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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Grund erntete Kev auf seine Bemerkung hin einen neugierigen Blick.
    »Es ist gut, dass Ihr hier seid. Es könnte Eure letzte Gelegenheit sein, ihn diesseits des Schleiers zu sehen.«
    Kev war über die Heftigkeit seiner eigenen Reaktion verwundert, der Welle an Wut und Kummer, die über ihn hereinbrach. »Er wird nicht sterben«, sagte Kev barsch, beschleunigte den Schritt und sprang regelrecht in den Wagen.
    Der Vardo war ungefähr vier Meter lang und zwei Meter breit, mit dem typischen Ofen und metallenen Rauchabzug neben der Tür. Zwei Schlafkojen waren
an der hinteren Wand des Wagens angebracht, eine oben, die andere darunter. Cam Rohans langer Körper lag auf dem unteren Lager, wobei seine Stiefel über das Bettende hinaushingen. Er zitterte und zuckte unkontrolliert, während sein Kopf auf dem Kissen ununterbrochen von einer Seite zur anderen rollte.
    »Um Himmels willen!«, entfuhr es Kev mit belegter Stimme. Er konnte einfach nicht glauben, dass sich Cam, der für gewöhnlich vor Kraft strotzte, in so kurzer Zeit derart verändert hatte. Die gesunde Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, so dass es nun weiß wie Papier war, und seine Lippen waren aufgesprungen und grau. Er stöhnte schmerzgepeinigt, hechelte wie ein Hund.
    Kev setzte sich an den Rand der Schlafkoje und berührte mit den Fingerspitzen Rohans eiskalte Stirn. »Cam«, sagte er eindringlich. »Cam, ich bin’s, Merripen. Mach die Augen auf! Erzähl mir, was geschehen ist!«
    Rohan versuchte mit aller Gewalt, das Zittern zu unterdrücken und sich auf Merripen zu konzentrieren, was ihm allerdings nicht gelang. Ein Wort schien ihm auf den Lippen zu brennen, aber seiner Kehle entrang sich nichts weiter als ein unverständliches Gurgeln.
    Als Kev die flache Hand auf Rohans Brust legte, spürte er dessen wilden und unregelmäßigen Herzschlag. Er fluchte, wusste er doch, dass kein Herz, egal wie stark es war, ein solch unnatürlich schnelles Pochen lange aushielt.
    »Er muss aus Versehen eine giftige Pflanze gegessen haben«, sagte der Rom Phuro mit besorgter Miene.
    Kev schüttelte den Kopf. »Mein Bruder kennt sich mit Heilpflanzen aus. Ein solcher Fehler würde ihm niemals unterlaufen.« Während Kev in Rohans abgehärmtes Gesicht blickte, stieg eine Mischung aus Wut und Mitleid in ihm auf. Er wünschte, sein eigenes Herz könne die Arbeit für seinen Bruder übernehmen. »Jemand hat ihn vergiftet.«
    »Sagt mir, was ich tun kann«, bat der Anführer der Sippe leise.
    »Zuallererst müssen wie so viel Gift wie möglich aus ihm herausbekommen.«
    »Er hat sich übergeben, bevor wir ihn ins Vardo gebracht haben.«
    Das war gut. Aber andererseits bedeutete es, dass das Gift sehr hoch dosiert gewesen sein musste, wenn es selbst jetzt noch wirkte. Das Herz unter Kevs Hand schien jeden Augenblick zu zerbersten. Schon bald würde Cam Krampfanfälle erleiden. »Wir müssen etwas tun, um seinen Puls zu beruhigen und das Zittern zu beenden«, sagte Kev knapp. »Habt Ihr Laudanum?«
    »Nein, aber Roh-Opium.«
    »Noch besser. Bringt es schnell her!«
    Der Rom Phuro befahl zwei Frauen, die zum Eingang des Vardos gekommen waren, das Opium zu holen. Nicht einmal eine Minute später wurde ein winziges Gefäß mit einer dicken braunen Paste in den Wagen gebracht. Es war der getrocknete Milchsaft unreifer Mohngewächse. Hastig kratzte Kev etwas von der dunkelbraunen Masse auf einen Löffel und versuchte, Rohan damit zu füttern.
    Rohans Zähne klapperten laut gegen das Metall, und sein Kopf zuckte so wild, dass nicht das geringste
Roh-Opium in seinem Mund blieb. Verbissen legte ihm Kev den Arm in den Nacken und hob Rohan mit sanfter Gewalt an. »Cam. Ich bin’s. Ich bin hier, um dir zu helfen. Schluck das hier! Jetzt!« Er schob ihm den Löffel erbittert in den Mund, während Rohan sich zuckend schüttelte und keine Luft mehr zu bekommen schien. »So ist’s gut«, murmelte Kev und zog den Löffel behutsam wieder heraus. Dann legte er seinem Bruder eine warme Hand an die Kehle und rieb sie sanft. »Schlucken! Ja, Phral , sehr schön.«
    Das Opium wirkte fast übernatürlich schnell. Schon bald ließ das Zittern nach, das heftige Keuchen verebbte. Kev war sich nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte, bis er schließlich ein freudiges Seufzen ausstieß. Er legte Rohan die Hand aufs Herz und spürte voll tiefster Erleichterung, dass sich der Puls allmählich normalisierte.
    »Gebt ihm etwas Wasser«, schlug der Anführer der Sippe vor und reichte Kev

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