Glühende Leidenschaft
zurückbekommen. Erst dann kann ich auch noch andere Dinge in Ordnung bringen.«
Plötzlich kam ihr der verlockende Gedanke, doch die Sheila zu bitten, den Streit zwischen dem Grafen und seiner Großmutter beizulegen. Das konnte eigentlich nur gut gehen. Damit konnte kein dickes Ende verbunden sein …
Sie zuckte zusammen und merkte, dass Laura sie stirnrunzelnd beobachtete. »Es ist nicht alles in Ordnung, nicht wahr?«
Meg lächelte wehmütig. »Nicht ganz, nein. Aber soweit es dich betrifft, ist alles bestens. Solltest du nicht schon wieder bei den Zwillingen sein?«
»Peter übt mit ihnen Rechnen. Er kann das viel besser als ich.«
Meg zwang sich, gefasst zu bleiben. Vermutlich konnte ein Veruntreuer gut mit Zahlen umgehen. Sie stand auf. »Ich spreche besser mit Mr Chancellor wegen eines richtigen Hauslehrers. Und dann gehe ich zu Sir Arthur.«
»Wird der Graf nicht etwas dagegen haben?«
Nur wenn er es erfährt, dachte Meg. Wie konnte man sich bei Tage aus dem Haus stehlen? Doch dann blockte sie diesen Gedanken ab. »Laura, wir sind hier keine Gefangenen. Du kannst auch ausgehen, wenn du es möchtest. Du solltest nur immer einen Bediensteten mitnehmen.«
»Nimmst du einen mit? Zu Sir Arthur?«
Meg hatte das nicht vorgehabt, aber es war wirklich eine gute Idee. »Natürlich. Mach dir keine Sorgen. Ich stelle schon nichts Dummes an.«
Laura wirkte erleichtert, als sie ging, und Meg eilte ins Ankleidezimmer, wo sie bereits von Susie erwartet wurde. »Welchen Schmuck, Mylady?«, fragte sie, als Meg fertig war.
»Schmuck? Ich habe leider keinen.« Traurig dachte sie an das Medaillon und die Perlen ihrer Mutter, schlichte Stücke, die ihr jedoch viel wert gewesen waren. Sie hatte sie verkaufen müssen.
»Der Graf hat die Schmuckschatulle geschickt, Mylady. Nicht die großen Stücke, natürlich. Die hat Mr Chancellor in Verwahrung. Ich glaube, die sind im Banktresor.« Sie öffnete ein auf einem Tischchen stehendes Holzkästchen mit Einlegearbeiten und holte einige Einsätze heraus, auf denen diverse Schmuckstücke lagen – Ringe, Anstecknadeln, Broschen, Kettchen, Halsketten …
»Oh mein Gott!« Meg konnte nicht widerstehen, sie kam sich vor wie ein Kind mit einer Schachtel voller Spielzeug. Wie Susie gesagt hatte, war nichts von wirklich großem Wert dabei, aber dennoch waren diese Stücke samt und sonders kostbarer als alles, was sie je besessen hatte. Während sie sich eine hübsche Perlenhalskette mit einem in Silber gefassten hellblauen Stein vor die Brust hielt, kam ihr der Gedanke, dass ihr eigenartiger Gatte die Schatulle irgendwann nach ihrer frostigen letzten Begegnung geschickt haben musste.
Wie ungewöhnlich. Würde sie diesen Mann je verstehen?
Vielleicht tat er es absichtlich und hatte seine Freude daran, andere aus der Fassung zu bringen.
Sie legte die Kette zurück. »Ich glaube, ich möchte heute keinen Schmuck tragen, Susie. Pack ihn wieder zusammen. Wir müssen einen Platz dafür finden.«
»Hier würde niemand etwas stehlen, Mylady, aber in Ihrem Schlafzimmer ist ein Tresor.«
Meg folgte ihr und schaute ihr zu, als sie eines der kleinen in die Wand eingefügten Bücherregale zur Seite schwang. »Ich habe das nicht gekannt, Mylady. Mr Chancellor hat es mir eben gezeigt, als er die Schatulle brachte.«
Meg seufzte. Der Schmuck war zweifellos ganz und gar Mr Chancellors Idee gewesen.
Hinter dem Regal befand sich eine Metalltür mit einem Schloss. Susie kramte aus ihrer Tasche einen Schlüssel hervor. »Hier, Mylady.«
Meg öffnete die Tür. Dahinter befand sich ein etwa zwanzig Zentimeter tiefer und gut zwei Fuß hoher Tresorraum mit zwei Fächern. Die Schatulle passte leicht hinein. Megs vorrangiger Gedanke war jedoch, dass hier auch die Sheila Platz finden könnte.
Susie stellte das Holzkästchen hinein, und Meg verschloss den Tresor. »Wer hat noch einen Schlüssel dafür?«
»Wahrscheinlich Mr Chancellor.«
Es war definitiv ein mögliches Versteck, und das beste, das sie bislang gefunden hatte. Zuerst musste sie jedoch die Statue zurückbekommen. »Susie, dir kommt unsere Heirat doch ganz gelegen, nicht wahr?«
Das Dienstmädchen blickte etwas argwöhnisch von Megs Nachthemd auf, das sie gerade zusammenlegte. »Ich denke schon, Mylady. Obwohl Monk sagt, wir kommen mit unseren Angelegenheiten nicht weiter, bis hier alles in Ordnung ist.«
»Wirklich? Dann nehme ich an, ihr beide würdet mir doch gerne helfen, hier alles in Ordnung zu bringen.«
»Vielleicht, Mylady.«
Weitere Kostenlose Bücher