Gluecksstern mit Schwips
zwölf Stunden noch einmal durch den Kopf. Vor allem beschäftigt mich das Mysterium Jim. Das s ich Jim für gut aussehend und absolut sexy halte, ist eine Sache, aber diese Anziehungskraft, die er auf mich ausübt, erschreckt mich. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ihn geküsst. Der Mann verströmt aus jeder Pore sexuelle Energie. Wie kann das nur sein? Ich liebe Florian. Florian ist mein Traumprinz – nicht irgendein daher gelaufener, irgendwie verrückter Typ, der behauptet, er sei aus einer Flasche gekrochen. Außerdem ist Jim schwul!?
Es klingelt. Ich taste mit der Hand nach meinem Handy. Es ist Florian. Ich stöhne leise. Als ob er meine Gedanken erraten h ätte. Ich atme tief durch, dann nehme ich das Gespräch an.
„Hallo“, begrüße ich ihn betont locker.
„Hallo, Süße. Ich dachte, ich melde mich mal kurz, bevor ich schlafen gehe.“ Er klingt gut gelaunt. „Du hörst dich müde an.“
„Ich habe schon im Bett gelegen.“
„Habe ich dich geweckt? Das tut mir leid.“
„Nein, nein. Wie war dein Tag?“
„Wahnsinnig anstrengend, aber auch sehr interessant. Wir hatten heute drei Meetings mit unseren neuen Klienten, und anschließend waren wir noch mit der Kanzlei, die uns hier vertritt, zusammen essen. Und wie ist dein Tag gelaufen?“
Ich e rzähle ihm kurz von Susannes Ausschlag. „Und anschließend war ich mit Jim im Vapiano “, beende ich meine Erzählung.
Florian schweigt.
„Florian?“
„Aha!“, brumm t er. „Mit Jim also.“
Eine unangenehme Stille entsteht zwischen uns. Mein Herz rast. Ich fühle mich etwas schlecht. Florian ist in vielerlei Hinsicht der Prototyp eines Mannes. Er bleibt immer ruhig, auch wenn ich wieder einmal panisch mein Portmonee suche und er es dann in meiner Handtasche findet, obwohl ich mir sicher bin, es dort nicht hineingelegt zu haben. Florian behält in stressigen Situationen immer den Überblick. Bei Treffen mit meinen Eltern hüllt er sich einfach in Schweigen und redet nur auf Ansprache, sodass meine Mutter ihn nach dem ersten Treffen für einen Autisten hielt. Das ist Florians Art, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Genau wie jetzt!
„Flo, ich vermisse dich“, breche ich das Schweigen.
Lautes Atmen. Leises Klicken. Klingt, als ob er auf seinem Laptop tippe. Was macht Florian da?
„Flo?“
„Du, ich muss morgen früh raus. Ich denke, ich mach dann mal Schluss“, beendet er unser Gespräch abrupt. Niemals würde er zugeben, dass ihn die Sache mit Jim geärgert hat.
„Okay“, seufze ich.
„Bis morgen.“
Ich will noch sagen: „Ich liebe dich“, aber da hat Florian schon aufgelegt.
6. Cupcakes und Muskelkater
Am nächsten Morgen schalte ich nach dem Frühstück meinen Laptop ein und checke die E-Mails. Tatsächlich finde ich im Posteingang eine Nachricht von Rainer Rausch.
Liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,
ich freue mich, Euch mitteilen zu können, dass es sich bei der Krankheit unserer allseits beliebten Susanne (Waaaas?! Nimmt der Drogen? Susanne und beliebt!?) nicht um eine, wie zunächst befürchtet, ansteckende Krankheit handelt, sondern lediglich um einen Ausschlag. Um eine vollständige Genesung zu gewährleisten, halten es die Ärzte für besser, Susanne noch eine Weile bei sich zu behalten (Yeah!). Trotz Susannes Abwesenheit bitte ich Euch alle, Eure Arbeit wie gewohnt nachzugehen. In dringenden Fragen bitte ich Euch, sich an Susannes Sekretärin Beate zu wenden, da Beate im ständigen Kontakt mit Susanne steht. (Die Arme!)
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Rausch
Man kann förmlich sehen, wie er sich während des Schreibens gewunden hat. Wahrscheinlich hat er die ganze Nacht kein Auge zugetan, aus Furcht, sich angesteckt zu haben.
Na , wenigstens haben wir ein paar Tage Ruhe vor Susanne. Ich packe meine Sachen.
„Jim, ich muss los“, rufe ich un d stehe auf.
Sofort taucht Jims Gesicht im Türrahmen auf. Wie macht er das bloß so schnell?
„Du hast mich gerufen?“
„Ja, Susannes Krankheit ist nicht ansteckend , und Rainer hat uns allen eine Nachricht geschickt und uns ins Büro beordert.“ Ich seufze. „Aber wenigstens ist Susanne noch im Krankenhaus. Da arbeitet es sich gleich viel entspannter.“
Jim nickt, eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht.
Reflexartig schnell t meine Hand nach vorne, und ich schiebe ihm die Strähne hinters Ohr. Jim sieht mich großen Augen an. Ich schlucke. Mein Herz klopft wie wild. Was ist nur los mit mir?
„Entschuldige ... ich wollte nicht
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