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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Hosen und starrte den Ju n gen einigermaßen empört an.
    »He, Moment!«, sagte Fred hastig. »Nicht das, was du denkst! Also dafür ist dann wohl eher Bess zuständig.« Er grinste breit, aber nur so lange, bis er sich Andrejs eisigen Blicks bewusst wurde, dann schürzte er trotzig die Lippen.
    »Du siehst wirklich gut aus«, sagte er In seiner Stimme war jetzt allerdings keine Spur mehr von Bewunderung, ganz gleich, welchen Grund sie auch gehabt haben mochte. »Ich meine: Du bist wirklich gut gebaut. Kräftig. Du musst sehr stark sein.«
    »Ich bin zufrieden«, antwortete Andrej, während er sein mit Blut besudeltes Hemd überstreifte. »Auch wenn ich es mit der einen oder anderen Frau noch nicht aufnehmen kann.«
    Fred ignorierte die Bemerkung. »Du hast nie Hunger gehabt, wie?«, fragte er. »Und keine einzige Narbe. Für jemanden, der so gut kämpft wie du, ist das schon erstaunlich, finde ich.«
    Andrejs feines Gehör ließ ihn einen überraschten Ausruf h ö ren und hastig trappelnde Schritte, die Freds stumpfen mensc h lichen Sinnen verborgen blieben.
    »Ich habe gut auf mich aufgepasst«, sagte er.
    »Ja, vor allem gestern Nacht«, sagte Fred. Er deutete mit dem Kopf auf die Weste, in die Andrej gerade geschlüpft war »Bess hat deine Klamotten gewaschen und so gut geflickt, wie sie konnte. Sie ist keine besonders gute Schneiderin, fürchte ich, aber besser kriegen wir's nicht hin.«
    Andrej sah an sich herab und bemerkte erst jetzt die groben Stiche, mit denen nicht nur seine Weste, sondern auch das Hemd und die Jacke geflickt worden waren. Fred hatte recht: Bess war eine miserable Schneiderin. Selbst für eine Achtjähr i ge. »Das macht nichts«, sagte er. »Ich glaube, ich habe irgen d wo noch ein zweites Hemd.«
    Der Lärm kam nähen Rufe und aufgeregte Schritte und dann ein verärgertes Grunzen. Eigentlich musste selbst Fred es jetzt hören, aber er war viel zu sehr mit Andrej beschäftigt, um d a rauf zu achten.
    »Deine Kleider sehen aus, als wären sie unter einen Pflug geraten«, sagte er. »Und du hast keinen Kratzer.«
    »Ich hatte Glück«, sagte Andrej. »Und gute Verbündete.«
    Fred blieb ernst. »Ich habe das Blut gesehen, Andrej Del a ny «, sagte er. »Dein Blut.«
    Da musst du dich wohl getäuscht haben - wollte er sagen. Aber das Schicksal kam ihm ausnahmsweise einmal zu Hilfe, bevor er diese lahme Ausrede vorbringen konnte. Es erschien in Gestalt eines mehr als zwei Meter großen (und fast ebenso breiten) schwarzen Mannes in dem Rahmen der Tür, die mit einem einzigen Tritt nicht nur aus dem Schloss gesprengt, so n dern in Stücke geschlagen in den Raum geschleudert wurde. Noch b e vor die ersten Trümmer auf den Boden aufschlugen, wirbelte Fred herum und riss etwas Glänzendes unter der Jacke hervor, und Andrej packte blitzschnell zu, ergriff Fred am Kr a gen und lupfte ihn einfach in die Höhe. Fred versuchte instin k tiv, ihn mit seinem rostigen Messer zu schneiden, und Andrej schlug ihm die Waffe mit einer schnellen Bewegung aus der Hand.
    »Beruhige dich«, sagte er rasch. »Das ist nur ein alter Freund von mir.«
    »Ich bin nicht alt«, behauptete Abu Dun, während er gebückt und mit einem einzigen großen Schritt in den Raum hereintrat. »Und ob wir Freunde sind, daran beginne ich allmählich zu zweifeln, Hexenmeister.«
    »Lass mich los!«, schrie Fred. »Lass mich los, oder du wirst es bereuen!«
    Andrej ignorierte ihn, wenn auch nicht vollkommen. Er streckte den Arm, an dem er den Jungen hielt, noch ein wenig weiter aus, damit ihn Freds wild strampelnde Beine nicht in den Leib trafen. Erst dann sah er Abu Dun genauer an und hatte trotz allem Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    Abu Dun und er befanden sich in durchaus vergleichbaren Lagen. Der zwei Meter große nubische Koloss war deutlich besser gekleidet als er, trug aber gleich zwei strampelnde und za p pelnde Anhängsel an halb ausgestreckten Armen mit sich, und ein dritter Junge klammerte sich an sein Bein und schlug mit der freien Faust immer wieder auf seine Wade ein. Andrej war ziemlich sicher, dass Abu Dun es nicht einmal spürte. Ebenso sicher wusste er, dass das, was der Nubier gerade tat, nicht b e sonders klug war.
    »Verdammt noch mal, lass mich runter!«, brüllte Fred. »S o fort!«
    »Nur, wenn du mir versprichst, uns nichts anzutun«, sagte Abu Dun feixend. »Und deine Krieger natürlich auch nicht, großer Boss.« Er schwenkte die beiden Jungen, die er am Kr a gen gepackt hatte, hin und her und

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