Glühende Leidenschaft
dass er sie – womöglich amüsiert – beobachtete. »Du hast das Gemälde über dem Bett noch nicht bewundert.«
Meg hatte das Bett bewusst ignoriert, doch nun nahm sie es in Augenschein. Über dem Kopfbrett an der Wand hing zwischen Girlanden aus goldenem Brokat ein riesiges, merkwürdiges Bild mit nackten Frauen. Mit erstaunlich muskulösen nackten Frauen.
»Das sind natürlich Amazonen«, bemerkte er und trat zu ihr. »Wie du siehst, fehlt ihnen die rechte Brust.«
»Das ist kaum zu übersehen.« Meg konnte den Blick nicht von dem ausgefallenen Gemälde nehmen. Was sie am meisten daran störte, war nicht die Nacktheit oder die fehlenden Brüste, sondern dass die Frauen schreiend, mit bluttriefenden Schwertern und abgetrennten Körperteilen in den Händen in alle Richtungen auseinanderstoben und dass die Leichen alle Männer waren.
Sie befürchtete, jemand, der unter so etwas schlief, müsse wirklich verrückt sein.
Mit einem gezwungenen Lächeln drehte sie sich zu ihm um. »Sie begeistern sich für militärische Themen, Mylord?«
»Nein, aber für starke Frauen.« Er war ihr nahe, und er kam noch näher. »Solche wie dich.«
Als er ihre Hände ergriff, blieb ihr rasendes Herz mit einem Mal fast stehen. »Im Moment fühle ich mich alles andere als stark«, flüsterte sie.
»Natürlich. So funktioniert die Natur nicht.« Er schloss sie in die Arme. Ein Protest wollte sich auf ihren bebenden Lippen formen, ein Protest, der zum Teil durch das unausgewogene Dekor seines Zimmers motiviert war, doch sie unterdrückte ihn. Dies war ihre Pflicht, die Gegenleistung, die sie zu erbringen hatte.
Und davon abgesehen wollte sie es ja auch. Das war keine Lüge gewesen.
Verrückt oder nicht, der Graf von Saxonhurst erregte alle ihre Sinne.
Leicht an seinen Körper gedrückt und in seiner Umarmung gehalten, blickte sie nach oben, bereit für seinen Kuss.
So nah betrachtet war seine Haut nicht so glatt. Vermutlich war das bei keinem Mann so. Doch seine honigfarbenen Wimpern waren lang und die Augen wirklich goldbraun. Und er roch schwach nach einem Parfum, und nach etwas anderem, das viel erdiger war und das nur er selbst sein konnte.
Zweifellos hatte auch sie ihren eigenen Geruch. Meg hoffte, dass er ebenso angenehm war.
»Wir warten noch die Nacht ab, Minerva«, sagte er, ihre Aufmerksamkeit auf seine Lippen lenkend. »Aber ich kann nicht so lange warten, dich wieder zu küssen.«
Dieser Kuss war anders als die bisherigen. Meg hatte nicht gewusst, dass es so viele verschiedene Küsse gab. Seine Lippen pressten gegen ihre, warm, weich, und spielten ein wenig, versprachen jedoch mehr, dessen war sie sicher.
Er legte den Kopf schräg und neckte sie mit der Zunge. »Öffne dich mir, Minerva. Erforsche mich …«
Mit einem kleinen Geräusch, das sie etwas verschreckte, gehorchte Meg, angespornt dadurch, dass er passiv geworden war. Was sie wollte, musste sie sich nehmen.
Sie berührte seine Zähne mit ihrer Zunge, stöhnte fast über so viel schockierende Intimität, spürte dann seine Zunge an der ihren, eine zärtliche Begrüßung, ein Willkommen.
Er saugte an ihr. An ihrer Zunge. Sie gab wieder einen Laut von sich; vielleicht einen Laut des Protests. Er ignorierte ihn, sog ihre Zunge in seinen Mund, drückte Meg an sich, sodass sie sich vollständig seinem Kuss hingeben konnte.
Dann trug er sie – zum Bett!
Er legte sie darauf und sich selbst neben sie, alles in einer einzigen, fließenden Bewegung. Ein Bein schob sich über ihres, sein Körper drückte sie auf die Matratze, und er nahm Besitz von ihrem Mund und ihrer Seele. Eine Hand liebkoste ihre Brust; seine zarte Berührung brannte wie Feuer, trotz Kleidung und Korsett.
Meg hatte gedacht, sie würden warten, aber wenn seine animalischen Triebe ihn überwältigten, dann hatte sie auch jetzt nichts dagegen. Es war ihr sogar ganz angenehm, das erste Mal gleich hinter sich zu bringen; dann brauchte sie sich deswegen keine Gedanken mehr zu machen.
Für den Fall, dass er Ermutigung brauchte, legte sie eine Hand in seinen Nacken – und war sofort hingerissen von dem herrlichen Gefühl, seine Haare und seine Haut zu spüren.
Sein Bein drückte zwischen ihre Schenkel, presste gegen Lagen von Unterröcken und Röcken. Sie konnte nicht anders, sie musste sich an ihn schmiegen, und er hob den Kopf an und murmelte etwas, das nach Anerkennung klang und fast wie das Schnurren einer großen, großen Katze.
Sie erwiderte sein Lächeln.
Meg erinnerte sich, dass
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