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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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seine Lippen. Kranke mussten trinken, daswusste sie. Und tatsächlich öffnete er den Mund, sowie das Wasser ihn benetzte. Er schluckte schwer. Seine Hände bewegten sich, der ganze Körper schien sich mit Leben zu füllen. Aber immer noch wachte er nicht auf. Merit wartete, bis er nichts mehr trank, und ließ den Kopf vorsichtig auf den Boden zurückgleiten. Ein Letztes tat sie noch: Sie streifte mit den Fingerspitzen die Tropfen von seinen Lippen. Es erschien ihr richtig.

6 . K APITEL
    »Warum?« Nefertem wich zurück, als sie sein Gefängnis betrat. »Warum giert die Frau Asarhaddons nach mir? Weshalb lässt er das zu? Und wie lange muss ich hier bleiben?«
    Seine fragende Geste galt dem Raum, in den man ihn am gestrigen Tage gebracht hatte. Er hatte ihn nie zuvor gesehen, ja, er wusste nicht einmal, in welcher Ecke des verwinkelten Palastes er sich befand. Die Wände waren mit erlesenen Malereien bedeckt: Papyrusdickichte, in denen sich Enten, Gänse, Katzen und Nilpferde tummelten. Ein Boot mit nackten Frauen – zwei paddelten, die dritte hielt ein Wurfholz. Auf einer Wand erhob sich ein Baum mit dunklen Feigen. Vergoldete Weinranken fassten die Bilderfolgen ein und verwandelten den kleinen Raum in einen kostbaren Kasten, in dem nur ein Bett stand, ein Tischchen mit Wein und einer Obstschale. Ein hübsches, kleines Gefängnis.
    »Wie lange? Das weiß ich nicht. Und von meinem Gemahl hast du ganz falsche Vorstellungen«, erwiderte sie sanft. Inzwischen wusste er, dass sie Zakutu hieß. Ein barbarischer Name für eine barbarisch schöne Frau. »Er ist die Verkörperung Assurs, er ist das Ebenbild des Gottes. Sein Hoher Priester. Er ist der Herr der vier Weltgegenden – was sollte es ihn bekümmern, wenn mich ein Mann anfasst? Ich bin nur Staub unter seinen Füßen.«
    Das alles sagte man auch von Taharqa, überlegte er. Mehr noch, der Pharao war Gott. Trotzdem wäre das Leben eines Mannes nichts mehr wert, vergriffe er sich an der Königsgemahlin.
    Sie schritt in einem fremdartigen Hemdkleid mit kurzen Ärmeln auf ihn zu, das sich eng an ihren Körper schmiegte. Unter dem Stoff zeichneten sich ihre Brustwarzen ab. Langsam begann sie das Kleid zu raffen. Ihre Knie kamen zum Vorschein, dann ihre Schenkel und ihre Scham. Nefertem vergaß für einen Augenblick zu atmen. An ihrem Zöpfchen glänzte ein goldener Ring, zwei Kettchen waren daran befestigt. Sie endeten in schmalen Goldreifen, die stramm um die Schenkel saßen.
    »Gefällt dir das, schöner Ägypter?«
    Es war das Eigenartigste, das er je gesehen hatte. Nefertem ballte die Fäuste. Er war nicht mehr gefesselt, er könnte sie berühren, wo immer er wollte. Doch er war entschlossen, nichts zu tun.
    »So etwas würde dir gewiss auch gut stehen.« Zärtlich hob sie einen Finger und berührte seine Nase. »Nefertem … Man hat dich nach einem Gott benannt, der auf einer Lotosblüte thront. Der Gott duftender Salben und Öle, nicht wahr? So stelle ich ihn mir vor: jugendlich und schön, auf Laken gebettet, bereit zur Liebe. An Hand- und Fußgelenken trägt er goldene Reife, an denen Lotosblüten hängen. Selbst sein Glied wird von solch einem Ring umschlossen.«
    Zakutu streifte das Kleid über den Kopf und warf es achtlos beiseite. Dass er in diese mächtigen schwingenden Brüste und die sie umschmeichelnden Haare längst vernarrt war, wollte er sich nicht eingestehen. Unbefangen umarmte sie ihn und reckte sich auf dieZehenspitzen, um ihn zu küssen, als seien sie ein vertrautes Liebespaar.
    Nachdem Schanherib ihn in den Audienzraum zurückgezerrt hatte, war sie dort erwacht und hatte ihn lachend in Empfang genommen. Den Krieger hatte sie mit einem äußerst langen und begehrlichen Blick bedacht, den dieser jedoch eher kalt erwiderte. Später dann war Nefertem hierhergebracht worden, Zakutu hatte sich zu ihm gesellt und über belanglose Dinge geplaudert. Nun wusste er, dass die Sklaven in ihrem Land Tätowierungen im Gesicht trugen, damit kein Flüchtling weit kam. Dass Asarhaddons Vater Babylon erobert und den feindlichen König vor dem Königspalast in Ninive, der von der Göttin Ischtar gegründeten Hauptstadt, an einen Nasenpflock gestellt hatte. Dass Assurs Tempel »Haus des Alls« hieß und man zum Dattelrauschtrank gern gebratene Heuschrecken aß. Immer wieder hatte Zakutu ihn gestreichelt. Und auch jetzt wieder fühlte er sich wie ein gefangenes Schoßtier und überlegte, was geschähe, risse er das Bettlaken in Streifen und erwürge sie

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