kurzzeitmitglied in diesem elitären Club sein zu dürfen! In ein paar Wochen, wenn
sich der Stalker nicht hatte blicken lassen, würde ich wieder zur grauen Masse der
Nichtsportler gehören. Der kurzatmigen, infarktgefährdeten Leistungsverweigerer.
Die man nicht kennt, wenn man ihnen auf der Straße begegnet.
    Wie es halt
so läuft im Leben!
    Katinka
wurde von einem tätowierten Schwimmer in ein Gespräch verwickelt. Am Nebentisch
gab es Gelächter, Harboth sah auf seine Uhr.
    »Nehmen
Sie’s ihr nicht übel«, raunte mir Dr. Eichelscheid zu. »Sie ist empfindlich. Extrem
empfindlich!«
    »Keine Sorge,
ich nicht.«
    »Gut.«
    »Was ist
nun: Glauben Sie an die Existenz dieses Stalkers oder nicht?«
    »Ich?« Er
spitzte die Lippen und ließ seine Blicke durch den Saal gleiten. »Es wird diesen
Mann gegeben haben, das schon. Aber ob er nur zufällig hinterm Haus der Glücks herumlungerte,
ob es ein Exhibitionist oder sonst ein Spinner war, wage ich nicht zu beurteilen.
Wahrscheinlich wird man es nie erfahren.«
    »Das heißt,
Sie rechnen nicht damit, dass er wiederkommt? Trotzdem haben Sie mich engagiert.
Gegen Katinkas Willen, wie sie sagt.«
    »Sagt sie
das?« Er blickte mich prüfend an. »Nun, sie will auf keinen Fall als überängstliches
Mädchen dastehen, das müssen Sie verstehen. Trotzdem ist sie heilfroh über Ihre
Anwesenheit. Wie ich Ihnen schon in Mannheim erklärte: Herr Harboth und ich sehen
es als unsere Pflicht an, ihr optimale Bedingungen für die Olympiavorbereitung zu
bieten. Im Einklang mit dem Oberbürgermeister.«
    »Der ebenfalls
zur Eröffnung Ihrer neuen Niederlassung geladen ist, vermute ich. Sie nehmen Ihre
Rolle als Partner einer Sportlerin ganz schön ernst, muss ich sagen.«
    Er lächelte,
und ich wusste nicht, ob ich dieses Lächeln pfiffig oder verschlagen nennen sollte.
»Es geht um Zuverlässigkeit, Herr Koller. Wissen Sie, was Zuverlässigkeit ist? Wenn
man ein Werkstück, das zehn Mal geprüft werden muss, hundert Mal prüft. So sind
die deutschen Unternehmen groß geworden.«
    »Die deutschen
Sportler auch?«
    »Die auch.«
    »Deswegen
hat es bei mir nie zum Sportler gereicht«, dachte ich. Laut sagte ich: »Apropos,
Ihren Unfall haben Sie gut

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