Glühende Leidenschaft
einem Blick auf die hohen, stuckverzierten Wohngebäude. Sie waren zwar noch ein paar Blocks von ihrem Ziel entfernt, doch dies hier waren eindeutig herrschaftliche Stadtresidenzen.
»Es ist die Nummer drei, am anderen Ende der Straße. Du bleibst hier.«
Er stand beinahe stramm. »Wie Sie wünschen, Mylady.«
Meg ging ein paar Schritte, dann kam sie seufzend zurück. »Also gut, Monk. Ich bin mir doch nicht so hundertprozentig sicher. Wenn ich nicht in einer halben Stunde wieder aus dem Haus komme, kannst du Hilfe holen.«
»Oh, ja«, erwiderte er und setzte ein finsteres Gesicht auf. »Und Sax wird mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen! Also, Mylady, lassen Sie uns das noch mal überlegen.«
»Auf keinen Fall! Du kannst dem Grafen sagen, dass ich es so angeordnet habe.«
Sie entfernte sich mit raschen Schritten, hörte ihn aber noch sagen: »Na, das wird ja wohl eine ganze Menge nützen.«
Vor Sir Arthurs Haus angekommen, blieb sie einen Moment lang stehen. Er hatte sie zwar des Öfteren in der Mallett Street besucht, aber Meg war noch nie hier gewesen; sie kam sich vor wie eine Fliege, die im Begriff war, der Spinne ins Netz zu gehen.
Das war dumm. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie er sie empfangen würde, aber sicher würde er nicht versuchen, ihr etwas anzutun.
Sie betätigte forsch den Türklopfer in Form eines Löwenkopfes, und als niemand öffnete, wiederholte sie es noch zweimal. Konnte es sein, dass er nicht zu Hause war?
Doch dann ging die Tür auf, und eine dunkelhaarige, in Schwarz gekleidete Frau erschien. »Ja, bitte, Ma’am?«
Trotz ihres ordentlichen Kleides und der Kopfbedeckung wirkte die Frau auf Meg irgendwie unschicklich. Vielleicht waren es die vollen Lippen oder die schweren Lider. Sie musste unwillkürlich an Brak denken. Aber schließlich konnte nicht jede Haushälterin wie ein Vorbild an Tugendhaftigkeit aussehen.
»Ich möchte Sir Arthur sprechen.« Als die Frau die dunklen Brauen hochzog, fiel Meg ein, dass sie wohl ihren Namen nennen sollte. Nein, ihren Titel. Wie seltsam. »Sagen Sie ihm, Lady Saxonhurst ist hier.«
»Lady?« Der Blick der Frau wanderte forsch über Megs einfaches Kleid und ihren braunen Umhang und dann nach hinten, eindeutig auf der Suche nach einer Kutsche und Bediensteten. »Du machst wohl Witze, Püppchen.«
Meg richtete sich auf. »Ich bin Lady Saxonhurst und Sir Arthur sehr gut bekannt. Ich versichere Ihnen, er wird sehr verärgert sein, wenn Sie mich wegschicken!« Zornentbrannt fügte sie hinzu: »Vor Kurzem hieß ich noch Meg Gillingham. Meine Familie hatte das Haus in der Mallett Street gemietet.«
»Ach so, die.« Die Frau trat zurück und ließ Meg ins Haus, ohne jedoch ein Zeichen vermehrten Respekts zu zeigen. Meg wünschte sich verzweifelt ein Lorgnon und die Fähigkeit des Grafen, mit so etwas entsprechend würdevoll umgehen zu können. Zu der bisherigen Unverschämtheit kam nun noch hinzu, dass sie in einem eiskalten Empfangszimmer ohne jede Heizung warten musste.
Sie schritt auf und ab, um nicht zu sehr zu frieren, aber auch, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie musste die Sheila zurückbekommen. Vorsichtig versuchte sie, die Aura der Statue zu erfühlen, doch hier war außer der Kälte nichts wahrnehmbar. Aber da sie diesem Aspekt des Zaubersteins noch nie bewusst Aufmerksamkeit geschenkt hatte, wusste sie nicht, wie nahe sie ihm sein musste, um diese Kraft zu spüren.
Was, wenn Sir Arthur ihn doch nicht hatte? Was dann?
Aber er hatte gesagt, er habe …
Oder doch nicht?
Wie viel wusste er? Wusste er von dem Zauber, oder war ihm lediglich bekannt, dass die Sheila einen gewissen Wert hatte? Jedenfalls konnte er nicht wissen, dass sie sich damit den Grafen »geangelt« hatte, oder? Das wusste niemand außer ihr selbst und Laura.
Aber es wurde zu einer derartigen Belastung, dass sie das Gefühl hatte, es sei ihr auf die Stirn gebrannt!
»Meine Liebe! Müssen Sie auch noch auf und ab laufen, um nicht zu erfrieren!«
Meg wirbelte herum. Er war wie immer elegant gekleidet und lächelte. Und sie bekam noch immer eine Gänsehaut, wenn er ihr gegenüberstand.
»Sie müssen ja bald zu einem Eiszapfen gefroren sein. Kommen Sie doch mit nach oben.« Als sie den Flur passierten, rief er: »Hattie! Heißen Tee für Ihre Ladyschaft!«
Sein Ton hätte nicht ironischer sein können. Wenn sie nur gewusst hätte, was er wollte!
Oben angekommen, öffnete er eine Tür. Meg zögerte. Sie hatte erwartet, in eine Art Salon geführt zu werden,
Weitere Kostenlose Bücher