Glühende Leidenschaft
wohin er sie eigentlich bringen sollte. Und seine Dämonen ließen ihn noch immer nicht ganz in Ruhe. Verdammt. Sie schliefen zwar, aber sie waren noch da. Ehe er an all die anderen Dinge denken konnte, musste er noch etwas loswerden. »Wieso hast du dich um Hilfe an die Herzogin gewandt?«
Sie sah ihn mit großen Augen an, und vielleicht zitterte sie nicht nur der Kälte wegen. »Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können. Ich weiß, die Herzogin ist nicht einverstanden mit mir, oder mit unserer Ehe, aber ich war mir sicher, dass sie keinen Skandal wollte. Deshalb dachte ich, sie würde mir helfen. Aber dann ließ sie mich einsperren!«
Die Dämonen wimmerten und starben. Er zog Meg fester an sich und rieb ihre Arme. »Wir müssen dir einen Umhang oder etwas Ähnliches besorgen. Ich kenne hier in der Nähe ein Geschäft …«
Er versuchte, sie in eine Seitenstraße zu schieben, doch sie wehrte sich.
»Was ist los?«
»So, wie du aussiehst, kannst du nicht in eine Modewerkstatt gehen.«
»Der Graf von Saxonhurst kann aussehen, wie er will.«
Sie rollte die Augen. »Selbst wenn sie dich so gut kennen, dass sie wissen, wer du bist – ich dachte, wir müssen dem Gesetz aus dem Weg gehen.«
»Verdammt.«
»Also. Aber wahrscheinlich gibt es hier irgendwo auch einen Laden für gebrauchte Kleidung. Wie viel Geld hast du dabei?«
Mit sinkendem Mut klopfte Sax die Taschen des Knechts ab und verzog dann das Gesicht. »Ich habe nie Geld bei mir.«
»Du hast nie …«
Ihr Erstaunen war fast komisch, nur dass er sich wie der größte Trottel vorkam. »Du?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe meine letzten Pennys ausgegeben.«
Plötzlich stand ihr Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Mittellos. Für ihn signalisierte das nicht Unheil oder Verderben, für sie aber sehr wohl. Armes Ding. Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern.
»Jetzt erfrierst du «, meinte sie, schlüpfte aber dennoch hinein. Er sah, wie sie zitterte, und argwöhnte, dass der Grund dafür nicht nur die Kälte war, sondern auch ihr Entsetzen.
»Wir können uns ja von Zeit zu Zeit abwechseln. Aber was wir wirklich brauchen, ist eine sichere Unterkunft, wo wir unser weiteres Vorgehen planen können. Wir könnten zu Iverton’s gehen.«
Sie hatten an einer Ecke eine Pause eingelegt, wo eine Mauer ein wenig Schutz bot. Der Wind schnitt trotzdem eisig durch sein Hemd. Er war ausgesprochen unangenehm, ja, er schien sogar sein Denkvermögen zu beeinträchtigen.
Überall eilten die Menschen nach Hause zu warmen Feuern und einem wartenden Essen. Ein Straßenhändler schob seinen Karren vorbei, unterbrach seinen Weg, um einem fröhlichen Pärchen eine Tüte heiße Kastanien zu verkaufen. Bei dem Duft verspürte Sax ein wildes Verlangen nach ein paar Pennys, um ebenfalls eine Tüte zu kaufen; am liebsten hätte er wütend herumgetobt. Noch niemals in seinem Erwachsenenleben war er außerstande gewesen, ein Begehren, wonach auch immer, zu befriedigen. Noch nie.
Und nun spürte er gleich drei Begehren auf einmal – nach Wärme, nach heißen Kastanien und nach der Frau in seinen Armen –, doch wegen seines kopflosen Vorgehens würde wohl keines allzu bald gestillt werden. Manch einer hätte zweifellos gesagt, das sei gut für seine Seele, Entbehrung und Unannehmlichkeit würden seinen Geist erheben. Aber es funktionierte nicht. Er fror, er fühlte sich elend, und er war nichts als frustriert und verärgert.
Dann trafen sie an einer Straßenecke auf einen weiteren Nachrichtenverkäufer: »Das Neueste zum Saxonhurst-Mord! Das Neueste! Der Liebhaber der Gräfin in seinem eigenen Blut!«
»Oh, lieber Gott!«, flüsterte Meg. »Das war er nicht!«
»Dein Liebhaber?« Er drückte sie an sich. »Ich weiß.«
Sie starrte zu ihm auf. »Woher?«
Trotz der Kälte hatte dieser Augenblick etwas Vollkommenes. »Woher wissen wir, dass der Frühling kommt?«
»Du vertraust mir?« Noch ehe er Ja sagen konnte, schüttelte sie den Kopf. »Das solltest du nicht. Du weißt nicht …«
Die Dämonen versuchten, wieder zum Leben zu erwachen, doch inzwischen waren sie nur mehr Hülsen. Er ließ die Hände unter die Jacke gleiten, um Meg den Rücken zu reiben und ihre Wärme zu spüren. »Ich weiß von deinem Zauberstein.«
Dieses alberne Weib; sie wurde wirklich noch bleicher. »Woher?«
»Ich habe Laura gezwungen, mir zu erzählen, warum du zu Sir Arthur gegangen bist.«
»Gezwungen? Wie?«
»Daumenschrauben.« Er lachte. »Jetzt ist es an der
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