Gluecksstern mit Schwips
Tasche. „Einen schönen Tach auch“, verabschiedet er sich im breitesten Hamburger Slang und trampelt die Treppe nach unten.
„Es war die Post“, sage ich und stelle das Paket auf den Küchentresen. „Ich habe keine Ahnung, was da drin ist.“ Neugierig suche ich nach dem Absender, kann aber nichts finden, das auf ihn hindeutet. „Kannst du mir mal das Messer reichen?“, bitte ich Jim. Ich halte es kaum noch aus vor Neugierde. Meine Hände zittern, als ich die Verpackung zur Seite schiebe.
„Aber das ist ja ...“, kreische ich aufgeregt, „... eine Kaffeemaschine!“ Ungläubig starre ich das Hightechdesignergerät an. „Aber ich habe doch keine bestellt!“
Jim steht nur lächelnd in der Ecke.
Ich hole die Maschine aus der Verpackung, dabei segelt ein Briefumschlag zu Boden. Ich hebe den Brief auf. An Frau Sara Wegner. Das bin definitiv ich. Scheint doch keine Verwechslung zu sein.
Meine Stimme zittert vor Aufregung, als ich vorlese.
Sehr geehrte Frau Wegner,
wir möchten Sie ganz herzlich zu Ihrem ersten Platz bei unserem Preisausschreiben „Kaffeetraum“ beglückwünschen. Die Entwicklung unserer Geräte basiert auf unserem ständigen Streben nach Innovation und höchster Qualität, damit wir den hohen Ansprüchen unserer Verbraucher entsprechen können. Das ist es, was unser Unternehmen so erfolgreich macht. Wir hoffen, dass unser Spitzengerät „Kaffeetraum“ Ihnen Freude bringt und Sie ab jetzt Ihre wohlverdiente Tasse Kaffee in noch besserer Qualität genießen können.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem neuen Gerät und einen schönen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
Lucca del Barolli
Geschäftsführer Deutschland
„Wahnsinn!“, rufe ich mit sich überschlagender Stimme. Ich bin fassungslos. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich etwas gewonnen. Vor zwei Tagen habe ich noch mit Florian in der Küche darüber gesprochen, und jetzt steht vor mir eine sündhaft teure Kaffeemaschine!
„Ich habe gewonnen. Ich habe gewonnen.“ Ich hüpfe in meiner kleinen Küche auf und ab. Jim lächelt geheimnisvoll.
„Das muss ich gleich Florian erzählen“, rufe ich.
Jim nickt.
Ich renne ins Schlafzimmer, schnappe mir mein Handy und tippe auf Florians Bild.
„ Solka“, meldet sich mein Traummann geschäftsmäßig.
„IchhabeeineKaffeemaschinegewonnen“, kreische ich in den Hörer.
„Sara, bist du das?“
„Nein, ich bin die Hauptdarstellerin aus unserem letzten gemeinsamen Porno auf Ibiza. Ja, natürlich bin ich es!“, antworte ich. „Ich habe die Barolli-Kaffeetraum gewonnen. Ist gerade mit der Post gekommen. Ist das nicht toll?“
Florian pfeift am anderen Ende durch die Zähne. „Das nenne ich mal einen Zufall.“
„Wieso?“
„Na ja , weil wir doch erst vorgestern darüber gesprochen haben und du mir erzählt hast, dass du an diesem Preisausschreiben teilgenommen hast. Ich hätte niemals gedacht, dass du wirklich gewinnen könntest.“
„Siehst du! Manchmal muss man eben nur an Dinge glauben.“
„Freut mich für dich, Sara“, sagt Florian mit gesenkter Stimme. „Du, ich kann nicht so lange reden, mein nächster Klient ist gerade eingetroffen.“
„In Ordnung“, sage ich. „Wir können ja alles andere später besprechen.“
„Äh, Sara?“ Er klingt gedämpft.
„Ja?“
„Ich muss für die nächsten vier Tage nach London, einen Klienten vor Ort vertreten. Ich wollte dich sowieso nachher anrufen, um dir Bescheid zu sagen.“
„Ach, wie schade. Eigentlich wollte ich heute zu dir kommen“, bedauere ich.
„Süße, ich bin in vier Tagen wieder da, dann kommst du zu mir, und wir machen uns ein gemütliches Wochenende zu zweit.“
„Au ja, das klingt prima“, sage ich.
„Gut. Du, ich muss jetzt echt auflegen. Ich melde mich aus London.“
„In Ordnung. Flieg vorsichtig. Ich liebe dich“, flüstere ich.
„Ich hab dich auch lieb!“ Ich hasse es, wenn Florian das sagt. Ich meine , das ist doch keine Liebeserklärung, schließlich habe ich meinen Hamster auch lieb – aber ich liebe Florian. Das sind zwei völlig verschiedene Aussagen.
Klick. Florian hat aufgelegt.
Als ich zurück in die Küche komme, steht die Kaffeetraum bereits fix und fertig aufgebaut auf dem Küchentresen.
„Das Teil ist der absolute Hammer“, freue ich mich. „Die habe ich mir immer gewünscht.“
„Deswegen hast du sie ja auch bekommen“, antwortet Jim.
„Na ja, man bekommt ja schließlich nicht alles, was man sich wünscht“, gebe ich zu
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