Glühende Leidenschaft
genossenen kleinen Freuden. Aber nicht heute.«
Er hatte nicht aufgehört, sie zu streicheln, bemerkte sie jetzt. Irgendwie hatten diese andere Art der Berührung und seine Worte ihr beißendes Verlangen zu einem nagenden Hunger reduziert, der allein schon durch das Versprechen einer Befriedigung erträglich wurde. Sie ließ die Hand sinken und genoss es, einfach nur dazuliegen, während der Wintertag verblasste und ihr Gatte neben ihr ihre knisternden Sinne besänftigte.
So waren sie fast wie zwei Menschen Seite an Seite in einem Salon.
Sie musste ein Lächeln unterdrücken. Na ja, nicht wirklich, nicht mit ihrem noch offenen Kleid und den sichtbaren Korsettträgern. Aber sie fühlte sich erstaunlich gut, frei von jeglichen Erwartungen, wie sie sich in so einer Situation zu benehmen habe.
»Wenn in der Welt alles in Ordnung wäre«, sagte sie, »kämen Mann und Frau vielleicht gleich unwissend in die Ehe und würden alle diese Geheimnisse zusammen erforschen.«
Seine Lippen zuckten. »Du fühlst dich nicht wohl dabei, Neuling zu sein?«
»Ich fürchte, das entspricht nicht unbedingt meinem Wesen. Ich bin gerne unabhängig und habe die Dinge selbst in der Hand.«
»Das kann ich auch von mir behaupten.«
»Aber für einen Mann ist das leicht.«
»Wirklich? Nur wenige Männer sind unabhängig oder haben ihr Schicksal selbst in der Hand. Ich bin einer dieser wenigen Glücklichen.«
»Und du weißt es zu schätzen.«
»Wenn man einen Schatz hat, muss man ihn behüten.«
Meg unterdrückte ein Seufzen. Das hatte sie befürchtet. Das machte es noch unmöglicher, ihm zu sagen, dass er nur eines Zaubers wegen mit ihr auf diesem Bett lag.
»Und trotzdem«, wagte sie zu bemerken, »wurdest du gezwungen, mich zu heiraten.«
Er drehte ihr Gesicht seitwärts und schaute ihr in die Augen, und sie wusste, dass sogar diese beiläufige Bemerkung ihn an einem wunden Punkt getroffen hatte. »Ich habe dich geheiratet, um einem schlimmeren Schicksal zu entgehen. Das ist durchaus eine Art von Wahlmöglichkeit.«
»Dann hat jeder Mensch bei allem die Wahl, selbst wenn es nur die ist, zu sterben oder sich zu unterwerfen.«
»Minerva Saxonhurst, du bist ganz und gar nicht die kleine graue Maus, die zu sein du vorgibst, nicht wahr?«
»Ich habe nie vorzugeben versucht, eine graue Maus zu sein. Aber ich gebe zu, dass die horizontale Lage offenbar eine befreiende Wirkung auf den Geist hat.«
Er lachte belustigt auf. »Vielleicht ist das wirklich so.« Sie beobachtend – Meg wusste, dass er wieder zum Jäger geworden war –, lockerte er das Oberteil ihres Kleids und begann, die ersten Haken an der Vorderseite ihres Korsetts zu öffnen.
Dann blickte er mit reglosen Händen an ihr hinab. Zog ihr Kleid noch etwas tiefer, bis sich Meg auf die Lippe biss. Sie war so an ihre Unterwäsche gewöhnt, dass sie sie ganz einfach vergessen hatte. Nun verfolgte er die leuchtend roten Linien, die sie an die versteiften Säume des Korsetts gestickt hatte.
»Wie wunderschön.« Er raffte den weißen Saum am Ausschnitt ihres Unterkleids zusammen, den sie mit winzigen Zierstichen versehen hatte. »Außen rein, innen lüstern.«
Jetzt zeigten seine Gesichtszüge etwas anderes, etwas, das mehr war als Verlangen, Amüsement oder Vergnügen. »Du bist ein Geschöpf voll zauberhafter Überraschungen, meine süße Minerva. Bei dem Gedanken, dich eine Schicht nach der anderen bis zu deinen innersten Geheimnissen zu entblättern, zittere ich vor Erregung.«
Das Wort »zauberhaft« versetzte ihr einen Stich, und bei »Überraschungen« zuckte sie alarmiert zusammen, aber hauptsächlich fragte sie sich besorgt, was er über sie denken würde, wenn er seine Nachforschungen zu weit trieb.
Die meisten Frauen trugen keine Unterhosen. Die meisten Menschen betrachteten Unterhosen für Frauen als unanständig, als ein Zeichen dafür, dass die Frau die Rolle des Mannes nachäffen wollte. Und um die Sache noch zu verschlimmern, hatte sie die ihren bestickt – sie wäre doch nie auf den Gedanken gekommen, dass jemand sie einmal zu Gesicht bekäme!
Seine Finger glitten jedoch noch immer zitternd am Rand ihres Korsetts entlang. »Hast du das gemacht?«
»Ich konnte es mir nicht leisten, für solche Frivolitäten jemanden zu bezahlen.«
»Und warum?« Voll brennender Neugier blickte er auf.
Es war eine simple Frage mit einer simplen Antwort, und dennoch sträubte sich Meg, ihre privaten Gedanken preiszugeben, den verletzlichsten Teil ihrer Seele zu
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