Glühende Leidenschaft
Augen, sagte jedoch ruhig: »Ganz und gar nicht. Ich … äh, habe mich nur gefragt, wo Sie sind.« Dann fügte er hinzu: »Möchten Sie darüber reden?«
Es erschien Meg nicht ganz recht, diese Dinge zu diskutieren, doch mit Sicherheit brauchte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Mr Chancellor vermittelte unbedingt den Eindruck eines vernünftigen Menschen, und er wusste auf jeden Fall mehr über Saxonhurst als sie. »Im Salon?«
»Da ist es jetzt eiskalt, weil das Feuer längst aus ist. Warum nicht in Ihrem Boudoir?«
Meg stand auf. »Wird das nicht … ein wenig seltsam aussehen? Falls … falls mein Mann …«
»Sax weiß, dass ich Ihnen niemals zu nahe treten würde.«
Er klang so ruhig und selbstsicher, dass sie sich fragte, ob das nicht doch schon wieder ein Anzeichen partiellen Wahnsinns war. Aber sie musste einfach einiges in Erfahrung bringen, und Mr Chancellor war diesbezüglich ihre einzige Hoffnung. Und ein Boudoir war schließlich nur ein schicker Name für ein Wohnzimmer. Dass ihr Schlafzimmer direkt daran angrenzte, hatte bestimmt nichts zu bedeuten.
Dort angekommen, setzte sich Meg auf einen Stuhl am Kamin; er nahm den zweiten, schlug die Beine übereinander und wirkte so normal, dass sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre.
»Nun, Mr Chancellor«, begann sie, «erklären Sie mir den Grafen.«
»Oh Gott, Lady Saxonhurst, nie im Leben! Sax ist eben Sax.«
»Ist er verrückt?«
Sein Humor verschwand. »Glauben Sie das?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, was Verrücktsein bedeutet. Ich glaube, ich kann verstehen, weshalb er ärgerlich wurde, aber nicht, wie sehr. Und ja, es ist nicht normal, gleich Dinge kaputt zu schlagen, wenn einem etwas zuwiderläuft.«
Er legte den Kopf schief. »Haben Sie einen solchen Impuls noch nie verspürt? Den Wunsch, Ihre Gefühle ganz direkt auszudrücken?«
Meg dachte nach. »Nein, ich glaube nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem Wutanfall etwas zu zerstören. Ich denke, ich bin wohl nicht sonderlich impulsiv.«
»Was unter Umständen ganz gut ist. Zwei von dieser Sorte in einem Haus, das könnte ein bisschen viel werden.«
Sie musterte den Mann, der ihr gegenübersaß, mit seiner ruhigen Art und den freundlichen Augen. Den Mann, den sie für so normal gehalten hatte wie sich. »Sie kennen bei sich auch einen Drang zur Gewalttätigkeit, Mr Chancellor?«
»Selbstverständlich, Mylady.«
»Oh bitte, nennen Sie mich Meg.«
Er sah sie perplex an. »Meg? Nicht Minerva?«
Sie registrierte seine Miene und legte erschreckt eine Hand auf den Mund. »Ach du liebe Zeit! Und er hat natürlich gehört, dass die anderen mich Meg nennen! Aber er würde doch nicht denken … Er würde doch das nicht als verletzend betrachten, oder?«
Mr Chancellor zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Aber es würde ihm nicht gefallen. Warum ihn belügen?«
In einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit ließ Meg die Hände sinken. »Ich habe das nicht als eine Lüge gesehen. Das ist mein Name. Und er dachte … Er ist einfach so energisch, Mr Chancellor. Ich wollte ein bisschen was von mir zurückhalten.«
Er lächelte. »Das kann ich verstehen.« Er stellte die Beine gerade vor sich und berührte nervös sein Halstuch. »War das der Grund? Ich will ja nicht neugierig sein. Aber zuvor … schien alles wie auf Rosen gebettet zu sein.«
Meg wusste, dass sie errötete, doch sie begegnete seinem Blick. »Ja. In der Tat. Ich weiß eigentlich nicht genau, warum. Ich bin zu Laura gegangen, um mit ihr zu reden, aber ich weiß nicht, weshalb das eine solche Reaktion bei ihm auslösen konnte. Reagiert er immer so heftig, wenn man seine Pläne durchkreuzt?«
»Nein. Ehrlich gesagt, normalerweise ist mit Sax leicht auszukommen. Er lässt sich zum Beispiel von seiner bunten Truppe an Bediensteten einiges mehr bieten, als ich es tun würde.«
»Sie sind seltsam, nicht wahr?«
»Er beschäftigt etwas schwierige Fälle, die sonst nicht leicht eine Stelle fänden.«
Diesen Punkt hätte Meg gerne genauer erläutert gehabt, doch sie musste versuchen, zuerst Antworten auf drängendere Fragen zu bekommen. »Also, warum schafft es solche Probleme, wenn ich kurz mit meiner Schwester sprechen will?«
»Ich weiß nicht. Im Allgemeinen ist das Einzige, was Sax wirklich aus der Fassung bringt, seine Großmutter.«
»Und das ist dumm«, fuhr es aus ihr heraus. Doch dann zögerte sie, ein so spontanes Urteil zu vertreten. »Na ja, vielleicht ja auch nicht. Können Sie mir diese
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