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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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ihm ab. Auf noch wackligen Beinen wankte sie zur Tür und klopfte. Während die Männer sich daranmachten, Nefertem, dessen Phallus wie aus Elfenbein geschnitzt von ihm abstand, loszuschneiden, schlüpfte sie in ihr Kleid und verschwand.
    Dann war er allein. Allein mit sich, seiner Lust und seiner Scham. Er wollte schreien, weil er so sehr erniedrigt wurde und doch so viel Freude daran empfand. Gegen die Wände wollte er rennen, aber was tat er? Er kniete sich aufs Bett und rieb seinen Schwanz, um den entsetzlichen Druck loszuwerden. Danach fühlte er sich noch erbärmlicher. Ermattet warf er sich auf den Bauch.

    Der Pfeil flog auf ihn zu. Er konnte nichts dagegen tun. Nur zusehen, wie sich die eiserne Spitze in seine Brust bohrte. Er starrte an sich hinunter. Dann hinauf, in Assurs Antlitz. Wie in des Gottes heiliger Stadt im Haus des Alls stand Assur vor ihm: eine doppelt mannshohe Statue aus schwarzem Stein. Golden waren die Haare, der gelockte Bart, der ihm weit auf die Brust fiel, die Ringe an den Ohren, die Reife an den Armen. Goldendie fünf Stierhornpaare an den Seiten seines Kopfschmuckes. Golden die über dem Haupt schwebende Flügelsonne. Die Augen aus Elfenbein und Lapislazuli spiegelten die Wut des Gottes wider. Du hast der Palastfrau Leid angetan! Du bist nicht würdig, vor mir zu knien! Die Luft zu atmen, die ich atme! Schanherib wollte seine Unschuld beteuern, denn wer, wenn nicht Assur, musste die Wahrheit in den Menschenherzen erkennen? Doch mit zorniger Stimme rief der Gott: Geh, geh! , und er wich zurück, denn die steinerne Hand griff nach ihm. Sie packte den Schaft des Pfeils, jedoch nicht, um ihn zu ziehen, sondern tiefer in ihn hineinzutreiben …
    Er riss die Faust hoch – selbst gegen den Gott würde er um sein Leben kämpfen! Aber er schlug nicht gegen Stein. Da war nichts. Kein Gott, nur ein in nächtlichem Dunkel liegender Raum. Es roch nach Bier, Bratfett, Staub und Natron. Schanherib betastete seine Brust. Er war aus dem Palast geflohen, mit dem Abschiedsgeschenk eines der königlichen Bogenschützen dicht über dem Herzen. Nicht in den Rücken hatte der Pfeil getroffen, nein, so einfach zeigte er niemandem den Rücken im Kampf. Aber wer hatte den Pfeil entfernt? Wer seine Brust unterhalb der Achseln mit Leinenstreifen umwunden? Auch auf der Schulter spürte er den Verband. Die Binden saßen zwar fest, aber sonderlich geschickt war die Arbeit nicht ausgeführt. Dies hatte keiner der Heeresärzte getan. Und er lag auch nicht in einem Lazarettzelt. Er blinzelte, bis sich seine Augen an die Düsternis gewöhnt hatten. Dies hier war eine Kammer voller Gerümpel.
    Seine Wangen, sein Kinn fühlten sich anders an. Seine Fingerspitzen berührten nackte Haut. Die Fluchtwar misslungen, erkannte er mit wachsendem Entsetzen. Sie hatten ihn eingefangen, in irgendeinen Winkel des Palastes gesteckt und ihm den Bart genommen, um ihn zu demütigen. Weshalb, war ihm unklar. Vielleicht war die Laune des Königs wieder umgeschlagen und er hatte verfügt, dass sein Krieger als ein Gefangener weiterleben durfte. Oder anders – er, Schanherib, sollte zunächst leben, um einen langen, langsamen Tod zu erleiden.
    Er konnte nicht sagen, welche Wahl er selbst träfe.
    Sollte nicht irgendwo in dieser Geschichte eine junge Frau auftauchen? Ein liebliches Gesicht, das besorgt auf ihn herabblickte? Da war ihm im Angesicht des Todes wohl eine Göttin erschienen, eine andere Erklärung gab es nicht. Wie auch immer, er musste hinaus, solange niemand ahnte, dass er bei Bewusstsein war.
    Er rollte sich auf die linke Seite und hob sich auf einen Ellbogen. Die Schmerzen jagten durch seine Brust und vernebelten seinen Blick. Die Zähne fest zusammengepresst, um keinen Laut zu verursachen, wuchtete er sich in eine sitzende Haltung. Zwischen seinen Beinen stach es unangenehm. Wann hatte er das letzte Mal uriniert?
    Noch während er auf die Füße kam, sah er sich nach einer Waffe um. Der zerbrochene Krug, den er griff, fühlte sich lächerlich in seiner Hand an, und er wollte ihn wieder wegstellen. Stattdessen entglitt er ihm. Das Scheppern würde seine Feinde herbeirufen. Nun, umso besser. Dann wusste er wenigstens, woran er war!
    Ein Licht kam näher, ein Vorhang wurde geöffnet.
    Da stand die Göttin.
    »Willst du gehen?« Mit einer Hand schirmte sie das zitternde Flämmchen einer Öllampe ab, die sie in deranderen hielt. Das Licht zauberte Schatten in ihre davon abgewandte Gesichtshälfte, während die andere in

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