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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Leben zu schöpfen. Oh, er hat viel dazugelernt, nutzt seine Macht weise und kleidet sich besser, um seiner neuen Stellung gerecht zu werden. Doch sonderbarerweise scheint er weniger zivilisiert zu sein als früher. Ich denke …« Eine unbehagliche Pause folgte. »Vielleicht wird es ihm helfen, dich wiederzusehen. Du hattest immer einen beruhigenden Einfluss auf ihn.«
    Win entzog ihrer Schwester die Hände und blickte finster auf ihren Schoß. »Das bezweifle ich. Ich denke nicht, dass ich irgendeine Art Einfluss auf ihn habe. Er hat sein Desinteresse nur zu deutlich gezeigt.«

    »Desinteresse?«, hakte Amelia nach und lachte verwundert. »Nein, Win, das kann man so beim besten Willen nicht sagen. Bei jeder Erwähnung deines Namens lauscht er mit allergrößter Aufmerksamkeit.«
    »Man sollte die Gefühle eines Mannes anhand seiner Taten messen.« Win seufzte und rieb sich über die müden Augen. »Anfangs war ich verletzt, weil er auf meine Briefe nicht geantwortet hat. Dann wurde ich wütend. Jetzt komme ich mir einfach wie eine Närrin vor.«
    »Warum, meine Liebe?«, fragte Amelia, und ihre blauen Augen strahlten Besorgnis aus.
    Weil ich liebe und mir diese Liebe achtlos vor die Füße geschleudert wurde. Weil ich ein Meer aus Tränen an einen großen, hartherzigen Rohling verschwendet habe.
    Und weil ich mich dennoch danach sehne, ihn wiederzusehen.
    Win schüttelte den Kopf. Das Gespräch über Merripen hatte sie aufgewühlt und melancholisch gestimmt. »Ich bin erschöpft nach der langen Reise, Amelia«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich …«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, beteuerte ihre Schwester, zog Win vom Sofa und legte ihr einen beschützenden Arm um die Schultern. »Leo, bring bitte Win auf ihr Zimmer. Ihr müsst beide müde sein. Wir haben morgen noch genügend Zeit zum Reden.«
    »Ach, dieser liebreizende Befehlston«, schwelgte Leo in Erinnerungen. »Rohan, ich hatte gehofft, du hättest ihr im Laufe der Zeit die Angewohnheit ausgetrieben, sich wie ein strenger Feldwebel aufzuführen.«

    »Ich liebe jede einzelne ihrer Angewohnheiten«, erwiderte Rohan und grinste seine Gattin an.
    »Welches Zimmer bewohnt Merripen?«, flüsterte Win ihrer Schwester zu.
    »Dritter Stock, Nummer einundzwanzig«, sagte Amelia leise. »Aber du darfst heute Abend nicht zu ihm gehen, Liebste.«
    »Natürlich nicht«, entrüstete sich Win und lächelte sie an. »Heute Abend werde ich nichts weiter tun, als unverzüglich ins Bett zu schlüpfen.«

Siebtes Kapitel
    Dritter Stock, Zimmernummer einundzwanzig. Win zog sich die Kapuze ihres Umhangs fester um den Kopf und verbarg das Gesicht, während sie den menschenleeren Korridor entlangschritt.
    Natürlich musste sie Merripen finden. Sie war so weit gekommen. Sie hatte unzählige Meilen zu Land und zu Wasser hinter sich gebracht, und wenn sie es recht besah, tausend Leitern in der Turnhalle des Sanatoriums erklettert, nur um ihn zu erreichen. Nun, da sie sich im selben Gebäude befanden, würde sie die Reise nicht vorzeitig abbrechen.
    Die Hotelkorridore waren an beiden Enden mit von Säulen gerahmten Fenstern ausgestattet, die tagsüber das Sonnenlicht hereinließen. Leise Musik drang von weither zu ihr. Wahrscheinlich fand im Ballsaal oder dem weltbekannten Esszimmer eine private Feier statt, dachte sie. Harry Rutledge wurde auch der Hotelier der Hautevolee genannt, denn er hieß die Berühmten, Mächtigen und Reichen in seinem Haus willkommen.
    Nachdem Win hastig die vergoldeten Schilder an den Türen überflogen hatte, fand sie schließlich die Nummer einundzwanzig. Ihr Magen rebellierte, und jeder Muskel verkrampfte sich vor Aufregung. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie zerrte an ihren Handschuhen, streifte sie ab und schob sie in die Taschen ihres Umhangs.

    Ungeduldig klopfte sie übertrieben laut an der Tür. Dann wartete sie wie erstarrt, den Kopf gesenkt, konnte vor Nervosität kaum atmen. Sie schlang sich unter dem weiten Umhang die Arme um den Körper.
    Sie war nicht sicher, wie viel Zeit tatsächlich verstrichen war, aber es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür aufgesperrt und geöffnet wurde.
    Bevor sie sich überwinden konnte, den Blick zu heben, vernahm sie Merripens Stimme. Sie hatte vergessen, wie tief und dunkel sie war, wie sehr sie sie schon immer berührt hatte.
    »Ich habe keine Frau kommen lassen, jedenfalls nicht heute Nacht.«
    Die letzten beiden Worte schnürten

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