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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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geöffnet. Gleich darauf war mir aufgefallen,
dass der böse Ziegelhäuser Höhenwind mein Rad umgeweht hatte; ich hob es also auf
und trug es zu einer geschützteren Stelle. Als ich schließlich beim Smart angelangt
war, stand Katinka noch immer wartend da, eine Hand am Türgriff, und stieg nicht
eher ein, bis ich hinter dem Lenkrad saß.
    Das fiel
mir sofort auf. Später, in Frankfurt, verzögerte ich bei der Rückfahrt meinen Einstieg
absichtlich – und siehe da, wieder wartete sie auf mich.
    Macke Nummer
zwei war, dass sie nur aus ihren eigenen Flaschen trank. Ich hatte ihr schon bei
unserer ersten gemeinsamen Tour meine Trinkflasche angeboten, und auch jetzt, auf
der Fahrt nach Frankfurt, erwähnte ich, dass ich Wasser mitgenommen hätte – aber
nein, sie nahm nichts an, was sie nicht eigenhändig gekauft oder befüllt hatte.
Gut, das fiel wahrscheinlich unter die üblichen Vorsichtsmaßnahmen von Spitzensportlern,
und etwas Aberglaube spielte wohl auch mit hinein. Wie bei ihrem Tick, immer zuerst
den rechten Schuh zu schnüren, bevor sie in den linken schlüpfte. Kannte man ja
von Fußballprofis. Oder die Bitte, ihr vor Wettkämpfen niemals »Viel Glück« zu wünschen.
Das hasste sie, wie ich bei späterer Gelegenheit erfuhr. Wegen der Anspielung auf
ihren Namen wahrscheinlich. Wenn man schon Glück heißt, wird man seine Ziele mit
Können, Fleiß und Willenskraft erreichen wollen. So legte ich mir das jedenfalls
zurecht.
    Über manche
ihrer Macken sprach sie ganz offen, die Geschichte mit dem Schuh zum Beispiel. Alle
ihre Kollegen pflegten solche Verrücktheiten, erzählte sie. Und sie saß nun mal
generell nicht gern hinterm Steuer.
    »Ich habe
Eichelscheid gebeten, dass du mich heute fährst«, fügte sie an.
    »Ach, deshalb.«
Ich hatte mich schon gewundert. Medizincheck in Frankfurt – was sollte da groß passieren?
    Nun, man
konnte zum Beispiel einen tragischen Unfalltod sterben. Als ich bei Bensheim testen
wollte, was der Smart so hergab, wäre ich fast in ein Stauende gerast. Katinka hielt
die Luft an.
    »Seit wann
läufst du eigentlich?«, fragte ich, um Ablenkung bemüht.
    »Seit ich
denken kann. Und hoffentlich noch lange, wenn ich bitten darf.«
    »He, ich
muss mich erst an diese Sorte Auto gewöhnen. Da ist alles so klein, vor allem die
Bremse.« Vorsichtig fuhr ich wieder an. »Du kommst aus einer sportlichen Familie,
habe ich irgendwo gelesen.«
    »Sportlich?«
Sie lachte spöttisch. »So kann man es auch nennen. Fanatisch trifft es eher. Sportfixiert,
sportsüchtig. Es geht nicht ohne. Schon meine Großeltern haben Leichtathletik getrieben.
Mein Vater war ein sehr guter Langstreckler, meine Mutter turnte. Wenn die einen
Tag ohne Sport auskommen mussten, wurden sie unleidlich.«
    »Genau wie
du.«
    »Genau wie
ich.«
    »Und dein
Mann?«
    »Ist kein
Sportler.«
    Ich runzelte
die Stirn. »Glaube ich nicht.«
    »Er hat
früher Fußball gespielt. Ab und zu hilft er noch bei den Alten Herren in Peterstal
aus. Ansonsten passt er zu meiner Familie wie die Faust aufs Auge.«
    »Aha.« Unsere
Blicke trafen sich.
    Ein kurzes
Lächeln spielte um ihre Lippen. »Jetzt fragst du dich, wie kommt die zu so einem?
Hat sich Katinka in der Tür geirrt?«
    »Im Mann.«
    »Im Mann,
richtig. Aber das habe ich nicht, keine Sorge. Meine Familie und ich, wir sind verrückt
genug, da verliert man schon mal die Bodenhaftung.«
    »Und für
die sorgt Heiner?«
    »Er fragt
nicht nach meinen Wochenkilometern, gibt mir keine Trainingstipps, kommt mir nicht
mit seinen eigenen Erfahrungen. Vor allem redet er nicht über Verletzungen, wie
es Läufer untereinander immer und überall tun.«
    »Aber Anteil
an deinen Erfolgen nimmt er schon?«
    »Natürlich.«
Pause. Und dann: »Wobei er mich ganz bestimmt nicht deswegen geheiratet hat.«
    »Davon ging
ich aus.«
    »Wir machen
beide unseren Job. Jeder so gut er kann. Und ich bin froh, wenn ich zu Hause mal
nicht über Sport reden muss.«
    »Verständlich«,
flunkerte ich. Zu Hause nicht über Sport reden? Man duelliert sich mit der gedopten
Dauerkonkurrentin, erzielt eine neue Bestzeit, sorgt für Schlagzeilen – und palavert
beim Abendessen über das Wetter? Du, Schatz, willst du mir nicht von deinen Erstklässlern
erzählen, bevor ich zum Aktuellen Sportstudio nach Mainz muss?
    Nein, so
ganz konnte ich mir das nicht vorstellen. Klang etwas zu professionell, was Katinka
da behauptete. Andererseits war sie Profi. Mit dem Laufen verdiente sie ihre
Brötchen, wie unsereins ins

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