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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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heben, ihm ihr barbarisch geschmücktes Geschlecht zu zeigen, und aller Widerstand schwand, fortgeschwemmt von ihrem Lustsaft. Irgendwann würde er auf Knien noch betteln, wie ein Hund an ihr lecken zu dürfen … Er musste es beenden. Doch wie, das war ihm schleierhaft. Plötzlich sehnte er sich nach der Syrerin. Nach ihrer schweigsamen Art, ihrer Genügsamkeit.
    »Deine Schwester hat immer so gern gelesen«, hörte er den Vater sagen. »Die alten Geschichten von den großen Helden, die vor vielen hundert Jahren die Fremdherrschaft der Hekau Chaswet abwarfen. Ist dir klar, dass, wenn Taharqa oder seine Söhne sterben, du der nächste Seqenenre-Taa sein müsstest? Einer, der aufsteht, das fremde Joch abzuwerfen? Aber du hast nicht das Herz dazu. Vielleicht wird es wieder eine halbe Ewigkeit dauern, bis man Hoffnung schöpfen darf.«
    »Vater, weißt du, wo Merit ist?«
    »Mir sagte man nur, dass eure Flucht vereitelt wurde und du hier im Palast bist. Über Merit weiß vermutlich niemand etwas. Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie tot ist.«
    Nefertem fühlte sich noch elender. »Ich weigere mich, das zu glauben.« Übelkeit erfasste ihn, als er sich unwillkürlich ausmalte, wie ihr erkalteter Körperim Nilschlick steckte. Niemals würde sie mumifiziert werden, niemals ihr Haus der Ewigkeit im Westen beziehen, nie von den Götter wiedergefunden werden, damit sie sie zum jenseitigen Leben erweckten. Ewige Verdammnis … Er hörte seinen Vater weinen.
    »Vater, wir …«
    Mentuhoteps Kopf ruckte hoch. Da vernahm Nefertem es auch: ein Kratzen an der Wand, die an den Garten grenzte.
    Der Vater schlug die Hände auf die Lehnen und fuhr auf. In einem der Fenster erschien eine Gestalt; zwei Herzschläge später war sie geschmeidig ins Zimmer gesprungen. Mentuhotep zeigte sich unerschrocken. »Wer immer du bist, du siehst aus, als hätten dir die Assyrer schwer zugesetzt. Komm her, guter Mann, und stärke dich mit einem Schluck Wein …«
    Der Fremde richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sein wacher Blick strafte seinen Zustand Lügen; der mit Blutergüssen verunstaltete Körper wirkte angespannt wie eine Bogensehne, bereit, wieder zu verschwinden oder zu kämpfen. Dieser Mann war offenbar in eine Auseinandersetzung mit den Besatzern gekommen und hatte einiges einstecken müssen, bis hin zu einer längst versorgten Verletzung über dem Herzen. Fahrig wischte er sich Blut von der Schläfe, das in seine Augen geraten war.
    Diese Augen …
    »Vater, nein!«, zischte Nefertem und eilte zu Mentuhotep, um sich schützend vor ihn zu stellen. »Das ist kein Ägypter. Sieh genau hin, du wirst ihn kennen: Schanherib, ein Krieger des Königs.«
    Ungeduldig rüttelte Mentuhotep an seiner Schulter. »Geh beiseite. Tatsächlich! Ich erkenne ihn jetzt auch.

    Bei der Feder der Maat, was hat das zu bedeuten? Wieso sieht er wie einer der Unseren aus?«
    »Diese Frage höre ich nicht zum ersten Mal«, fuhr Schanherib gereizt dazwischen. »Aber mir steht auch jetzt nicht der Sinn danach, sie zu beantworten. Nur so viel: Wenn ihr nach den Wachen vor eurer Tür schreit, bin ich morgen einen Kopf kürzer, was ihr sicherlich begrüßen werdet; allerdings solltet ihr wissen, dass …«
    »Unsere Feinde sind plötzlich auch deine Feinde?«, unterbrach ihn Mentuhotep.
    »Ja. Bei allen Göttern, ja.«
    »Vater, er hat Merit und mich …«
    »Das ist mir bekannt. Schweig jetzt.« Mentuhotep schob sich an Nefertem vorbei. Furchtlos näherte er sich dem Assyrer, der ihn um mehr als einen Kopf überragte. Nefertem hielt den Atem an.
    »Ich frage mich, welchen Grund es geben könnte, mir dies hier nur vorzuspielen«, sagte Mentuhotep, während er den Assyrer, der bartlos einen deutlich weniger wilden Eindruck machte, durchdringend musterte. »Mir will keiner einfallen.«
    »Es gibt keinen.«
    »Wie hast du es geschafft, bis hierher vorzudringen?«
    Schanherib rieb sich eine blutunterlaufene Schulter. »Das ist der Vorteil, wenn man so zerschunden aussieht wie ich jetzt. Ägyptische Palastbewohner zeigten mir aus Mitgefühl den Weg, weil sie dachten, ich hätte heldenhaft gekämpft. Assyrische Wächter hatten dagegen nur Schadenfreude übrig und hielten mich für ungefährlich. Was der Wahrheit derzeit ziemlich nahe kommt, fürchte ich.«
    »Nach denen zu rufen, damit sie helfen, widerstrebtmir«, warf Nefertem ein. »Aber beim leisesten Anzeichen von Gewalt werde ich es tun.«
    »Ja, ruf die zu Hilfe, die dich den ganzen

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