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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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sie heutzutage nur im Kostümverleih oder auf Flohmärkten findet. Jesuslatschen gehören bei ihr zum Standardprogramm. Seit Neustem hat sie Ugg Boots für sich entdeckt, und zwar sommers wie winters.
    Ich finde Ugg Boots völlig überbewertet. Ich meine, mit diesen Schuhen sehen selbst zierliche Füße wie unförmige Kartoffelstampfer aus.
    „Wer war der junge Mann?“ Die Neugier springt förmlich durchs Telefon.
    „Welchen jungen Mann meinst du?“, frage ich scheinheilig.
    „Pum melchen, jetzt stell dich nicht dümmer als du bist“, schnaubt meine Mutter. „Der junge Mann, mit dem ich heute Mittag telefoniert habe.“ Wer eine Mutter hat wie ich, braucht keine Feinde, soviel ist sicher!
    „Ach der“, winke ich ab. „Das war nur Jim. Mein neuer Mitbewohner.“
    Schweigen.
    „Mama?“
    „Hermann“, kreischt meine Mutter ohne Vorankündigung in den Hörer. Mein Ohr fängt an zu pfeifen. „Die Sara hat eine Kommune gegründet!“
    „Waaas?“ Ich starre fassungslos in den Hörer. „Wie kommst du denn auf die Idee?“
    „Pummelchen, du brauchst deiner Mutter doch nichts vorzumachen. Gott sei Dank! Ich hatte schon Angst, dass du so ein Spießer wirst wie dein Vater.“
    „Erstens ist Papa kein Spießer , und zweitens habe ich keine Kommune gegründet, sondern wohne in einer WG.“ Ich trinke einen Schluck Mineralwasser. „Das ist auch nur eine Notlösung, bis Jim eine Wohnung gefunden hat.“
    „Was sagt den n dieser Langweiler von Florian dazu?“, hakt meine Mutter nach.
    „Florian ist kein Langweiler , und außerdem ist Jim schwul.“ Das hat gesessen! Ich kann nur hoffen, dass Jim nicht mithört. „Du brauchst dir also keine Hoffnungen zu machen.“
    „Oh!“ Ist alles, was sie sagt.
    „Ja, genau!“
    „Pummelchen, ich finde es toll, dass du dich so offen gegenüber Homosexuellen zeigst. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht ist doch nicht Hopfen und Malz bei dir verloren.“
    Ich stöhne leise. Ich meine, ich liebe meine Mutter – aber manchmal finde ich sie wirklich anstrengend. Genau in diesem Moment zum Beispiel.
    „Mama, nur weil ich nicht wie du täglich Räucherkerzen anzünde und Sonnengrüße mache, bin ich trotzdem ein weltoffener Mensch. Ich liebe mein Leben, so, wie es ist. Ich brauche keinen spirituellen Führer, um meinen Weg zu finden. Wann wirst du das endlich akzeptieren?“
    Meine Mutter schnaubt wie ein Pferd. „Aber das ist genau dein Problem, dein Geist bewegt sich völlig eingleisig. Würdest du dich in der spirituellen Ebene ein wenig öffnen, dann würdest du die Welt mit völlig anderen Augen sehen, so wie ich.“
    „Nein, danke. Das ist es ja genau, wovor ich Angst habe“, entgegne ich.
    „Angst lähmt uns und verengt unseren Horizont“, fährt meine Mutter unbeirrt fort.
    „Musst du immer das letzte Wort haben?“, seufze ich.
    „Eigentlich nicht, aber in deinem speziellen Fall schon. Du bist mein Kind, und dein Glück ist auch mein Glück“, trällert sie weiter.
    „Danke, Mama. Das ist sehr lieb von dir , und ich versichere dir, du brauchst dir um mein Glück keine Sorgen zu machen.“
    „Dann ist ja gut. Pum melchen, ich würde ja gerne noch weiter mit dir telefonieren, aber meine Yogastunde bei Swami Rajara fängt gleich an.“
    „Um diese Uhrzeit?“
    „Tja, äh. Es ist nie zu spät für eine Meditation.“
    „Okay.“
    „Ach ja, bevor ich es vergesse: Dein Vater und ich wollten dich für Mittwoch zum Abendessen einladen. Es gibt eine kleine Überraschung“, sagt sie geheimnisvoll.
    Ich überlege einen kurzen Moment, was sie wohl damit meinen könnte. Das letzte Mal hatte meine Mutter mich und eine Gruppe von Frauen eingeladen, um bei Vollmond gemeinsam die Mondgöttin zu feiern. Dafür wurde in unserem Garten ein großes Lagerfeuer entzündet, um das sich die Frauen versammelten. Eigentlich hätte ich spätestens zu dem Zeitpunkt gehen sollen, als die Damen – die meisten davon im Alter meiner Mutter – anfingen, sich fast vollständig ihrer Kleidung zu entledigen und gemeinsam den Mond anheulten. Eine Veranstaltung, die ich lieber aus meinem Gedächtnis streichen würde.
    „Saraswati?“
    „Ja, entschuldige. Ich komme gerne.“
    „Gut. Ich würde mich freuen, wenn du Jim mitbringst , und dein Vater sicher auch. Bis die Tage. Küsschen, auch von deinem Vater“, flötet meine Mutter weiter.
    „Vielleicht.“
    Klick. Meine Mutter hat aufgelegt.
     
     
    Als ich ihm Bett liege, schwirren mir die Ereignisse der letzten

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