Glühende Leidenschaft
sagte er, eine Statue mit einer heidnischen Zauberkraft, die jedoch nie eingesetzt werden dürfe.«
Meg betete, dass ihre Miene sie nicht verriet. »Wenn mein Vater so sehr krank war, dann hat er womöglich auch fantasiert.«
»Das bezweifle ich. Er sagte mir sogar, wo sich dieses Ding befand. Er meinte, er sei froh, es über seinem Kopf zu wissen, sodass er immer ein Auge darauf werfen könne.« Sir Arthur lächelte. Meg machte sich auf Schwierigkeiten gefasst. »Als Ihr Bruder die Eltern tot auffand, schickte er sowohl nach mir als auch nach einem Arzt.« Er wartete ab und fuhr dann fort: »Ich habe die Statue gefunden, auf dem Bett, zwischen den beiden Toten.«
Meg verschüttete ihren Tee und stellte Tasse und Untertasse ab; ihre zitternden Hände konnten nichts mehr halten. Sie blieb stumm, innerlich jedoch brüllte sie. Dieser Verdacht hatte in ihr geschlummert, hatte sie halb krank gemacht. Und nun war er bestätigt: Ihre Mutter hatte versucht, mithilfe der Sheila ihren Vater zu retten, und war dabei selbst umgekommen.
Aber wenn dieser Stein sogar töten konnte, was konnte er dann alles bewirken, wenn sie, Meg, ihn einsetzte? Ihr Vater hatte recht gehabt. Die Sheila sollte niemals benutzt werden.
»Ich habe sie natürlich wieder sorgfältig versteckt«, erzählte Sir Arthur weiter. »Ich habe sie wieder an den ursprünglichen Platz gelegt. Und wenn Sie sie mitgenommen hätten, hätte ich dagegen vielleicht nichts eingewendet. Aber das haben Sie nicht getan, und deshalb gehört sie jetzt mir.«
»Nein!«
»Sie wollen sie wiederhaben?«
»Sie ist mein Eigentum. Meine Verantwortung. Meine Verpflichtung.«
Er glühte fast vor Zufriedenheit. »Sie besitzen also die Macht, die Gabe. Und Sie haben sie benutzt, nicht wahr? Wie hätten Sie sich sonst einen Grafen angeln können?«
Meg blieb ruhig. Das war das Beste, was sie tun konnte. »Meine Ehe war ausschließlich die Idee des Grafen. Was wollen Sie, Sir Arthur?«
Er lächelte, nunmehr vollkommen entspannt. »Eine interessante Frage, vor allem, da mir nun eine derartige Macht zur Verfügung steht. Was ich will? Fabelhaften Reichtum? Premierminister werden? Oder gar König?«
»Sir Arthur! Sie können doch nicht …«
»Kann ich nicht? Ist meiner Macht eine Grenze gesetzt?«
Eine solche Situation hatte sich Meg nie vorgestellt. »Ich weiß nicht. Aber ich weiß, dass die Statue eher Katastrophen herbeiführt als Gutes. Glauben Sie mir, Sir Arthur, Sie wollen mit diesem Stein wirklich nichts zu tun haben.«
»Ach, wirklich nicht?«
»Sehen Sie sich doch meine Eltern an!«
»Eine interessante Spekulation. Vielleicht haben sie sich den Tod ja gewünscht. Ihr Vater hatte solche Schmerzen, und Ihre Mutter konnte seinen Verlust nicht verkraften. Vielleicht hat der Stein ihnen exakt das gewährt, was sie sich wünschten.«
Meg versuchte noch, mit dieser Aussage fertig zu werden, als er bereits hinzufügte: »Und sehen Sie doch sich an. Haben sich Ihre Umstände nicht eklatant verbessert?«
»Es ist immer alles mit einem ›dicken‹ Ende verbunden, Sir Arthur. Immer.«
Er legte den Kopf schräg. »Tatsächlich? Ist der Graf nicht nach Ihrem Geschmack? Arme Meg. Wie man hört, ist die ganze Familie von Geisteskrankheit und Ausschweifung heimgesucht.«
»Unsinn. Und ich wiederhole, meine Heirat war ausschließlich die Idee des Grafen. Er ist an mich herangetreten.«
»Aber wie kam er auf diese Idee? Nein, Meg, Sie können mich nicht von Ihrer Unschuld überzeugen. Wenn es so etwas wie ein ›dickes‹ Ende gibt, dann haben Sie das ganz sicher verdient. Brauchen Sie Rat fürs Ehebett? Sie können sich gerne an mich wenden, ich bin ein alter Freund der Familie …«
Meg wurde speiübel.
»Nein? Wie schade. Ich bezweifle, dass Sie einen großen Anspruch auf Sympathie haben, selbst wenn er ein monströser Weiberheld ist. Gräfin von Saxonhurst? Ein armes kleines Ding wie Sie!«
Meg stand auf und griff nach ihren Handschuhen und dem Muff.
»Vergessen Sie den Stein nicht, meine Liebe.«
Sie erstarrte. Im nächsten Moment war ihr klar, dass es klüger gewesen wäre, sofort und ohne weitere Umschweife das Haus zu verlassen, ihn nicht wissen zu lassen, wie bedrückt sie war.
Er erhob sich lächelnd. »Ich werde mir noch weiter überlegen, welchen Wunsch ich formuliere. Das wäre dann alles für heute.«
Sie versuchte, ihn niederzuzwingen. »Ich bestehe darauf, dass Sie mein Eigentum zurückgeben!«
»Es gehört Ihnen nicht mehr.«
»Es gehört rechtlich
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