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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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Irrsinn, des Nachts hier herumzustolpern. Was hast du dir nur dabei gedacht? Ich habe dich bei Nanacht gesucht; im Palast …« Seine Sorge brach aus ihm heraus, verstopfte ihm die Kehle und ließ ihn schweigen. Sie sträubte sich noch immer. Kurzerhand zerrte er die Schnur, die den Brotbeutel verschloss, aus diesem heraus, zwang ihre Arme hinauf zu einem hervorstehenden Ast der Akazie und fesselte daran ihre Handgelenke.
    »Was machst du da?«, schrie sie. »Lass mich!«
    Ihre Sohle traf seinen Bauch. Es gelang ihm, sie an den Füßen stillzuhalten. Aber das brachte sie dazu, lauthals in die Nacht zu gellen. Er ließ sie los. Wildzerrte sie an der Fessel, die hielt jedoch, und schließlich begnügte sie sich damit, ihm den Rücken zuzukehren.
    »Ich habe dich erschreckt«, sagte er, als er sicher war, dass sie nicht wieder zu schreien anfing. »Ich weiß jetzt auch, weshalb; Tani hat mir berichtet, dass es eure Barke war, die ich …« Schwer atmete er aus. »Dass ich ein Krieger Assyriens bin, wusstest du. Bin ich denn ein anderer geworden? Ihr Götter, ich kann es nicht rückgängig machen, aber ich wünschte, es wäre nicht geschehen.«
    »Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, mich mit dir einzulassen«, rief sie, die Stimme voll weinerlichem Zorn. »Deine eigenen Landsleute wollten schließlich deinen Tod! Du machst mir Angst. Ich will hier weg!«
    »Merit …« Er fuhr sich durch die Haare, auf der Suche nach den richtigen Worten.
    »Und ich – ich hab dich gefragt, ob du schwimmen kannst.« Sie musste schlucken, weil sich ihre Stimme überschlug. » Dich , der du mitsamt Rüstung auf unsere Barke kamst! Ihr Götter, ich schäme mich so.«
    »Würde es denn helfen, wenn ich dir sage, warum sie mich verfolgen?«
    »Das will ich gar nicht wissen«, heulte sie. Der Ast knirschte, als sie sich schwer machte. Sogleich stöhnte sie auf, denn der Zug in ihren Armgelenken war sicher nicht angenehm. Schanherib wartete. Ihm war, als sei der Papyruswald ruhiger geworden. Hatte er sich an die Geräusche gewöhnt? Oder lag das an Merits Nähe, die all seine Aufmerksamkeit forderte? Gern hätte er ihr mit den Händen, die so viel beredter waren, gezeigt, wie sehr er sie liebte. Aber er musste vorsichtig sein.
    »Warum … denn?«, presste sie nach einer Weile heraus. Er lächelte. Ein Anfang.
    »Ich habe Zakutus Zorn entfacht. Das ist die Königin Assyriens.«
    »Das weiß ich, halte mich nicht für dumm.«
    »Ich lernte sie während des Marsches in Richtung des Meeres kennen, das ihr das Große Grün nennt. Viele haben sie kennengelernt – oft ließ sie sich abends in einer Sänfte durch das Lager tragen und beobachtete die Soldaten an ihren Kochfeuern. Sie wählte einen Mann für die Nacht aus. Asarhaddon selber taugt nämlich nicht mehr fürs Bett, seit seine frühere Frau starb – so erzählt man sich jedenfalls. Manchmal holte sie mehrere Männer. Und die waren alle mit Vergnügen bei der Sache, man konnte ihr Gehechel noch zehn Zelte weiter hören. Da ich mir als Krieger bereits einen Namen gemacht hatte, war es nicht weiter verwunderlich, dass ihre Wahl irgendwann auf mich fiel.«
    »Und du warst bestimmt nicht abgeneigt!«
    Er beschloss, nicht darauf einzugehen, dass sie unbedingt ihre Stacheln zeigen wollte. Natürlich war er interessiert gewesen, schließlich war Zakutu eine wohlgestalte, sinnliche Frau. »Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen; ich hätte sie genommen und die Sache wäre erledigt gewesen. Aber die Reise begann sie anzustrengen, sie war schlechtgelaunt, und kaum war ich in ihrem Zelt, bekam ich das zu spüren. Nicht dass ich etwas dagegen habe, wenn auch die Frau einmal Herrin im Bett sein will, aber sie schimpfte und zeterte herum wie ein Waschweib, furchtbar! Also stand ich auf, schnappte meine Sachen und ging. Anderntags kam sie wieder, gab sich freundlich, aber mir war nicht mehr danach. Der Marsch ging weiter, jeden Abendhörte ich Männer prahlen, dass sie es der Palastfrau besorgt hätten – spätestens das ließ meine Lust erkalten. Ich war zufrieden mit den genügsamen Frauen im Tross. Und das sagte ich ihr, denn sie versuchte es immer wieder. Ich hätte begreifen müssen, dass sie einfach nur ihren Willen bekommen will. Bei Assur, dann hätte ich mich halt überwunden.«
    Merit schnaubte verächtlich. »Und du …«
    »Sei ruhig, du störrisches Ding! Willst du nun zuhören?«
    Er vernahm einen knurrenden Laut, der Zustimmung ausdrücken mochte. »Stur zu bleiben,

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