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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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zartem Elfenbein schimmerte.
    »Wenn … wenn du mich nicht hinderst?«, erwiderte er, verwirrt, dass sie ihn auf Ägyptisch ansprach. Dieses zierliche, zerlumpte Wesen – eine Göttin? Welche denn? Sie war viel zu zart für die stolze Kriegsherrin Ischtar, die einzige Göttin, von der er sich vorstellen konnte, dass sie auf die Erde herabstieg, um ihm zu helfen und Assur die Stirn zu bieten. Aber Ischtar war auch die Göttin der Liebe, und das passte durchaus zu diesem Mädchen.
    Sie streckte sich nach einer herabhängenden Kette, um die Lampe daran aufzuhängen. Zarte Brüste drückten sich gegen den Stoff ihres Kleides.
    Und dann begriff er endlich: Er war unter Ägyptern. Die Feinde hatten ihn zu fassen bekommen. War das nun besser oder noch schlimmer? »Aber das ergibt keinen Sinn«, murmelte er, um eine Erklärung ringend. »So ein Mädchen würde man doch nicht zu mir lassen.«
    »Ich verstehe leider kein Akkadisch.« Sie nagte an ihrer Unterlippe und verschränkte zugleich schutzsuchend die Arme.
    Er musste diese Haut berühren, musste sich überzeugen, dass da ein menschliches Wesen vor ihm stand. Seine Hand streckte sich nach ihr. Aufkeuchend machte sie einen Satz nach hinten. Er tat einen unbedachten Schritt vorwärts und verlor fast das Gleichgewicht, weil ihm die Knie nachgaben. Verdammt, Assur, fluchte er in Gedanken. Er war viel zu schwach!
    »Du musst dich wieder hinlegen!« In ihrer Stimme schwang der zittrige Versuch, streng zu klingen. Siereckte sich nach ihm und suchte ihn mit den Fingerspitzen zurück zu dem hüfthohen Regal zu lenken, das ihm als Lager diente. Nein, sie war keine Göttin. Sie traute sich ja kaum, ihn anzufassen.
    »Herrin!« Da tauchte ein zweites Mädchen auf und fiel ihr in den Arm. »Geh doch nicht so nah an ihn heran.«
    »Wer hat mir den Bart abgenommen?«, knurrte er die beiden an. Schuldbewusst zuckten sie zusammen. Das stämmige Mädchen biss sich auf die Lippen und errötete. »Du also!«, rief er. Mit einem zornigen Grollen packte er sie an der Schulter und zerrte sie in die Mitte des Raumes, wo er sie niederdrückte. Er holte zum Schlag auf ihr Gesäß aus.
    »Hör sofort auf!« Die kleine Göttin warf sich dazwischen. Sie rüttelte an seiner Hand, mit der er das Mädchen hielt. »Ich habe es getan!«
    Er gab die andere frei und trat einen Schritt zurück. Sollte er nicht sie jetzt ergreifen? Stattdessen verschränkte er die Arme.
    »Ja, ich … ich hab das, weil …« Nervös rieb sie die Finger in ihren geballten Fäusten aneinander. »Du hast gesagt, dass wir die Assyrer nicht holen sollen. Und da war der Pfeil … Wir begriffen doch, dass du in Gefahr bist, wenn auch nicht, weshalb. Und da habe ich mir gedacht, dass es besser ist, wenn du eher wie ein Ägypter aussiehst. Falls einer von deinen Landsleuten dich hier aufstöbert.«
    Im Flunkern war sie sichtlich ungeübt. Sie vermochte ihm nicht in die Augen zu blicken. Wie sie da stand, die Lider mit den zitternden Wimpern gesenkt, die kleinen Brüste bebend vor Furcht … Sein Zorn schrumpfte zu einem Nichts.
    Insgeheim gestand er ihr zu, richtig gehandelt zu haben – warum auch immer sie es tatsächlich getan hatte. Aber er sprach es nicht aus. So leicht wollte er es ihr nicht machen. »Ich sehe überhaupt nicht wie ein Ägypter aus. Bei Assur, welch ein törichter Gedanke.« Er hob die Stimme und donnerte auf sie hernieder: »Und ich beiße dir die Finger ab, wenn du mich noch einmal anfasst!«
    Sofort verschwanden ihre Hände hinter ihrem Rücken. Schanherib hatte das Gefühl, soeben die dümmste Drohung seines Lebens ausgestoßen zu haben. Es drängte ihn danach, diese Hände zu packen und auf seine Brust zu legen. Aber er war zu laut gewesen, Pazuzu hatte ihn wieder angesprungen und sich in seinem Kopf verbissen. Er konnte nichts mehr tun. Nur noch zurückweichen, verhindern, dass er in die Knie ging, und dorthin zurückwanken, wo er aufgewacht war. Noch im Niedersinken verlor er die Besinnung.

    »Nein! Nein, so geht das nicht!« Nanacht stemmte die Hände in die Seiten und funkelte Merit aus zornsprühenden Augen an. »Willst du den erbärmlichen Rest meiner Gäste, der sich jetzt noch herwagt, auch noch vertreiben? Und dass nur noch ruppige Assyrer kommen?«
    »Der Kerl hat mir an die Brust gefasst!«, gab Merit nicht minder wütend zurück. »So etwas lasse ich mir nicht bieten.«
    Die Wirtin warf die Hände hoch und ließ sie auf die Hüften klatschen. »Na und? So lange er dich nicht auf den

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