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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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den Kopf hinab? Wissen Sie überhaupt, was Sie da tun? Sind Sie überhaupt alt genug …«
    »Jacob!«, unterbrach ihn der Rettungssanitäter mit scharfer Stimme. »Es geht nicht um Ihren Kopf. Sehen Sie sich Ihre Hand an.«
    Jacob sah auf, blinzelte durch den Regenschleier und den diffusen Schein der Straßenlaterne und richtete den Blick zum ersten Mal auf die Hand, die er über dem Kopf in die Höhe hielt. Ihr Anblick löste eine weitere Welle von Schwindel und Übelkeit in ihm aus. An seiner linken Hand befand sich nur noch der Daumen. Die anderen vier Finger waren glatt am Ansatz zur Handfläche abgetrennt worden. Er versuchte instinktiv, die Finger zu krümmen. Seltsamerweise signalisierte ihm sein Gehirn, dass sie sich bewegten, doch nur sein Daumen zeigte eine sichtbare Reaktion. »Ich … ich muss mich hinlegen«, ächzte er.
    Während der Rettungssanitäter Jacobs Hand und seine leichteren Verletzungen verarztete, sah Jacob sich nach dem Mädchen und der Polizistin um. Da saßen sie beieinander. Die Polizistin hieß Ellen. Jedenfalls hatte sie sich dem Kind so vorgestellt. Jacob konnte hören, wie sie beruhigend auf das Mädchen einredete. Sie tupfte das Gesicht der Kleinen behutsam mit einem Wattebausch ab. Ihr Blick wanderte immer wieder verstohlen zu Jacobs verstümmelter Hand.
    »Es wird alles gut, Kleines. Alles wird gut.« Ellen hielt inne und warf einen schnellen Blick hinüber auf das Schlachtfeld, das der Unfall hinterlassen hatte, und sie fragte sich, wie um Himmels willen nach einer derartigen Katastrophe je wiederallesgut werden sollte.
    »Kannst du mir sagen, wie du heißt?«, bat Ellen behutsam.
    Das Kind sah zögerlich zu ihr auf, so als würden Ellens Worte nur langsam zu ihr durchdringen. Dann nickte das Mädchen und flüsterte ruhig: »Sophia Maria Jones.«
    »Was für ein schöner Name! Freut mich, dich kennenzulernen, Sophia Maria.«
    Das Mädchen schluckte. »Nur Sophie, bitte.«
    »Sophie, natürlich. Wie alt bist du, Sophie?« Die Polizistin war gut geschult. Sie stellte die einfachen Fragen zuerst und schaffte so die geeignete Atmosphäre für die schwierigeren Fragen, die zwangsläufig folgen mussten.
    Das Mädchen wischte sich erneut mit dem Ärmel ihrer Bluse die Nase. »Acht. Nein … Neun.«
    »Wie toll«, erwiderte die Polizistin sanft. »Ein schönes Alter. Ich weiß noch genau, wie es war, als ich neun war. Wann hast du Geburtstag?«
    Eine dicke Träne bildete sich in Sophies Augenwinkel und rollte über ihre Wange. »H-Heute«, antwortete sie und verschluckte sich beinahe dabei.
    »Ich verstehe«, murmelte Ellen. »Ihr habt deinen Geburtstag gefeiert? Wart ihr auswärts essen?«
    Das Mädchen nickte.
    »Sophie, bist du in einem dieser Autos gewesen?«
    Erneutes Nicken.
    Jacob hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Die Worte des Mädchens ließen ihn den Rettungssanitäter vergessen, der über ihm hantierte und ihm die verletzte Hand mit einer Mullbinde bandagierte.
    »Kannst du mir sagen, in welchem?«, fragte Ellen vorsichtig und hob den Kopf, um einen weiteren Blick auf die Unfallszene mit den Autowracks zu werfen. Ein blauer Datsun lag in unmittelbarer Nähe vor einem brandneuen Kombi auf der Seite. Heck und Kühlerhaube des Kombis waren eingedrückt. Beide Fahrzeuge hatten Totalschaden. Wenigstens hatten ihre Insassen die Autos ohne fremde Hilfe verlassen können. Die übrigen in den Unfall verwickelten Fahrzeuge – ein Volvo, ein kleiner Pritschenwagen, eine Mercedeslimousine und der schwere Lieferwagen eines Kurierdienstes – standen oder lagen weiträumig über die vierspurige Straße verstreut.
    Den Pritschenwagen hatte es an der Beifahrerseite getroffen. Er war umgekippt und hatte dabei vermutlich den Datsun beschädigt.
    Am schlimmsten jedoch sah der Volvo aus. Er war offenbar frontal mit dem wesentlich größeren und schwereren Lieferwagen kollidiert.
    Jacobs Mercedes lag mit der rechten Seite nach oben am gegenüberliegenden Straßenrand. Es sah so aus, als habe sich der Wagen ein- oder zweimal überschlagen, bevor er am Straßenrand liegen geblieben war. Wie es dazu gekommen war, daran hatte Jacob allerdings keine Erinnerung mehr.
    Er beobachtete, wie die Männer vom Technischen Hilfswerk mit einem hydraulischen Werkzeug die eingedrückte Tür des Volvos aufhebelten, um ein eingeklemmtes Unfallopfer zu bergen. Hinter demselben Auto deckten Rettungsleute vorsichtig eine blaue Plane über eine Gestalt auf der Fahrbahn. Zwanzig Meter weiter die Straße hinunter

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