Gluecksstern mit Schwips
die Haare gleich zu allen Seiten abstehen. „Das ist eine Bluse von Chanel, und nun ist sie ruiniert!“ Susanne stampft mit dem Fuß auf. Ich finde, dass es sich bei dem kleinen Unfall um ausgleichende Gerechtigkeit handelt, aber das behalte ich lieber für mich.
„Tut mir echt leid. Aber ich bin mir sicher, wenn du sie ordentlich wäsch st, geht der Fleck wieder raus. Oder du kaufst dir einfach eine neue. Du hast ja genügend Geld.“
„Eine Bluse von Chanel wäscht man nicht einfach so ...“ Sie holt tief Luft. „Aber wem erzähle ich das?!“ Sie mustert mich mit ihrem üblichen arroganten Blick. Ihre Augen flackern gefährlich. Was ist denn das? Susannes Gesicht sieht irgendwie fleckig aus. Komisch? Wo sie doch sonst so viel Wert auf ein ordentliches Make-up legt. Na ja, ich werde es ihr jedenfalls nicht sagen.
„Dann bring die Bluse in die Reinigung und schick mir die Rechnung“, schlage ich vor.
„Worauf du dich verlassen kannst“, giftet Susanne weiter. Mittlerweile leuchtet auf ihrer Nase ein ziemlich roter Punkt. „Wegen dir muss ich jetzt mit einem Fleck zu meinem Meeting.“
„Ach, bei deinem Charme merken das die Herren doch gar nicht“, sage ich und kann mir ein Lächeln nur knapp verkneifen.
„Vorsicht!“ Sie kommt mit ihrem Gesicht ganz nahe. Aus dieser Entfernung sehen die roten Punkte geradezu gigantisch aus! Eine Allergie? Instinktiv gehe ich einen Schritt zurück. „Ich bin hier der Chef, falls du es noch nicht gemerkt hast. Also pass auf, was du sagst.“
„Liebe Susanne, als ob ich das nicht wüsste.“ Ich straffe meinen Rücken und gehe erhobenen Hauptes in Richtung Büro. Susanne soll bloß nicht denken, dass ich Angst vor ihr habe.
„Das war knapp!“ Stöhnend reiche ich Melanie ihren Kaffee.
„Was ist passiert?“
„Ich bin sprichwörtlich in Susanne gelaufen und habe ein Teil des Kaffees auf ihre Bluse gekippt, was die alte Zicke zum Anlass genommen hat , mich fertigzumachen.“
„Oh!“ Ist alles, was Melanie sagt. „Du Unglücksrabe.“
„Genau! Dabei fing der Tag so gut an.“ Ich öffne meine Schreibtischschublade. Nach dem Schreck von eben brauche ich dringend einen Gute-Laune-Zuckerschub. Aus diesem Grund habe ich einen Art Notfallpack angelegt. Immer, wenn meine Laune sinkt, greife ich darauf zurück. Schokolade ist mein Seelentröster Nummer eins.
„Aha!“
„Ja, Jim hat mir heute Morgen wieder ein Hammerfrühstück gemacht, und ich habe die Kaffeetraum gewonnen.“
„Du verarsch st mich, oder?“
„Nein ehrlich, ich habe das erste Mal in meinem Leben etwas gewonnen ...“
„Das meinte ich nicht“, unterbricht mich Melanie.
„Hä. Was denn dann?“
„Hallooo!“ Sie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht. „Wer ist Jim?“
„Ach so, der“, winke ich ab. „Mein neuer Mitbewohner.“ Ich beiße in den Schokoriegel. „Möchtest du auch einen Biss en?“
„Nein danke. Ich bin immer noch auf Diät!“ Sie wirft mir einen strafenden Blick zu. „Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.“
„Die gansche Sache hat sisch auch siemlich kurzfrischtig ergeben .“ Ich schlucke. „Auf jeden Fall wohnt Jim für eine Weile bei mir.“
„Und ist er ... scharf?“ Melanie wirft mir einen lüsternen Blick zu.
„Jim?“ Sofort habe ich das Bild von Jim mit freiem Oberkörper im Kopf. Brennende Röte gießt sich über meine Wangen.
„Aha!“
„Was heißt hier Aha . Jim ist nur ein Mitbewohner, und außerdem ist er schwul.“
„Soso, schwul.“ Melanie grinst.
„Du brauchst gar nicht so blöd zu grinsen. Ich glaube … bin mir ziemlich sicher, dass der Typ schwul ist. Der sieht für einen normalen Mann einfach zu gut aus, und auch sonst verhält er sich nicht normal.“
„Na, und was sagt Florian dazu ?“
„Ach der“, winke ich ab. „Florian liebt mich. Er versteht das mit Jim.“
„Wirklich?!“ Melanies Grinsen wird noch breiter. „Der gute Florian.“
„Also ehrlich , Melanie. Kannst du bitte aufhören, so ein Gesicht zu machen und ständig komische Kommentare von dir zu geben.“
In diesem Moment fliegt die Tür auf , und Susanne steht im Raum.
„Wo sind die Entwürfe vom letzten Jahr für die Waschmittelkampagne von Reinweiß ?“, blafft sie uns entgegen.
„Einen Moment , bitte.“ Melanie taucht mit dem Kopf in einen Aktenschrank.
„Und du?“ Sie deutet mit dem Finger auf mich. „Willst du deiner Kollegin nicht helfen ?“ Ich würge den letzten Bissen meines Riegels herunter. Susannes Blick
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