Gluecksstern mit Schwips
sie alles prima geplant.“
„Trotzdem hättest du ihm deinen Entwurf zeigen können“, bohrt Anna weiter.
„Ging nicht! Susanne ist ja nicht doof und hat sich meinen Originalentwurf unter den Nagel gerissen. Außer Melanie kennt niemand meinen Entwurf, und ohne das Original habe ich nichts in der Hand.“
„Aber, du hast doch Melanie als Zeug in“, beharrt Anna.
„Ach , vergiss es! Melanie ist ein kleines Licht in der Firma. Uns glaubt sowieso keiner.“
„Das ist nicht fair“, schnaubt Anna.
„Natürlich ist es nicht fair – es ist typisch Susanne.“ Ich nehme einen tiefen Schluck aus meinem Glas.
„Und was hast du jetzt vor?“
„Du meinst davon abgesehen, dass ich ihr die Beulenpest an den Hals wünsche. Gar nichts!“
„Beulenpest?“ Jim dreht sich zu uns um. „Bist du dir sicher?“
„Nein, natürlich nicht die wirkliche Beulenpest. Irgendwas Fieses, das genauso aussieht!“
„Beulenpest hört sich gut an. Da bin ich ganz bei dir“, kichert Anna. „Trotzdem ist es nicht fair.“
„Nein.“ Ich schüttele den Kopf. „Das Leben ist eben kein Ponyhof.“
Jim stellt eine riesige Eisbombe mitten auf den Tisch.
„Wahnsinn!“, kreischen Anna und ich zeitgleich. Jim lächelt zufrieden.
Er reicht jedem von uns ein Schälchen.
„Das sieht ja köstlich aus.“ Ich nehme mir einen Löffel Eis. Sofort habe ich den zart schmelzenden Geschmack nach Sahne und Erdbeeren in meinem Mund. Ich schließe genießerisch die Augen. „Mhmm!“
„Schmeckt es euch?“
„Das ist das beste Eis, das ich jemals gegessen habe“, beteuere ich.
„Der absolute Hammer“, bestätig t Anna und leckt sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen.
„Woher hast du das Eis?“, frage ich.
„Aus Italien“, antwortet Jim, als sei das die normalste Sache auf der Welt.
„Italien? Du meinst vom Italiener“, verbessere ich ihn. Gleich um die Ecke ist eine kleine Eisdiele. Allerdings hat das Eis, wenn ich dort war, nicht mal annähernd so gut geschmeckt wie dieses. Ich nehme mir noch einen Löffel von der sahnigen Köstlichkeit.
„Ja, mein guter Freund Filippo Baldini [1] ist ein Meister seines Fachs.“ Jim nimmt einen Schluck Rotwein. Noch nie gehört den Namen. Aber Hamburg ist ja schließlich auch kein Dorf. Ich glaube, alleine in Eppendorf gibt es sechs Eisdielen.
„Wo wir doch so schön zusammensitzen ...“, kichert Anna, „... könnt ihr beiden doch mal erzählen, wie ihr euch eigentlich kennengelernt habt.“
Ich werfe meiner Freundin böse Blicke zu. Jim scheint die Frage allerdings nicht zu stören.
„Kismet!“
„Kismet?“, wiederholt Anna.
„Schicksal“, übersetze ich. „Jims Erklärung für alles, was er nicht erklären kann!“
„Sara hat mich mit zu sich in die Wohnung genommen und mich aus meiner Flasche befreit“, fährt Jim seelenruhig fort.
„Aus der Flasche befreit ... eine interessante Ausdrucksweise für einen Vollrausch haben ...“ Anna kichert. „Nachdem du befreit warst, hast du dir gedacht: Die Sara ist ne Nette, da ziehe ich doch gleich mal bei ihr ein.“ Sie prustet laut los. Ich falle mit in das allgemeine Gelächter ein. Jim lacht auch, dabei bilden sich zwei ganz schnuckelige Grübchen auf seinen Wangen. Süß! Ich bin ganz hin und weg. Mittlerweile finde ich die Tatsache, dass Jim hier bei mir wohnt, gar nicht mehr so schlimm. Ich meine, das Zimmer stand eh leer, und es gibt wahrlich Schlimmeres, als sich die Wohnung mit einem männlichen Model zu teilen, das auch noch kochen kann.
„Äh , Jim ...“, zwitschert Anna weiter, „... bist du eigentlich Single?“
Ich stöhne leise. Anna kann manchmal wirklich ziemlich direkt sein. Wobei interessieren würde es mich auch mal ...
„Single?“ Jim sieht verwirrt aus. „Ich verstehe deine Frage nicht.“
„Anna will wissen, ob du eine Freundin hast.“
„Seit ich bei meinem Meister ausgezogen bin, lebe ich alleine“, antwortet Jim ein wenig betrübt.
Damit wäre es amtlich – Jim ist tatsächlich schwul! Sonst hätte er die Frage anders beantwortet. Eigentlich bedauerlich. Dabei sieht der Mann so unverschämt gut aus. Halt! Was soll denn das, was mache ich? Eigentlich sollte ich froh sein, dass sich meine kleine Notlüge als Wahrheit herausstellt. Was für eine Verschwendung! In meinem nächsten leben werde ich schwul. Halt! Da sind sie wieder … meine hormonellen Schwankungen, die mein Denken beeinflussen.
„Das hätte ich mir ja gleich denken können“, seufzt Anna leise. Ich
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