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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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eine geschnitzte Holzschale. Vorsichtig drückte er Rohan den Rand an die Lippen und zwang ihn, einen Schluck zu trinken.
    Rohans schwere Lider flatterten auf, und sein benommener Blick richtete sich auf Merripen. »Kev …«
    »Ich bin hier, kleiner Bruder.«
    Rohan starrte ihn an und blinzelte heftig. Dann hob er schwach die Hand und packte Kev wie ein Ertrinkender am Hemdkragen. »Blau«, flüsterte er abgehackt. »Alles … blau.«
    Kev hielt seinen Bruder fest umklammert, während er den Rom Phuro ansah und verzweifelt nachdachte. Er hatte schon einmal von einem solchen
Symptom gehört, bei dem sich ein blauer Schleier über das Augenlicht legte. Und zwar bei einem hoch wirksamen Herztonikum. »Ein Herzmittel«, murmelte er. »Aber ich weiß nicht, aus welcher Pflanze es gewonnen wird.«
    »Fingerhut«, sagte der Rom Phuro . Sein Ton war sachlich, doch in seinem Gesicht zeigte sich echte Besorgnis. »Er ist sehr giftig.«
    »Was ist das Gegengift?«, fragte Kev scharf.
    Die Antwort des Anführers kam sehr leise. »Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt eins gibt.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    Nachdem Leo einen Lakaien zum Dorfarzt geschickt hatte, entschied er, selbst zum Zigeunerlager zu gehen und nachzusehen, wie es Rohan ging. Leo ertrug die Ungewissheit des Wartens nicht. Und der Gedanke beunruhigte ihn zutiefst, dass Rohan, der zum Anker der gesamten Familie geworden war, etwas zugestoßen sein könnte.
    Hastig eilte er die große geschwungene Treppe hinab und hatte gerade die Eingangshalle erreicht, als Miss Marks auf ihn zukam. Sie hatte eine Zofe im Schlepptau und hielt das unglückselige Mädchen am Handgelenk. Die Zofe war blass und hatte verweinte Augen.
    »Mylord«, sagte Miss Marks angespannt, »Ihr müsst unbedingt mit uns in den Salon kommen. Es gibt etwas, das Ihr …«
    »Euer angebliches Wissen bezüglich der gesellschaftlichen Umgangsformen sollte Euch eigentlich gelehrt haben, dass niemand dem Hausherrn Befehle zu erteilen hat.«
    Der strenge Mund der Gouvernante zuckte ungeduldig. »Zum Teufel mit den Umgangsformen. Das hier ist wichtig.«
    »Also schön. Anscheinend muss man immer nach Eurer Pfeife tanzen. Sagt es mir aber hier und jetzt, denn ich habe keine Zeit für ein gepflegtes Geplänkel im Salon.«

    »Der Salon«, beharrte sie.
    Nach einem verärgerten Blick gen Himmel folgte Leo der Gouvernante und Zofe durch die Eingangshalle. »Ich muss Euch warnen, wenn dies eine belanglose Haushaltsangelegenheit sein sollte, kostet Euch das Kopf und Kragen. Im Moment gibt es dringendere Probleme, um die ich mich kümmern muss, und …«
    »Ja«, fiel ihm Miss Marks ins Wort, während sie schnell in den Salon gingen. »Ich weiß.«
    »Wirklich? Verdammt nochmal, Mrs Barnstable sollte doch niemandem davon erzählen!«
    »Geheimnisse verbreiten sich hier unten wie ein Lauffeuer.«
    Als sie den Salon betraten, starrte Leo die vollkommen gerade Wirbelsäule der Gouvernante an und durchlebte denselben Anflug von Verärgerung, den er stets in ihrer Gegenwart verspürte. Sie war wie ein unerreichbares Jucken am Rücken. Es musste etwas mit dem hellbraunen Haarknoten zu tun haben, der schrecklich fest in ihrem Nacken zusammengebunden war. Und dem schmalen Oberkörper und der winzigen geschnürten Taille und der makellosen Blässe ihrer Haut. Immerfort musste er daran denken, wie es sich anfühlen würde, ihr Korsett aufzuschnüren, den Haarknoten zu lösen und sie aus ihrer unscheinbaren Kleidung zu schälen. Ihr die Brille abzusetzen. Mit ihr Dinge anzustellen, bei denen ihr die Röte ins Gesicht schösse, bei denen sie ins Schwitzen geriete, und die sie entrüsten würden.
    Ja, genau das war es. Er wollte sie zur Weißglut bringen. Immer und immer wieder.

    Gütiger Himmel, was zum Teufel war nur in ihn gefahren?
    Sobald sie sich alle im Salon befanden, schloss Miss Marks die Tür und tätschelte mit schmaler weißer Hand den Arm der Zofe. »Das ist Sylvia«, erklärte sie Leo. »Sie hat heute Morgen etwas Ungehöriges gesehen und zu große Angst gehabt, um jemandem davon zu erzählen. Aber nachdem sie von Mr Rohans Erkrankung erfahren hat, hat sie sich mir anvertraut.«
    »Und warum hat sie bis jetzt gewartet?«, fragte Leo gereizt. »Ich sollte von jeglichen ungehörigen Vorkommnissen sofort unterrichtet werden.«
    Miss Marks antwortete mit äußerst ruhiger Stimme, die Leo schrecklich auf die Nerven ging: »Es gibt keinen Schutz für einen Dienstboten, der aus Versehen etwas

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