Glühende Leidenschaft
nach Hause kam. Meg fühlte mit ihm, wenngleich sie sich freute – sie musste sich freuen –, einen Tag für sich zu haben, an dem sie die Sache mit der Sheila regeln konnte.
Brak wandte ihr das zähnefletschende, jammervolle Gesicht zu, hievte sich auf die Beine und kam zu ihr, als würde er sie als zweite Wahl gerade noch akzeptieren. Sie kraulte ihn hinter den Ohren, und er wedelte tatsächlich mit dem Schwanz.
»Wie ist der Graf eigentlich zu Brak gekommen?«, fragte sie Monk.
»Er war von Geburt an so, Mylady. Keiner wollte ihn haben.«
Und das war die ganze Erklärung?
»Es wundert mich, dass nicht das ganze Haus voll von solch unerwünschten Kreaturen ist.«
Monk musterte den Butler, als wolle er einschätzen, wie weit er gehen könne. »In Haverhall gibt es noch mehr solche, Mylady. Aber meistens sorgen wir dafür, dass ihm nicht zu viele über den Weg laufen.«
»Wünschen Sie die Kutsche, Mylady?«, unterbrach der Butler in einem Ton, der als Antwort nur ein »Ja« erwarten ließ.
Wieder an ihr Vorhaben erinnert, erwiderte Meg: »Nein, danke …« Zu dumm, sie konnte sich nicht an seinen Namen erinnern.
Pringle, formten Monks Lippen unhörbar.
»Meine Besorgungen sind alle hier in der Nähe, Pringle. Aber meinen Umhang hätte ich gerne.«
»Sehr wohl, Mylady.« Meg bemerkte den warnenden Blick, den er Monk zuwarf. Bestimmt wollte er dem Lakaien signalisieren, sie gut im Auge zu behalten.
Sogar in diesem Haus war der Eingangsbereich ein wenig kalt, deshalb wartete sie, von Brak beaufsichtigt, in einem geheizten Empfangszimmer, bis Susie mit Megs Umhang, Haube, Handschuhen und Muff erschien.
Und dann wollte der Hund sie natürlich begleiten. »Sitz!«, befahl sie ihm und deutete auf den Boden. Traurig ließ er sich niedersinken, und sie konnte entfliehen.
»Er gehorcht gut«, bemerkte sie, als sie mit Monk die Treppe hinunterging.
»Sax duldet keine Haustiere, die nicht gehorchen.«
Meg fragte sich wehmütig, wie er es wohl mit einer nicht gehorchenden Gattin hielt. Wenn sie an die letzte Nacht zurückdachte, wusste sie nicht, wer von ihnen mehr Schuld hatte. Vielleicht war es für eine Ehefrau ein Fehltritt, ihrem begehrlichen Gatten nicht zu gehorchen. Ach ja, wenn sie nur die Sheila zurückbekam, dann würde sie bestimmt für alle anderen Probleme eine Lösung finden.
Ein eisiger Wind fegte die Straße entlang und fuhr unter ihre Röcke, sodass sie an den Beinen fror. Sie fragte Monk, ob ihm nur mit seiner Livree nicht kalt sei.
»Ich brauche nicht viel anzuziehen, um warm zu bleiben, Mylady. Handschuhe, das reicht. Wohin soll’s denn gehen?«
Sie kamen an eine Ausfahrt auf den Platz. Meg warf Monk einen prüfenden Blick zu. »Ich wollte dem Butler nicht die Wahrheit sagen, Monk, aber ich möchte nicht eine der Kutschen des Grafen benutzen. Bring mich zum nächsten Droschkenstand, bitte.«
»Sehr wohl, Mylady.« Seine Haltung war so frostig wie die Januarluft. Meg wünschte, sie könnte ihm alles erklären. Sie wünschte, jedem alles erklären zu können, aber das ging nun einmal nicht. Aber wenn sie die Sheila wiederhatte, würde sie anfangen, sich wie eine richtige Gräfin zu benehmen, und dann würden sie alle bald merken, dass sie keine böse Abenteurerin war.
Wegen des beißenden Windes war Meg froh, als sie in der Droschke saß, auch wenn diese nach zahlreichen früheren Benutzern roch und die Sitze hart waren. Nur ein paar Fahrten in der Kutsche des Grafen, und schon war sie verwöhnt. Monk wollte außerhalb der Kabine sitzen, doch sie sagte, er solle bei ihr Platz nehmen.
»Also«, begann sie, als das Gefährt anfuhr und sich zeigte, dass auch die Federung nicht mehr die beste war. »Ich will meinen alten Vermieter aufsuchen, Sir Arthur Jakes.«
»Sehr wohl, Mylady.«
Sie überging sein distanziertes Gehabe. »Ich gehe ins Haus, und du bleibst so lange draußen und lässt dich nicht sehen.«
»Ja, Mylady?« Sein hageres, äffisches Gesicht drückte eindeutiges Missfallen aus.
»Ich kenne diesen Mann schon mein Leben lang und weiß, dass ich von ihm nichts Böses zu erwarten habe. Deshalb möchte ich nicht mit einer Eskorte bei ihm ankommen.« Meg konnte es nicht erklären, also versuchte sie es erst gar nicht.
»Sehr wohl, Mylady.«
Sie saßen sich schweigend gegenüber, während die Droschke geräuschvoll durch London rumpelte.
Als sie anhielt, sprang Monk heraus, um die Fahrkarte zu bezahlen, die er dann Meg aushändigte.
»Welches Haus, Mylady?«, fragte er mit
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