Glühende Leidenschaft
Mörderin vor dem Galgen zu retten.
Teufel noch mal, wenn es hart auf hart kam, würde er sie zumindest außer Landes schaffen.
Er schlüpfte in die Enge zwischen dem Schuppen und dem Fenster, blickte wachsam um sich und klopfte dann. »Meg?«
Nach kurzer Zeit wurde das Fenster ein wenig hochgeschoben. »Wer ist da?«
»Wer sonst außer deinem edlen Helden, der dahergaloppiert kommt, um dich zu retten?«
Der Vorhang ging nach oben, und sie starrte durch die vergitterte Scheibe auf ihn. »Saxonhurst?«
»Hast du noch mehr edle Helden?«
Sie errötete leicht; es machte sie wunderschön. »Natürlich nicht. Ich meine …«
»Gut. Sonst könnte der Platz hier ein bisschen eng werden.« Noch nie war er einer Frau begegnet, die so zauberhaft errötete wie seine Gattin. Sax verfluchte das schmutzige Glas zwischen ihnen, das einen Kuss verhinderte.
Sie runzelte auch zauberhaft die Stirn. »Mach keine Witze, Saxonhurst! Ich bin eingesperrt, und ich weiß nicht …«
»Warte einen Moment.« Er duckte sich um die Ecke, denn ein paar Dienstmädchen liefen zum nächsten Schuppen. Sie sperrten auf, holten zwei Körbe heraus, verweilten ein bisschen und unterhielten sich über einen ziemlich unangenehm klingenden weiblichen Juckreiz.
Als sie weg waren, ging er wieder an das Fenster. »Bist du noch da?«
Der Spitzenvorhang wurde wieder angehoben und legte sich um ihr verärgertes Gesicht. »Wo sollte ich denn sonst sein?«
Er grinste, erstaunt über die Freude, die sie ihm in jeder ihrer Stimmungen bereitete. »Ich vermute, du hast jetzt keine große Lust, deine Unterwäsche zu beschreiben.«
»Was?«
»Du könntest mir schon mal Appetit machen, für später. Wie sieht sie aus? Blumen? Früchte? Zuckende Blitze?«
»Sie beschreiben Ihre Unterwäsche, Mylord, dann beschreibe ich die meine.«
»Also Meg, du solltest wissen, dass du eine solche Herausforderung nicht einfach so aussprechen solltest. Ich trage …«
»Ach, hör auf!« Doch er bemerkte ihr nur mit Mühe unterdrücktes Lachen. Er hatte sie zu selten lachen gesehen, aber er hatte dennoch immer gewusst, dass sie eigentlich gerne lachte. Reizende Meg. Herrliche Meg. Dann wurde sie ernst, und er sah echte Furcht. »Ich bin in einer schrecklichen Lage. Vielleicht weißt du nicht …«
»Natürlich weiß ich alles, aber ausschelten werde ich dich später. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich meine gräfliche Gemahlin von irgendjemandem aufknüpfen lassen würde, oder? Und für den Fall, dass sie dich verhaften«, neckte er, »habe ich bereits für die beste Unterkunft gesorgt, die der Tower zu bieten hat.«
»Der Tower! «
Ihre Panik versetzte ihm einen Stich.
»Sie köpfen dort niemanden mehr. Du wärst absolut sicher, und sie würden mir zweifelsohne lange Besuche erlauben. Eigentlich«, fügte er hinzu, »wenn man bedenkt, wie schwierig es für uns bisher war, ein bisschen Ruhe und Frieden zu finden, klingt das ganz verlockend …«
Schweigen konnte sehr beredt sein, und dieses, noch verstärkt durch einen zornigen Blick, trug einen schweren Vorwurf in sich. Er grinste ihr zu. »Mit diesem Spitzenschleier siehst du wirklich verführerisch aus, meine Liebe. Ein bisschen wie eine Nonne. Es kann dir ja wohl kaum missfallen, zu wissen, dass du mich in Versuchung bringst.« Er legte einen Finger auf das Glas, an das sie die Nase drückte.
»Du bringst mich auch in Versuchung«, erwiderte sie, allerdings mehr im Ton einer Anklage als eines Kompliments.
»Ohne Eisenstäbe zwischen uns wird das noch viel mehr Spaß machen. Hör mal, dieses Gitter soll die Leute draußen halten, nicht drinnen, deshalb ist es innen befestigt. Ist es mit Nägeln oder Schrauben festgemacht?«
Sie begutachtete den für ihn nicht einsehbaren Rahmen. »Ich weiß nicht. Aber da sind Schlitze oben.«
»Schrauben. Gut.« Er zog das Werkzeug heraus, das er auf Pococks Ratschlag hin mitgenommen hatte. »Dieses Ding ist ein Schraubenzieher. Man sagte mir, wenn du die Spitze in den Schlitz steckst und dann nach links drehst, sollte die Schraube herauskommen.«
»Aber das sind ungefähr zehn Stück!«
»Dann hast du eine Menge Arbeit vor dir. Also los.«
»Ich schließe das Fenster. Es ist eiskalt, und falls jemand kommt, fällt es weniger auf.« Sie ließ auch den Vorhang herunter, sodass er nicht sehen konnte, was sie machte.
Obwohl es sehr gegen seine Natur war, fand er sich damit ab, zu warten.
Er wusste nichts über Werkzeuge und hatte nicht einmal über Schrauben Bescheid
Weitere Kostenlose Bücher