Glühende Leidenschaft
Geheimnis nichts mit ihr zu tun hat, können wir glücklich sein.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Es tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe.«
Sie versteifte sich. »Nein.«
Er zog sie zu einem Kuss an sich. »Verzeih mir. Komm, lass mich …«
Sie befreite sich. »Nein.«
Lachend griff er nach ihrer Hand und zog sie zurück. »Denk an vorher. Lass uns …«
Sie schlug ihn so hart auf die Schulter, dass er erschrak. »Nein!«
Wie benommen bemerkte er, dass ihre Miene wütend entschlossen war.
»Nein«, wiederholte sie noch einmal. »Nicht so. Nicht, wenn Misstrauen zwischen uns herrscht. Nicht, wenn du deine Familie so sehr hasst!«
Er ließ sie los und rieb sich die Schulter. »Der Teufel soll dich holen, Weib, das hat doch alles mit deinen Geheimnissen angefangen. Wirf du mir nicht Misstrauen vor!«
»Aber du bist derjenige, der so sehr hasst!«
Er trat zurück, um nicht die Gewalt über sich zu verlieren. »Du hast von Anfang an gewusst, dass ich die Herzogin hasse. Wieso bringst du das jetzt plötzlich ins Spiel? Als Entschuldigung für deine kalten Füße, mein nervöses kleines Hühnchen? Oder bist du eine, die alles verspricht und nichts hält?«
Sie wurde so blass wie ihr farbloses Kleid. »Ich wusste nicht, wie tief das geht.«
»Du erwartest von mir, zu glauben, dass du dich mir verweigerst, bloß weil ich mit einer Verwandten nicht auskomme?«
»Weil du deine Großmutter hasst. Das vergiftet alles!«
Er starrte auf ihr entschlossenes Kinn, in ihre flammenden Augen. Welch eine reine, leidenschaftliche Reformerin, möge sie in der Hölle schmoren.
Er nahm sein Glas wieder zur Hand. »Also gut, Minerva, wenn du mir dein Bett verweigerst, bis ich ein süßer, liebender Enkel geworden bin, dann werden wir eine mordsmäßige Ehe haben. Gute Nacht.«
Im nächsten Moment stürmte sie hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
Sax hätte ihr beinahe die Kristallglaskaraffe nachgeworfen, doch er beherrschte sich und stellte sie vorsichtig ab. Es war ein wunderschönes Stück von Waterford.
Brak verkroch sich winselnd wieder unter das Bett. Kluger Hund.
Sax wählte die scheußliche cremefarbene, feixende Statue mit der Uhr im Bauch und schleuderte sie auf die schreienden Amazonen.
Meg floh in ihr Schlafzimmer und schloss sich ein. Im nächsten Moment kam sie sich dumm vor. Ihr Gatte verfolgte sie sicherlich nicht.
Dann hörte sie, wie etwas zu Bruch ging. Sie lief zurück zur Tür im Gedanken, ihre Hilfe anzubieten. Doch es folgte ein weiteres Krachen, und noch eines und noch eines …
Guter Gott! Die Kinder!
Bebend vor Entsetzen und Furcht öffnete sie die Tür und lugte auf den Flur hinaus. Leer. Sie raffte die Röcke hoch, schlug die entgegengesetzte Richtung zum Zimmer ihres Mannes und dem entsetzlichem Lärm ein, rannte nach oben zu ihren Geschwistern und stürzte in das Schulzimmer.
Sie saßen alle um den Tisch herum, beendeten gerade das Abendessen und plauderten.
Als Meg hereinkam, schoss Jeremy in die Höhe. »Was ist los?«, fragte er, und gleich darauf: »Was ist das für ein Lärm?«
»Frag nicht.« Meg schloss die Tür, und die Geräusche verstummten fast. Sie legte schützend die Arme um die Zwillinge. »Und geht nicht nach unten! Keiner von euch.«
Jeremy blieb vor der Tür stehen und starrte Meg an.
Sie merkte sofort, dass sie ihren Geschwistern Angst machte und dass sie die Zwillinge zu ihrem eigenen Trost umarmte, nicht zu deren. Sie ließ sie los und zwang sich zu einem Lächeln.
»Ich fürchte, der Graf ist etwas verärgert.«
»Er zerschlägt Sachen?«, fragte Laura mit großen Augen.
»Ja.«
Rachel drückte sich plötzlich wieder an Meg. »Ich habe Angst.«
Meg zwang sich zur Ruhe und streichelte das seidige Haar ihres Schwesterchens. »Nicht doch. Er tut dir nichts. Er macht nur Sachen kaputt.« Sie hoffte, dass es stimmte. Aber heimlich beschlichen sie wider Willen morbide Fantasien über Clarence’ verkrüppeltes Bein und Susies blindes Auge.
»Warum?«, wollte Rachel wissen. »Was hat ihn so zornig gemacht? Wir?«
»Nein! Nein, natürlich nicht.« Meg setzte sich und presste die Kleine an sich. Sie musste schon wieder zu einer Lüge greifen. Na ja, vielleicht nur zu einer Halbwahrheit. »Es hat etwas mit seiner Großmutter zu tun, Liebes.«
»Er mag sie nicht, stimmt’s?«
»Stimmt.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß nicht, Liebes. Aber es hat nichts mit uns zu tun, also wird uns auch nichts passieren.« Dann hörten die Geräusche auf. Das
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