Glut der Herzen - Roman
dass du für mich nutzlos bist, steht es dir frei, in dieses Etablissement zurückzukehren.«
»Sie werden sie nicht mitnehmen.« Mrs Rosser griff nach dem Glockenzug neben der Tür. »Ich rufe die Rauswerfer.«
»Sie werden nichts dergleichen tun«, erwiderte Smith. »Mir reicht der Unsinn jetzt.«
Er zog einen faustgroßen, blutrot leuchtenden Kristall aus seiner Manteltasche, worauf die Temperatur im Raum wieder um etliche Grad sank. Adelaide spürte, wie unsichtbare eiskalte Energie in dem Raum wehte.
Mrs Rosser riss den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. Sie hob die Arme, als wäre sie tatsächlich ein großer Vogel, der zum Flug ansetzte. Ihr Kopf fiel zurück . Von einem heftigen Krampf erfasst brach sie in der Tür zusammen und blieb reglos liegen.
Adelaide war viel zu erschrocken, um auch nur einen Ton herauszubringen. Der Aasgeier war tot.
»Macht nichts«, sagte Smith. »Sie wird niemandem fehlen.«
Er hat recht, dachte Adelaide. Sie hatte der Madame weiß Gott keine Sympathie entgegengebracht, aber mit anzusehen, wie jemand auf diese Weise sein Leben lassen musste, war dennoch grässlich.
Nun erst ging ihr die volle Bedeutung dessen auf, was eben geschehen war. Smith hatte sein Talent und den Kristall zu einem Mord benutzt. Sie hatte nicht gewusst, dass dies möglich war.
»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, flüsterte Adelaide.
»Dasselbe, was ich mit dir machen werde, wenn du mir nicht gehorchst.« Der rubinrote Kristall war nun erloschen. »Diese verdammten Dinger haben zu wenig Energie«, murmelte er. Er steckte den Stein wieder in die Tasche. »Komm jetzt. Die Zeit drängt. Wir müssen hier schleunigst fort.«
Er zog sie zum Tisch, auf dem er den merkwürdigen Gegenstand abgestellt hatte. Sie spürte die euphorische Erregung, die ihn durchflutete. Eben hatte er eine Frau ermordet, und er hatte es genossen; nein, er hatte förmlich frohlockt, als er es tat.
Und noch etwas war spürbar. Was immer Smith mit dem
Kristall angestellt hatte, war nur mit großem Energieaufwand seinerseits möglich gewesen. Die psychischen Sinne benötigten wie alle anderen Aspekte von Körper und Seele einige Zeit, um sich nach großer Beanspruchung wieder zu erholen. Smith wäre zweifellos bald wieder im Vollbesitz seiner Kraft, im Moment aber war er zumindest ein wenig geschwächt.
»Ich gehe mit Ihnen nirgendwohin«, sagte sie.
Die Mühe verbal zu antworten machte er sich nicht. Als Nächstes spürte sie nur, dass eiskalter Schmerz sie in schneidenden Wogen durchschoss.
Sie schnappte nach Luft, kippte vornüber zusammen und sank unter dem Gewicht des Kälteangriffs auf die Knie. So viel zur Erschöpfung seiner psychischen Reserven.
»Jetzt weißt du, was ich mit der Rosser machte«, warnte Smith sie. »Aber in ihrem Fall wandte ich viel mehr Kraft auf. Diese intensive Kälte sprengt die Sinne und bringt das Herz zum Stillstand. Benimm dich, sonst bekommst du noch mehr davon ab.«
Der Schmerz hörte so abrupt auf, wie er eingesetzt hatte, und ließ sie benommen und atemlos zurück. Um sie zu bestrafen, hatte er sicher seine allerletzten Reserven mobilisiert. Sie musste rasch handeln. Ein Glück, dass er noch immer ihren Arm umklammert hielt. Sie benötigte Körperkontakt, um die Traumlicht-Energie eines anderen Individuums zu manipulieren.
Sie mobilisierte ihr Talent, biss die Zähne unter dem schrecklichen Gefühl zusammen und konzentrierte jedes Quäntchen Energie, das ihr geblieben war, auf die Ströme in Smiths Traumlicht. Im letzten Jahr hatte sie gelegentlich
die Wellenlänge der Albträume anderer Menschen manipuliert, nie zuvor aber hatte sie gewagt, was sie nun versuchen wollte.
Einen Augenblick lang schien Smith gar nicht wahrzunehmen, dass er angegriffen wurde. Er starrte sie an, den Mund vor Verwirrung halb offen. Jäh flammte Zorn in ihm auf.
»Was soll das?«, fuhr er sie an. »Dafür wirst du bezahlen, du Hure. Du wirst in deiner eigenen privaten Hölle erfrieren, wenn du es wagst, dich mir zu widersetzen. Aufhören!«
Als er den anderen Arm hob, um sie zu schlagen, war es zu spät. Schon glitt er in einen tiefen Schlaf und sank in sich zusammen. In letzter Sekunde versuchte er, an der Tischkante Halt zu finden. Sein rudernder Arm stieß die Kerze vom Ständer. Sie fiel auf den Boden.
Das Talglicht rollte über den Dielenboden zum Bett. Ein leises Zischen ertönte, als die Flamme den unteren Rand der Draperien erfasste.
Adelaide lief zum Schrank und holte hastig Mantel und
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