Gluecksstern mit Schwips
nicke wissend.
„Darauf trinken wir noch einen.“ Ich hebe mein Glas. „Auf die Meister dieser Welt!“
Anna kichert. „Auf die Meister!“
Jim guckt etwas verlegen. Wahrscheinlich hat er nicht mit einem Outing gerechnet. Der arme Kerl.
Anna sieht auf die Uhr. „Ach du meine Güte. Schon so spät. Ihr Lieben, ich muss ins Bett. Auf mich warten morgen früh ein Blinddarm, ein Leistenbruch, ein Darmverschluss und was da noch so spontan in den OP gefahren kommt. Außerdem bin ich ein bisschen müde ...“ Sie senkt die Stimme. „Ich hatte heute eine äh ... Verabredung mit Olivier in der Mittagspause.“ Sie zwinkert mir zu.
„Du Tier , du.“ Wir fangen beide an zu lachen. Jim versteht nur Bahnhof.
„Jim, das erklär e ich dir später“, kichere ich.
„Untersteh dich.“ Anna gibt mir einen sanften Stups in die Seite. „Jim, das Essen war absolut spitze. Vielen Dank für die Einladung.“
„Es war mir ein Vergnügen, für zwei so bezaubernde Frauen kochen zu dürfen.“ Er macht eine elegante Verbeugung. Ich muss Jim unbedingt mal fragen, ob das, dort wo er herkommt, so üblich ist oder nur einen Angewohnheit von ihm. Genauso wie diese gedrechselte Ausdruckweise.
Ich bringe Anna noch schnell zur Tür. Jim bleibt in der Küche.
„Was für ein Jammer!“, sagt Anna mit gesenkter Stimme. „Da trifft man mal einen kultivierten, gut aussehenden Mann und muss feststellen, dass er schwul ist.“ Offensichtlich hat Anna bei Jims Gerede um den früheren „Meister“ die gleiche Schlussfolgerung gezogen wie ich.
„Das liegt ganz im Auge des Betrachters. Ich für meinen Teil bin eigentlich ganz froh darüber“, sage ich. „Schwule sind immer so verständnisvoll und einfühlsam. Außerdem habe n Schwule meistens einen guten Geschmack.“ Ich muss unwillkürlich an Jims Zimmer denken. „Na ja, vielleicht nicht Jim. Aber das Beste daran ist, dass ich mir keine Sorgen mehr wegen Florian machen muss.“
„Na ja, für gute Gespräche habe ich dich, da brauche ich keinen Mann, auch wenn er schwul ist“, seufzt Anna. „Wieso bist du dir bei Jims Geschmack nicht sicher?“
„Du musst dir bei Gelegenheit mal sein Zimmer anschauen. Sieht aus wie ein marokkanischer Puff“, kichere ich hinter vorgehaltener Hand.
„Das muss ich sehen.“
„Das nächste Mal. Gute Nacht.“ Ich öffne die Haustür.
„Sweet Dreams ... Meisterin!“ Anna bricht in schallendes Gelächter aus.
Als ich in die Küche komme, ist alles picobello. Wahnsinn. Kein dreckiges Geschirr mehr, keine schmutzigen Töpfe, sogar der Backofen glänzt wie neu. Und Jim sitzt völlig entspannt am Küchentisch und nippt an seinem Rotwein, als wäre nichts gewesen. Wie ist das möglich? Ich war keine fünf Minuten weg. Der Mann ist ein Küchen-Putz-Genie, soviel ist sicher!
„Wow. Wie hast du das denn so schnell hinbekommen?“, frage ich und setze mich zu ihm an den Tisch.
„Ach das“, winkt er lässig ab. „Das war nur ein Fingerschnippen.“
„Okay. Wenn das so ist, dann bist du ab heute für die Küche verantwortlich“, sage ich und lache.
„Dein Wunsch ist mein Befehl.“ Das hört sich gut an. Ich hasse es zu kochen , und Aufräumen gehört auch nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Sehr zu Florians Leidwesen. Ich finde kochen ist ein mühsames Geschäft. Da steht man zwei Stunden in der warmen Küche und kocht sich den Wolf, nur damit alles in knapp fünfzehn Minuten aufgegessen ist. Da lobe ich mir die schnelle Küche der Tiefkühlkost. Pizzapackung aufreißen, ab in den Ofen, zwanzig Minuten später hat man eine leckere Pizza auf dem Teller – ohne große Arbeit!
Ich nehme ebenfalls einen Schluck aus meinem Glas. Mhm. Der Wein schmeckt wirklich köstlich. „Jetzt mal im Ernst“, sage ich. „Vielen Dank für den wunderschönen Abend und das tolle Essen. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“
Jim lächelt. Mein Gott, dieses Lächeln ist einfach unglaublich.
„Es war mir ein Vergnügen, für euch zu kochen.“ Er hebt die Hand. Ehe ich etwas sagen kann, streicht er mir eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. Mir stockt der Atem. Seine Augen graben sich in meine. Für einen Moment scheint die Welt um uns herum stillzustehen. Sein Gesicht ist ganz nah. Wahnsinn, der Mann hat Lippen ... zum niederknien! Ich schlucke trocken.
„Jim“, krächze ich und ziehe die Reißleine, bevor meine Hormone wieder das Kommando übernehmen. Ich hole tief Luft.
„Äh, ja.“ Jim blinzelt.
Unglaublich, diese
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