Glühende Leidenschaft
Hände härter als die seinen, aber er würde dafür sorgen, dass sie nie wieder arbeiten musste. Er wollte sie verwöhnen, ihre Tage mit ungetrübter, sorgloser Freude füllen und sich an ihrer Gesellschaft ergötzen. An ihrer und der ihrer gesamten, wunderbaren Familie …
Er sah, wie sich das Gitter bewegte, und machte einen nutzlosen Versuch, es festzuhalten. »Pass auf, dass es nicht auf dich drauffällt!«
Sie erwiderte nichts. Es war eine dumme Bemerkung gewesen. Ihr Schweigen überraschte ihn. Er hatte gedacht, sie würde ihm alle möglichen Fragen zu dem Mord stellen und darüber, was er über ihre aufregenden Erlebnisse wusste. Sax schüttelte den Kopf. Sie versuchte also noch immer, ihre Geheimnisse für sich zu behalten. Sie wusste nicht, dass er ein langes Gespräch mit ihrer Schwester geführt hatte.
»Also«, sagte er, hauptsächlich, um sie aufzuziehen, »wieso bist du eigentlich zu Sir Arthur gegangen?«
»Er hat es von mir verlangt.« Das Gitter bewegte sich erneut.
»Wenn du das Fenster ganz aufmachst, kann ich dir helfen, das Gitter zu halten.«
»Das geht jetzt nicht. Ich habe beide Hände voll.«
Nach einer Weile sagte er: »Du hättest eine Kutsche nehmen können.«
»Ich nahm Monk.«
»Und eine Droschke.«
»Geht es ihm gut?«
»Wem?«
»Monk.«
»Bestens. Warum, Meg? Warum eine Droschke?«
Er dachte, sie würde nicht antworten, doch sie sagte etwas atemlos: »Ich wollte nicht, dass du es mitbekommst. Das ist die letzte Schraube. Ich halte das Gitter fest.«
»Nein, nicht. Nimm es lieber vorsichtig weg. Ich nehme an, es ist nicht zu schwer für dich.« Er wollte verdammt sein, wenn er wusste, was er tun sollte, wenn es doch zu schwer war.
Er entpuppte sich als ein ziemlich nutzloser edler Held.
»Das schaffe ich schon.«
Sax hörte ein Klappern, dann schob sie das Fenster ganz nach oben, und im nächsten Augenblick erschien ein weiß bestrumpftes Bein mit einem interessanten Ausblick bis fast zum Strumpfband, dann das zweite, und schließlich die ganze Meg – seine dumme, entzückende, tüchtige Gattin. Er half ihr durch die Öffnung, doch sie riss sich sofort von ihm los und strich ihre Röcke glatt.
Dann sah sie ihn an, als erwarte sie eine Befragung.
Hier? Das glaubte er nicht. Wie auch immer, sobald sie ihn ganz zu sehen bekam, hatte sie große Augen bekommen.
»Siehst du, wie tief ich für dich zu sinken bereit bin? Lass das nicht umsonst sein.« Er zog das Fenster herunter, ergriff ihre Hand und führte sie rasch weg, über den Hof. »Es ist ganz gut, dass ich mich so verkleidet habe. Dann hält uns jeder für Bedienstete.«
»Ich war eine Bedienstete.«
»Ein Heer von Gouvernanten würde dem wahrscheinlich widersprechen, aber wie dem auch sei, mir ist das gleichgültig.«
»Gut. Mir macht es auch nichts, dass du ein Graf bist.«
Sax warf ihr ein anerkennendes Grinsen zu. Er mochte es, wenn sie frech war.
In der Tat gefiel ihm seine Gattin mit all ihren außergewöhnlichen Seiten. Sogar wenn sie einen Mord begangen hätte, wären ihre Gründe dafür bestimmt einzigartig gewesen.
Innerhalb kürzester Zeit waren sie in der Menge auf der Straße untergetaucht. Wegen des eisigen Windes trugen die meisten Leute schwere Umhänge oder Mäntel. Erst als Sax das sah, bemerkte er Megs klappernde Zähne und dass sie nur ein leichtes Wollkleid trug.
Er legte einen Arm um sie. »Warum hast du deinen Umhang nicht an?«
Anstatt zu antworten, versuchte sie, sich loszureißen. »Mylord!«
»Still. Wir sind nur Meg und Sax, auf einem Spaziergang. Und als gewöhnliche Leute können wir ohne Weiteres Arm in Arm die Straße entlanggehen, wenn wir wollen. Dein Umhang?«
Sie gab nach und schmiegte sich enger an ihn. »Monk hat ihn genommen, um die Meute von mir abzulenken.«
»Ah ja.«
»Er gab mir seine Jacke, aber ich warf sie weg, als ich mich in das Hotel einschlich. In meinem Kleid sah ich wie eine bessergestellte Bedienstete aus; in der ausrangierten Jacke eines Lakaien wäre ich nie hineingekommen.«
»Ausrangiert? Ich versichere, dass ich meine Bediensteten bestens kleide.«
»Natürlich. Aber ich dachte, wenn ich die Jacke ein wenig schmutzig mache, falle ich nicht so auf.«
»Oh Gott. Das wird Monk nicht sehr gefallen.«
»Dann wirst du mich retten müssen, mein edler Held, indem du ihm eine neue kaufst.«
»Nichts da. Er wird sowieso Gastwirt.«
»Ach so. Stimmt.«
Sie hasteten die Straße entlang, und jetzt erst wurde Sax klar, dass er keine Ahnung hatte,
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