Glut und Asche
wirklich nicht b e sonders klug von dir hierherzukommen. Hatte ich dich nicht gewarnt, dass du auf dieser Seite der Brücke nichts zu suchen hast?«
»Das hattest du«, bestätigte Frederic und drückte ab. Die Steinschlosspistole entlud sich mit einem Funken sprühenden Z i schen, das in einen peitschenden Knall überging, und spie eine orangefarbene Flamme In Ihre Ric h tung. Andrej war sich jenseits allen Zweifels sicher, dass sie den Oberkörper mit schattenhafter Geschwindigkeit erst zur Seite drehte, nachdem er abgedrückt hatte. Trotzdem konnte er sehen, wie die Kugel harmlos hinter Ihr Funken aus der Brüstung schlug und als Querschläger davonheulte.
Frederic und die beiden Vampyre setzten sich gleichzeitig In Bewegung, ebenso lautlos wie rasend schnell, und auch Meruhe verwandelte sich von einem Lidschlag zum anderen In einen huschenden Schatten, der sich fast schneller bewegte, als selbst Andrejs Blicke Ihm zu folgen vermochten. Stahl blitzte auf, und Frederics Pistole flog, säuberlich In zwei Hälften geschnitten, In unterschiedliche Richtungen davon. Der Junge taumelte z u rück und starrte verblüfft auf seine Hand, die plötzlich leer war und heftig blutete, und praktisch Im gleichen Sekundenbruchtell prallten auch Abu Dun und die beiden überlebenden Vampyre zusammen. Alles geschah gleichzeitig und noch Immer so schnell, dass Andrej hinterher Mühe hatte, sich an den genauen Ablauf der Geschehnisse zu erinnern - falls die Dinge nicht ta t sächlich alle Im gleichen Sekundenbruchtell geschahen, als fände der gesamte bizarre Kampf außerhalb der Wirklichkeit statt. Einer der Vampyre brach zusammen, und das auf eine Art, die Andrej klarmachte, dass er nie wieder aufstehen würde, und auch Meruhes Schwert züngelte mit einer seh r langenhaften Bewegung nach Ihrem kleinwüchsigen Gegner.
Andrej wälzte sich mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte, sich auf Händen und dem unversehrten Knie hoc h zustemmen, aber es ging nicht. Der Schmerz, den er gerade vermisst hatte, explodierte jetzt regelrecht In seinem Bein und ließ schon den bloßen Gedanken, es belasten zu wollen, zu e i ner Qual werden. Und es war auch nicht nötig. Weder gab es etwas, was er In seinem Zustand für Abu Dun und Meruhe tun konnte, noch hatten sie seine Hilfe nötig. Meruhe war nun vollends bei Frederic, packte Ihn mit einer Hand und schle u derte Ihn mit solcher Gewalt gegen die Mauer, dass der Anprall Ihm vermu t lich ein paar Knochen brach.
Wenn es so war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Wütend sprang er wieder auf die Beine, schleuderte sein Spie l zeugmesser nach Meruhe und fuhr auf dem Absatz herum, um mit einer einzigen, fließenden Bewegung über die Mauer zu flanken.
Dahinter lauerte ein Abgrund von annähernd hundert Fuß Tiefe, doch es war nicht der Sprung in den sicheren Tod, nach dem es vielleicht aussah. Gerade als es schien, dass er unwe i gerlich abstürzen müsse, warf er sich zum zweiten Mal mitten im Sprung herum, klammerte sich an dem rauen Mauerwerk fest und versetzte Meruhe einen wuchtigen Fußtritt. Nach a l lem, was Andrej bisher mit Ihr erlebt hatte, hatte er erwartet, dass sie ihn mühelos abwehren würde, und das gelang Ihr auch, aber weder mühelos noch vollkommen. Frederics Fuß traf sie Immer noch hart genug an der Schulter, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, und mehr brauchte er nicht. Ohne auf den zornigen Schwerthieb zu achten, mit dem Meruhe noch im Fallen nach Ihm schlug, sprang er geradewegs über sie hi n weg, raste Im Zickzack zwischen Abu Dun und ihm hi n durch und war im nächsten Moment i n dem gleichen Treppe nsch acht verschwunden, durch den sie gerade heraufgekommen waren. Abu Dun wollte hinter Ihm herstürzen, doch der letzte noch lebende Vampyr warf sich Ihm mit ausgebreiteten Armen In den Weg und hätte Ihn um ein Haar zu Fall gebracht. Abu Dun schlug Ihm die Waffe aus der Hand, rlss Ihn In die Höhe und schleuderte Ihn In hohem Bogen über die Brüstung. Noch wä h rend er mit einem gellenden Schrei In die Tiefe stürzte, fuhr der Nubier abermals herum und setzte dazu an, Frederic zu verfo l gen, doch dieses Mal rief Meruhe Ihn zurück.
»Abu Dun! Nicht 1 «
Abu Dun machte noch einen stolpernden Schritt, blieb dann widerwillig stehen und wandte sich zu Meruhe um. »Was soll das?«, fragte er ärgerlich. »Willst die Ihn etwa entkommen la s sen?«
»Er entkommt uns nicht«, antwortete Meruhe, während sie sich umständlich und Ihr Schwert wie einen Stab
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