Gluecksstern mit Schwips
…“ Mein Gesicht steht mittlerweile in Flammen. „Ich ... das war nur ein Reflex, nichts weiter.“ Wenn ich weiter so rumstottere, hält mich Jim sicher für komisch.
„Kein Problem “, sagt er sanft.
Dieser Mann schafft es ständig , mich in Verlegenheit zu bringen. Das muss wirklich aufhören. Reiß dich zusammen, Sara!
Im Büro herrscht angenehme Stimmung. Kein hektisches Hin- und Hergerenne, keine lauten Gespräche. Böse Zungen könnten behaupten, dass die meisten Kollegen aus der Abteilung besser als sonst gelaunt sind, jetzt, wo Susanne nicht da ist.
„Das ist deine Gelegenheit“, sagt Melanie mit gesenkter Stimme.
„Wozu? Und warum flüsterst du?“, frage ich.
„Damit mich niemand hört“, erklärt sie mit ernster Miene.
„Ich sage es dir ja nur ungern, aber wir sind alleine im Maulwurfshügel . Solltest du noch jemanden sehen außer mir, behältst du das lieber für dich.“
„Du bist echt bescheuert“, flüstert Melanie. „Ich will dir nur einen guten Rat geben.“
„Entschuldige, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand vor der Tür steht und sein Ohr dagegen drückt, um zu lauschen, was wir hier besprechen.“
„Sara, das ist deine Chance, dir deinen Entwurf zurückzuholen“, wispert Melanie.
„Okay, jetzt hast du meine volle Aufmerksamkeit“, flüstere ich jetzt ebenfalls.
„Susanne ist nicht da. Du könntest dich also in ihr Büro schleichen und dir die Entwürfe holen.“ Sie grinst breit.
„Aber was ist mit Beate“, will ich wissen.“ Schließlich ist ihr Büro direkt vor dem von Susanne. Da kommt keiner unbemerkt vorbei.“
„Um die mach dir mal keine Sorgen, da kümmere ich mich schon drum. Ich bin mit Beate so ...“ Melanie hebt ihre Hand und kreuzt ihren Zeigefinger mit dem Mittelfinger.
„Na, wenn das so ist ...“ Ich zucke mit den Achseln. „... schätze ich, ist es einen Versuch wert.“
„Okay. Dann lass un s Mission Entwürfe mal starten. Ich habe schon einen Plan.“
„Na dann , Sherlock, lass hören“, fordere ich sie auf.
„Zuallererst werde ich mal die Lage bei Beate checken und in Erfahrung bringen, wann Susannes Rückkehr geplant ist oder was da sonst so los ist. Vielleicht kann ich ihr ja auch entlocken, wo Susanne die Entwürfe für gewöhnlich aufbewahrt.“
„Einverstanden“, nicke ich. „Aber wie willst du das machen?“
„Ich habe da so meine kleinen Tricks!“ Melanie freut sich geradezu diebisch.
„Ach ja, und die wären?“
Melanie grinst und zieht eine Box unter ihrem Schreibtisch hervor. „Cupcakes! Was sonst?!“ Mir läuft auf der Stelle das Wasser im Munde zusammen.
Melanie und ich haben, abgesehen davon, dass wir die gleiche Arbeit machen, eine weitere Gemeinsamkeit, die uns verbindet: Julies Cupcakes .
Ich habe diesen schnuckeligen Laden durch Zufall bei einem meiner Spaziergänge durch Eppendorf entdeckt und bin dem Schicksal heute noch dankbar dafür. Als ich den Laden das erste Mal betreten habe, kam ich mir vor wie im Paradies. Diese kleinen Köstlichkeiten aus Sahne, Creme, Zucker und Kuchenteig sind jede Sünde wert. Außerdem … ein Laster muss der Mensch doch haben. Ich rauche nicht, ich trinke nicht ... na ja, jedenfalls normalerweise nicht, meine einzigen Schwächen sind Männer und Cupcakes.
Das Thema Mann hat sich, seit ich mit Florian zusammen bin, erledigt. Immerhin waren diverse Fehlschläge nötig, bis ich meinen Traumprinzen gefunden habe.
Anna meinte mal zu mir: „Ich bin der Typ mit dem Männer wilden Sex haben wollen, du bist die Frau zum heiraten. Ich gehöre eben nicht zu der Sorte Frau, und das meine ich nicht abwertend, die sich einen heißen Typen für einen One-Night-Stand schnappt und wilde Sexspielchen praktiziert. Und anstatt mit heiserer Stimme „Das war gut, Kleiner“ zu hauchen, piepse ich Dinge wie „Hast du morgen schon was vor?“ oder „Findest du es auch so toll, Kinder zu haben?“ oder „Meinen Eltern mögen dich bestimmt". Was im Regelfall dazu führte, dass sich die Typen schnellstmöglich aus dem Staub gemacht haben und ich als ein Häufchen Elend zurückblieb. Auch wenn die Männer in meinem Leben wechselten, meine Liebe zu Cupcakes ist geblieben.
„Ich wusste gar nicht, welche kriminellen Energien in dir schlummern“, sage ich anerkennend.
„Du weißt doch, stille Wasser sind tief!“ Melanie steht auf. „Möchtest du auch einen Cupcake?“
Meine Hand schnellt nach vorne .
„Nein!“, schreit es in meinem Kopf. Ich habe erst heute Morgen auf
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